Wer kennt nicht den Begriff der Midlife-Crisis, jener Lebenskrise, die Frauen und Männer im schwierigen Alter zwischen jugendlicher Anmut und graumeliertem Haar scheinbar so oft befällt? Geht’s von jetzt an bergab? Nein, ich will es nochmal wissen und mach mich dabei so richtig schön lächerlich.“
Bilder von sportwagenfahrenden Mittfünfzigern mit zwanzigjährigen Blondinen im Arm kommen uns in den Sinn, oder von Frauen, die mit der Mode und dem Make-up ihrer erwachsenen Töchter konkurrieren. Ein trauriges Bild. Doch heutzutage gilt auch bei Krisen: Alles geht schneller.
Die große Lebenskrise unserer Zeit sieht nach Meinung vieler Psychologen anders aus und sie stellt sich auch schon viel früher ein: Quarterlife-Crisis heißt die Geißel unserer Zeit – und sie schlägt bereits vor dem dreißigsten Geburtstag zu.
Alles ist möglich – und das macht Stress
Die Welt steht ihnen scheinbar offen, den studierten und fitten jungen Leuten, die Zertifikate anerkannter Hochschulen in der Tasche haben und Mama und Papa als Rückendeckung und finanzielles Polster im Rücken wissen. Doch gerade diese Offenheit ist es, die vielen von ihnen zu schaffen macht.
Wie soll man sich entscheiden, wenn nichts sicher ist und doch alles möglich? „Welche berufliche Laufbahn soll ich einschlagen, wo doch die Grenzen zwischen den Berufsbildern immer mehr verschwimmen? Kann ich auf dem Arbeitsmarkt bestehen? Was ist denn jetzt wichtiger: Selbstverwirklichung oder Alterssicherung?“
Quarterlife-Crisis: Ein Phänomen mit Breitenwirkung
Alexandra Robbins und Abby Wilner prägten den Begriff der Quarterlife-Crisis 1997, als sie erkannten, dass es vielen ihrer Altersgenossen ähnlich geht wie ihnen selbst: Sie werden mit den Erwartungen, denen sie sich ausgesetzt werden nicht fertig und sitzen fest in Selbstzweifeln und Zukunftsängsten.
Die beiden Amerikanerinnen wurden zu Bestsellerautorinnen und schafften es, dieses psychologische Phänomen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken. Nicht nur die Talkmasterin Oprah Winfrey, sondern auch Psychologen setzten sich mit dem Thema auseinander.
So fand Oliver Robinson von der Londoner Universität Greenwich in einer Umfrage unter 1000 jungen Leuten heraus, dass 86 Prozent sich selbst durch die Zielsetzung „Mit 30 erfolgreich im Beruf und fest in einer glücklichen Beziehung“ enorm unter Druck setzten.
Und plötzlich sind da alle Anforderungen auf einmal
Es ist nicht das Problem ihrer seit Jahren mit der Realität der Arbeitswelt vertrauter Altersgenossen, das den akademisch gebildeten Endzwanzigern mit ihrem Studienabschluss plötzlich schlagartig bewusst wird: Sie verlassen den Schonraum „Hochschule“ und sollen eine berufliche Karriere starten, wenn die biologische Uhr bereits stark im Bereich „Beziehungsfestigung“ und „Familienplanung“ tickt.
Glücklich, wer sich in diesem vermeintlichen Dilemma nicht verliert, sondern einfach einen ersten Schritt wagt. Ausprobieren, testen, losmarschieren. Alles auf einmal wollen lähmt und zerreißt. Wer’s nicht alleine schafft, sollte sich ehrenamtlich betätigen (anderen zu helfen hilft, Sinn im eigenen Leben zu finden) oder sich eine Kurzzeittherapie bzw. ein Coaching gönnen – mit Hilfe von außen lässt sich auch die Quarterlife Crisis besser bewältigen…
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