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Trugwahrnehmung:

Pareidolie – Die Sucht des Gehirns nach sinnvollen Mustern

Pareidolie – eine rechtzeitige und treffsichere Mustererkennung war eines der evolutionären Erfolgsrezepte des Menschen. Besonders wichtig war es dabei, den emotionalen Ausdruck in Gesichtern schnell zu erkennen und richtig zu deuten.

Pareidolie: Ungewöhnliche Wolke am Himmel.

Pareidolie – die Wolke hat augenscheinlich große Ähnlichkeit mit einer Schildkröte . Bild: © fotolia.de

Denn nur so sind positive und förderliche zwischenmenschliche und gesellschaftliche Situationen und allseits entspannte Zustände zu gewährleisten. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass genau aus diesem Grund jeder Mensch zu allen Gelegenheiten danach trachtet, in prinzipiell sinnfreien visuellen Reizen nach der Anwesenheit menschlicher Gesichter zu fahnden. Den psychischen Prozess, der uns Menschen so gerne nach der verborgenen Figur im gesehenen Zufallsmuster suchen lässt, nennt die wissenschaftliche PsychologiePareidolie„. Und es ist wirklich faszinierend, was uns unser stets um Erkenntnisgewinn bemühtes Denkorgan zu diesem Thema so alles optisch unterjubelt.

Life on Mars?

Der junge David Bowie hatte es schon musikalisch vermutet – heute hat uns die Weltraumforschung einen faszinierenden Bildbeweis dafür geliefert, dass es auf dem Mars intelligentes Leben gegeben haben muss. Denn wie sollte man sich sonst das so friedlich und still vor sich hinträumende Marsgesicht in der Cydonia-Region des roten Planeten erklären? Muss man in dieser Formation nicht das absichtsvolle bildhauerische Werk einer hochbegabten Lebensform vermuten, die etwas wirklich Großes schaffen wollte? Oder hat sich hier wirklich nur der kosmische Zufall ausgetobt? Falls letzteres zutrifft, was nach neueren Erkenntnissen wahrscheinlicher ist, hätten wir es mit einer waschechten Pareidolie wahrhaft astronomischen Ausmaßes zu tun.

Wolken mit menschlichen Zügen

Man muss natürlich kein Raumfahrer sein, um sich von verblüffenden Pareidolien unterhalten zu lassen. Manchmal genügt auch ein Blick zum Himmel über unserer Erde. Besonders dann, wenn sich dort bizarre Wolken zusammenbrauen. Und wenn man das himmlische Schauspiel dann noch geistesgegenwärtig mitfilmt, dann können derart phantastischen Aufnahmen dabei herauskommen, dass sogar YouTube ins stürmische Schwärmen kommt. Der Tubist „adsense55“ hat hier etwas für die internette Ewigkeit festgehalten, dem man sich als staunender Zaungast nicht entziehen kann. Wer hier keinen Menschenkopf im Profil zu erkennen vermag, dem sei durchaus zur Konsultation eines Neurologen geraten. Denn diese Pareidolie kommt wirklich extrem überzeugend dahergebraust.

Pareidolien als Paradetrick projektiver Psychotests

Jede Pareidolie spiegelt das pausenlose Bemühen des Bewusstseins wieder, aus einer mehrdeutigen Reizvorlage sinnstiftende Strukturen zu isolieren. Dabei spielt es natürlich eine Rolle, wie die Psyche gerade so „drauf“ ist. Und diesen Umstand machen sich in der Psychodiagnostik die projektiven Testverfahren zunutze. Denn auch hier werden die Testkandidaten ja dazu aufgefordert, in irgendwelchen Tintenklecksen oder unscharfen Bildern ein Muster zu erkennen und zu benennen. Ob man dann einen schlafenden Hund, eine nackte Frau oder ein Schinkenbaguette zu sehen meint, hat etwas mit der latenten seelischen Befindlichkeit zu tun. Und genau das ist es ja, was die Psychologen so brennend interessiert.

Mamma!

Das erste, was Säuglinge sowohl erkennen als auch richtig deuten können müssen, sind menschliche Gesichter. Denn zum Überleben ist es unabdingbar, die beschützenden und versorgenden Bezugspersonen nicht mit anderen Dingen zu verwechseln. Das Gesicht seiner Mutter sofort zu registrieren, und mit einem unwiderstehlichen Lächeln darauf zu reagieren, ist die allererste und wichtigste Lektion der Babyschule. So wichtig, dass auch das erwachsene Gehirn die Freude am Gesichtersuchen nie verliert.

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