Wär der Mensch aus Holz geschnitzt und eine Figur aus Carlo Collodis Kinderbuch Pinocchio, müsste sich jeder mit einer langen Lügennase herumplagen. Menschen neigen seit je her zum Flunkern, laut der Wissenschaft, sogar tagtäglich bis zu 200 Mal. Doch was bewegt Mann, Frau und Kind dazu derart oft die Unwahrheit zu sagen?
Viele Schwindeleien dienen dem Selbstschutz
Kleine Schwindeleien machen sich bereits im frühen Kindesalter bemerkbar. Hier ist das Flunkern jedoch als ein harmloses Spiel anzusehen, welches nebenher zur Entwicklung des Realitätssinns beiträgt. Meist lügen die Kleinen eh nur, um einer eventuellen Strafe zu entgehen. Zu lügen, um jemanden vorsätzlich zu verletzen, dazu braucht es noch einige Jahre der Entwicklung. Auch im Erwachsenenalter gibt es nur wenige Personen, die gezielt flunkern, um jemanden zu schaden. In den meisten Fällen wird gelogen, weil:
- Schwindeln „einfacher“ erscheint als die Wahrheit.
- man sich „interessant“ machen möchte.
- die Wahrheit jemanden anderen verletzen könnte.
- man von der Gesellschaft angenommen werden möchte.
- dadurch Probleme umgangen werden können.
- die Angst vor der eigentlichen „Wahrheit“ zu groß ist.
- das Lügen Bestandteil eines großen Lügengeflechts ist.
Gute Lügen bedürfen vieler Qualifikationen
Nicht jeder Mensch ist zum Schwindeln geboren. Eine perfekte Lüge klappt nur in Verbindung mit einer ausgeprägten Leichtigkeit und Selbstkontrolle. Sie erfordert ein Höchstmaß an Fantasie, atmosphärisches Feingefühl, Flexibilität, schauspielerisches Talent und nicht zu vergessen ein gutes Gedächtnis. Wer diese Voraussetzungen ohne ein Wimpernzucken in einer Lüge umsetzen kann, ist nicht nur ein Allroundtalent, sondern zeitgleich auch ein potenzieller Kandidat für skrupellose Lügen.
Skrupellose Lügner
Hier handelt es sich um Personen, die Lügen gezielt einsetzen, um andere zu desinformieren, zu täuschen, zu verletzen, zu veralbern, zu betrügen, zu reizen und zu benachteiligen. Derartige Menschen gehen sprichwörtlich “über Leichen“. Das eigene Ziel steht zu jeder Zeit im Vordergrund, Konkurrenten werden gnadenlos aus dem Weg geräumt. Oft sind es karrieresüchtige Menschen, die diese Art des Lügens für sich einsetzen.
Pseudologia Fantastica: krankhaftes Lügen
Krankhafte LügnerInnen, sogenannte Pseudologen, lügen, um Anerkennung und Zuwendung zu bekommen. Oft erfinden die betroffenen Personen Schicksale und Lebensläufe, die außenstehende Personen als besonders interessant oder schockierend empfinden. Der Fantasie wird hierbei kaum Grenzen gesetzt. Nicht selten behaupten die betroffenen Personen sogar, dass sie mit einer berühmten Persönlichkeit verwandt sind oder dass sie unter einer lebensbedrohlichen Krankheit leiden. Während all der Lügereien verspüren Pseudologen keinerlei Schuld- oder Schamgefühl, vielmehr regt sie das Entsetzen ihrer Zuhörer dazu an, ihre erfundenen Geschichten noch um ein Vielfaches auszubauen. Viele Pseudologen steigern sich in ihre erfundenen Erlebnisse so hinein, dass sie diese selbst irgendwann glauben.
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