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Bildungsforschung:

Senioren sind produktiver dank stabiler Stimmung

Werden Menschen mit zunehmendem Alter wirklich vergesslich und sind weniger leistungsfähig? Eine Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung widerlegt das.

Senioren sind auch im hohen Alter noch leistungsfähig.

Senioren punkten in Sachen Leistungsfähigkeit durch eine bessere Stimmunglage. Bild: © fotolia.de

Es sind Stoßseufzer, die häufiger von älteren Menschen zu hören sind: „Ich komme einfach nicht auf den Namen…, ich werde halt vergesslich“ oder „Ich muss mir alles aufschreiben, so ist das halt, wenn man alt wird“. Andererseits kennen auch jüngere Menschen das Phänomen, an manchen Tagen einfach nichts auf die Reihe zu bekommen und den verflixten Haustürschlüssel wieder einmal schier unauffindbar verlegt zu haben. Wie es um die geistige Leistungsfähigkeit bei Jung und Alt tatsächlich bestellt ist, haben Wissenschaftler mit der Cogito-Studie untersucht.

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Tage, die komplett im Eimer sind, weil einfach gar nichts geht, sind eher eine Frage der Wahrnehmung als eine Tatsache. Das ist eines der Ergebnisse der Forscher. Das bedeutet jedoch nicht, dass es generell keine Leistungsschwankungen des Geistes gäbe. Die gibt es durchaus, allerdings eher im Tagesverlauf, also in kürzeren Episoden. Florian Schmiedeck, federführend an der Studie beteiligt, stellt fest: „Die tatsächlichen Schwankungen von Tag zu Tag sind vergleichsweise gering.“

Schwankende Leistungen zeigen eher Jüngere

Geistige Leistungsfähigkeit ist zunächst einmal ein eher schwammiger Begriff. Konkret sollten die Personen, die an der Studie teilgenommen haben, zwölf Aufgaben lösen, mit denen die Geschwindigkeit der Wahrnehmung getestet wurde, die Merkfähigkeit sowie das Arbeitsgedächtnis. Natürlich nicht nur einmal. Da es um Schwankungen der Leistungsfähigkeit ging, mussten sie die Aufgaben an jeweils 100 Tagen bearbeiten. Als jung wurden dabei die 101 Personen zwischen 20 und 31 Jahren definiert, die Gruppe der „Alten“ bestand aus 103 Personen zwischen 65 und 80 Jahren.

Die älteren Versuchsteilnehmer zeigten dabei unerwartet stabilere Leistungen. Beim Vergleich der Ergebnisse an einzelnen Tagen gab es bei den Jüngeren größere Schwankungen in der geistigen Leistungsfähigkeit. Auf dem Arbeitsmarkt sind ältere Menschen häufig allerdings nicht mehr gefragt – die Ergebnisse dieser Studie weisen indes darauf hin, dass sie die zuverlässigeren Mitarbeiter sein könnten, die eben mit gleichbleibender Leistung punkten.

Die Vorzüge eines ausgeglichenen Alltags

Wie machen sie das nun – die Alten, obwohl es doch angeblich mit den Jahren sowohl körperlich als auch geistig unaufhaltsam bergab geht? Tja, sie haben eben etwas gelernt – nicht zuletzt scheint Gelassenheit dabei eine Rolle zu spielen. Florian Schmiedeck erläutert dieses Ergebnis der Studie: „Weitere Auswertungen weisen darauf hin, dass für die höhere Zuverlässigkeit bei den Älteren erlernte Strategien bei der Aufgabenbearbeitung, eine gleichbleibend hohe Motivation sowie ein ausgeglichener Alltag mit stabiler Stimmungslage eine Rolle spielen.“

Mit 80 noch ins Büro?

Ob daraus nun gefolgert werden darf, dass das aktive Berufsleben den 65- bis 80-Jährigen vorbehalten bleiben sollte, während die Jungen sich erst einmal um eine stabile Stimmungslage bemühen – und vielleicht vorab Rente beziehen? – sei dahingestellt. Das ist schließlich nicht Aufgabe der Wissenschaft.

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Über Lucy M. Laube

Lucy M. Laube ist eine freie Journalistin und diplomierte Sozialwissenschaftlerin. Zu ihren bisherigen beruflichen Stationen zählen unter anderem Radio Bremen, Greenpeace und das Goethe-Institut. Seit Anfang 2012 schreibt sie als Redakteurin für das Artikelmagazin.

Ein Kommentar

  1. Die Idee mit der Rente in jungen Jahren ist nicht neu, aber immer wieder eine schöne Vorstellung.
    Es braucht ein Umdenken in der Gesellschaft, was die „jungen Alten“ angeht. Ich nenne das „Alterskompetenz“. Ruhestand war früher. Heute gibt es Aktivität, Kreativität und Mobilität für die „jungen Alten“. Schön, dass die Wissenschaft uns da unterstützend zur Seite steht.