Denn trotz Kritik und Warnungen tragen es noch immer viele von uns tagtäglich im Mund spazieren, nämlich als Amalgam-Füllung, oder schrauben es sich guten Gewissens in die Lampenfassung. Aber ist das nun wirklich so gefährlich?
Ein besonderes Element
Wie es die Überschrift bereits verrät, bedeutet der ursprüngliche Name des Quecksilbers übersetzt so viel wie „lebendiges Silber“. Die Lebendigkeit spiegelt sich dabei in der außergewöhnlichen Eigenschaft wider, dass Quecksilber das einzige Metall ist, welches unter normalen Umständen flüssig vorliegt. Verantwortlich dafür ist der Aufbau des Metalls, der aufgrund einer einzigartigen Zusammensetzung der Elektronen keine feste Bindung der Atome zulässt. Entsprechend verdunstet Quecksilber auch schon bei normaler Zimmertemperatur und weist im gasförmigen Zustand als einziges Element neben den Edelgasen eine nur einatomige Struktur auf. Durch die hohe Oberflächenspannung des Metalls benetzt es keine Untergrundflächen, sondern zieht sich immer zu kleinen Kügelchen zusammen. Im Gegensatz zu anderen Metallen weist das Quecksilber zwar eine schlechte, elektrische Leitfähigkeit auf, wurde durch die übrigen Eigenschaften aber dennoch zum attraktiven Element für Wissenschaft und Industrie.
Die vielfältige Verwendung von Quecksilber
Als chemisches Element mit der Bezeichnung „Hg“ (Hydrargyrum) findet sich das Quecksilber in natürlichen Vorkommen häufig in Form des Minerals Zinnober. Um reines Quecksilber daraus zu erhalten, muss das Mineral bei einem Röstverfahren mit Sauerstoff reagieren. Das dadurch gewonnene, flüssige Schwermetall findet dann noch heute eine vielfältige Verwendung sowohl im reinen Zustand als auch in Verbindungen, den sogenannten Amalgamen.
Thermometer
Das Quecksilber reagiert in seiner thermischen Ausdehnung zwischen 0 und 100 Grad Celsius proportional zur Temperatur, wodurch sich das Metall entsprechend perfekt für Thermometer eignet. Durch die zuverlässige Messung sind Quecksilber-Thermometer sowohl in der Wissenschaft als auch in der angewendeten Medizin noch immer sehr beliebt.
Allgemeine Verwendung
Wie vielseitig Quecksilber wirklich ist, zeigt sich deutlich an den verschiedenen Einsatzbereichen. Das Schwermetall wurde lange für Schalter in der Elektronik verwendet, wo es seine hohe Oberflächenspannung austrumpfen konnte und beim Goldwaschen wird mit dem Schwermetall noch heute feiner Goldstaub gebunden und gewonnen. Des Weiteren wurde Quecksilber zur Desinfektion verwendet, im 19. Jahrhundert sogar als Heilmittel gegen Frauenbeschwerden oder Syphilis eingesetzt und machte selbst als prunkvolle Kunst eine gute Figur. So soll das Grabmal des ersten chinesischen Kaisers angeblich mit Flüssen aus Quecksilber verziert gewesen sein. Sicher eine schöne Variante, aber garantiert keine Gesunde, vermutlich ebenso wenig, wie der kontrovers diskutierte Einsatz in der Zahnmedizin.
Amalgam-Zahnfüllungen
Seit dem Jahr 1820 werden Amalgam-Füllungen rege in der Zahnmedizin verwendet. Zum einen ist die Metalllegierung besonders leicht zu verarbeiten und verzeiht kleinere „Füllfehler“ ohne Probleme, zum anderen ist die Legierung sehr lange haltbar, nicht selten ein Leben lang. Nicht zu vergessen ist zudem die günstige Herstellung von Amalgam-Füllungen, weshalb Krankenkassen auch nur diese übernehmen. Zu Beginn der Verwendung von Amalgam waren über 50% Quecksilber in der Legierung enthalten, heute sind es immerhin nur noch rund 3%, allerdings aber auch 3% zu viel, wie viele Kritiker finden. Schon in der Anfangszeit stand wurde die Quecksilberverbindung heiß diskutiert, war man sich schon damals der Gefährlichkeit des giftigen Schwermetalls bewusst.
Die Schattenseiten des Quecksilbers
Quecksilber ist hochgiftig für den menschlichen Organismus. Abgesehen von allergischen Reaktionen kann das flüssige Metall schwere Vergiftungen auslösen, wobei die metallischen Dämpfe beim Verdunsten des Quecksilbers weitaus gefährlicher sind als das Metall selbst. Die Aufnahme des Metalls über den Magen-Darm-Trakt ist vergleichsweise harmlos, während eine Vergiftung über die Lunge durch das Einatmen tödlich sein kann. Akute Vergiftungen treten aber eher selten auf und äußern sich zunächst in Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und einem trockenen Mund beziehungsweise Rachen, bevor das Schwermetall irreparable Schäden unter anderem an der Leber und den Nieren verursacht. Die Symptome einer akuten Vergiftung können erst nach Monaten auftreten und auch noch nach mehr als einem Jahr zum Tode führen. Daher ist eine schnelle Behandlung unbedingt notwendig. Schon eine Menge von 150mg bis 300mg Quecksilber kann umgehend tödlich sein.
Viel häufiger sind allerdings die chronischen Quecksilbervergiftungen, bei denen die Aufnahme über einen längeren Zeitraum in geringen Mengen verläuft. Eine Gefahr besteht besonders bei beruflichem Hintergrund mit dem Schwermetall und über die Nahrungsaufnahme. Weiterhin stehen auch die Amalgam-Zahnfüllungen bei unabhängigen Wissenschaftlern im Verdacht chronische Vergiftungen zu begünstigen, obwohl dies von offiziellen Seiten immer wieder dementiert wird. Nichtsdestotrotz ist es sinnvoll sich im Zweifelsfall gegen den Angeklagten zu entscheiden. Denn Alternativen zur Amalgam-Füllung gibt es zu Genüge, aber die Gesundheit hat man nur einmal.
Im Dienst für die Umwelt?
Energiesparlampen sollen die Umwelt eigentlich schonen und Energie verbrauchen sie auch tatsächlich weniger. Doch zum Entsetzen vieler Kritiker ist Quecksilber in den neuen Lichtquellen enthalten. „Kein Grund zur Beunruhigung“, melden die Medien und geben Tipps, wie sich beim Bruch einer Lampe eine schwere Vergiftung vermeiden lässt. Der Raum in dem die Birne zerbrach soll gut gelüftet und für mindestens 15 Minuten verlassen werden. Doch mal ehrlich: Klingt das wirklich beruhigend? Zum einen sind solche „Tipps“ garantiert nicht flächendeckend bekannt und zum anderen müssen Abertausende Birnen doch auch irgendwann entsorgt werden, oder nicht? Böse Zungen würden behaupten, dass die Energiesparlampen daher weniger im Dienst der Umwelt als vielmehr im Dienst einiger Geldbeutel stehen, die etwas praller werden sollen. Merkwürdig in jedem Falle aber ist, dass Quecksilber-Thermometer seit 2009 auch in Deutschland nicht mehr für den Privathaushalt hergestellt werden dürfen, während das Schwermetall den Verbrauchern durch die Energiesparlampen quasi aufgezwungen wird. Das europaweite Verbot klassischer Glühlampen wurde bereits durch einen EU-Beschluss besiegelt und bis 2012 sollen die Glühbirnen auch komplett aus den Regalen verschwunden sein. Wer also auf eine Quecksilberbestückung der eigenen Wohnung möglichst lange verzichten möchte, sollte sich noch einen kleinen Vorrat an Glühlampen anlegen oder gleich auf teurere Alternativen wie eine LED-Beleuchtung ausweichen. Denn dass sich die Widersacher der Energiesparlampen gegen den EU-Beschluss noch durchsetzen können ist eher unwahrscheinlich.
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