Der psychodiagnostische Fragebogen ist sowohl für die wissenschaftliche Forschung als auch für die klinische Psychologie und die psychologische gutachterliche Tätigkeit ein unverzichtbares Werkzeug. Denn hier kann in kontrollierter und komprimierter Form eine Fülle an persönlichen Informationen vom Probanden gewonnen und ausgewertet werden. Damit die Fragebogenergebnisse jedoch die seelische Realität wahrheitsgetreu und für den Erkenntnisprozess wertschöpfend abbilden können, müssen bei der Testentwicklung einige wichtige Grundregeln beachtet werden.
Gütekriterien professionell konstruierter Psycho-Tests
In einem psychometrischen Fragebogen steckt jede Menge Arbeit. Denn dort, wo der Proband lediglich ein paar Fragen zu seiner Person sieht, durchliest und beantwortet, wurde vorher an sämtlichen Registern der psychologischen Methodenlehre im Allgemeinen und der Testtheorie und Testkonstruktion im Speziellen gezogen. Dabei kommt es, kurzgefasst, auf die folgenden Qualitätsmerkmale an:
Objektivität
Sind die Fragen für den Befragten eindeutig und unmissverständlich? Weiß er ganz genau, was er zu tun, und wie er zu verfahren hat? Und kommen bei einem ausgefüllten Fragebogen unterschiedliche Testauswerter zu exakt demselben Ergebnis? Dann gilt der Test als objektiv.
Reliabilität
Wie exakt, zuverlässig und stabil sind die Messergebnisse? Sind die Testbefunde mit groben Fehlern behaftet oder unterliegen sie starken Schwankungen? Kann man sich auf die Belastbarkeit der Befragungsergebnisse verlassen? Nur jene Tests, die das, was sie messen sollen, auch präzise messen, sind im professionellen Einsatz brauchbar. Schließlich verwendet ein Heimwerker ja auch keinen Zollstock aus Knetgummi.
Validität
Hier geht es darum, ob der Test auch wirklich inhaltlich das erfasst, was er erfassen soll. Denn wenn es einem Fragebogenkonstrukteur beispielsweise passiert, dass er eigentlich die Variable „Geselligkeit“ erfassen will, dann aber tatsächlich, aufgrund schlampiger inhaltlicher Vorarbeiten, Messwerte für etwas ganz anderes erhält (z.B. Erlebnishunger), dann nützt auch der objektivste und messgenaueste Test rein gar nichts.
Was es bei dieser hoch komplexen Materie alles zu wissen und zu berücksichtigen gilt, füllt im Studiengang Psychologie ganze Semester, und sorgt für kräftig rauchende Köpfe. Und nur den wenigsten Psychologiestudenten macht es wirklich Freude, mit beiden Händen tief in den trockenen Eingeweiden der psychologischen Methodenlehre herumwühlen zu müssen. Da hat man es als Befragter wesentlich leichter. Denn das Ausfüllen von Psychofragebögen kann zum einen sehr viel Spaß machen, und zum anderen wertvolle Einblicke ins eigene Seelenleben vermitteln.
Wer Lust auf einen anonymen Psycho-Check hat, dem bietet das Internet reichlich seriöse Gelegenheiten zur spannenden Selbsterkenntnis. Besonders zu empfehlen ist dabei die Initiative „Charakterstärken“ der Universität Zürich. Dort können Kinder, Jugendliche und Erwachsene nach Herzenslust professionell entwickelte Fragebögen online ausfüllen, und sich bei der anschließenden unmittelbaren online Auswertung auf sehr viele persönliche Aha-Erlebnisse freuen. Da lohnt das Mitmachen auf jeden Fall. Jedenfalls dann, wenn man Selbsterkenntnis als Möglichkeit der Weiterentwicklung schätzt.
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