Die noch relativ junge wissenschaftliche Disziplin des Neuromarketing sowie die psychologische Feldforschung haben hier an einem klaren „Ja“ gar keine Zweifel. Werfen wir also einen Blick auf den Parkplatz, und lassen wir uns davon überraschen, was die dort abgestellten Fahrzeuge uns womöglich über ihre stolzen Besitzer und Fahrer verraten würden.
Der Emotionalitätsfaktor
Gruppiert man die Automarken empirisch nach der mit ihnen verbundenen Emotionalität, so finden sich hohe Werte bei BMW, Audi, Mercedes, Alfa Romeo, Jaguar und Porsche. Fahrer solcher Fahrzeuge definieren sich ausdrücklich und absichtsvoll über ihren Wagen und erwarten, dass man entsprechend respektvoll mit ihnen umgeht. Umgekehrt können sie äußerst empfindlich reagieren, wenn man es nicht tut.
Liebhaber von Audi, Mercedes und BMW sind ausgesprochen leistungs- und führungsmotiviert, sehr flexibel und durchsetzungsstark. Sie sind emotional stabil, belastbar, und mit einem ausgeprägten Selbstbewusstsein versehen. Diese Personen weisen ein Selbstbild auf, wie es von einer Führungskraft erwartet wird.
Alphatiere auf Rädern
BMW und Mercedes sind Hoch-Status-Marken. Fahrer solcher Fahrzeuge wollen demonstrieren, dass sie, psychologisch gesprochen, „Alphatiere“ sind. Dabei legen BMW-Fahrer mehr Wert auf hochpreisige Fahrerlebniskultur und den „Kick“ ihres Fahrzeugs („Freude am Fahren“). Mercedes-Fahrer sind eher an der Demonstration ihrer Dominanz interessiert. Der Name BMW wird mit Eigenschaften wie Qualität, Sportlichkeit und Leistung verbunden. Mercedes und Audi stehen eher für ein hohes Ansehen in der Öffentlichkeit sowie für Macht und Durchsetzungsvermögen. Das alte Geld fährt gern Mercedes, das neue BMW.
Die Typologie der Tempomacher
Der BMW-Typ steht für Selbstdarstellung, Exklusivität und Lifestyle. Die Wahrscheinlichkeit, in einem BMW eine hübsche Beifahrerin zu entdecken, ist signifikant höher als beispielsweise in einem Golf. Viele BMW-Fahrer verbinden offenbar ihr persönliches Image gelungen mit dem ihres Autos.
Der BMW-Fahrer ist ein Entdecker. Seine „Freude am Fahren“ signalisiert sein Bedürfnis nach Freiheit, uneingeschränkter Beweglichkeit und Autonomie. Er ist ein risikofreudiger, genussorientierter, dominanter „Macher“; wahrscheinlich praktiziert er auch eine Risikosportart.
Beim Mercedes-Typ stehen Schutz und ein starker Sicherheitsanspruch im Vordergrund. Hier finden sich begüterte und erfolgreiche Männer, die ihre Dominanz, ihre hohen Kompetenzen und ihre Führungsqualitäten deutlich klarstellen wollen.
Audi-Typen legen Wert auf ihre Fortschrittlichkeit. Sie genießen es, einen Vorsprung zu haben und anderen Menschen voraus zu sein. Sie bevorzugen eine Technik, die gut durchdacht ist, Sicherheit bietet und Vertrauen schafft. Audi-Typen leben „am Puls der Zeit“ und sind für sinnvolle Innovationen zu begeistern. Sie sind meist geradlinige Technokraten.
Ferner liefen …
Deutlich weniger gefühlsbetont ist die Beziehung zwischen Fahrer und Fahrzeug bei den Marken VW, Opel, Ford, Renault, Toyota, Fiat, Peugeot, Seat, Saab, Honda, Skoda und Volvo. Hier herrscht meist gepflegtes Understatement.
Auch das noch!
Wer Statistiken Glauben schenkt, sollte jetzt aufmerksam weiter lesen:
- Jaguar-Fahrer sind häufig stark verschuldet.
- Volvo-Fahrer sind häufig verkappte Raser, die sich hinter schützendem und familienfreundlichem Schwedenstahl verbergen.
- Peugeot-Fahrer lieben Kinder.
- Porschepiloten brauchen keine Beifahrer.
Gucken Sie doch jetzt mal auf Ihren eigenen Wagen – zeigt er Sie wirklich so, wie Sie gesehen werden wollen?
Karsten Kilian: Determinanten der Markenpersönlichkeit: Relevante Einflussgrößen und mögliche Transfereffekte; Broschiert: 360 Seiten; Verlag: Gabler; Auflage: 1., Aufl. (24. Februar 2011); Sprache: Deutsch; ISBN-10: 3834928240; ISBN-13: 978-3834928245; Preis 59,95 Euro
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