Psychologen beschäftigen sich seit Kurzem mit dem Bereich der „Freundschaften 2.0“. Was sie dabei gefunden haben, ist ein betrübliches Phänomen, dem der Begriff „Freundfeinde“, oder in angloamerikanischer Diktion „Frenemies„, gegeben wurde. Frenemies sind Menschen, von denen man ehrlich glaubt, dass es sich um echte Freunde handelt, während die solcherart Geehrten tatsächlich nichts Besseres zu tun haben, als hinter dem Rücken des Arg- und Ahnungslosen ihre schädigenden Spielchen zu spielen. Und wer da glaubt, dass es sich hier um bedauerliche Einzelfälle handelt, den muss der amerikanische Sozialpsychologe Bert N. Uchino leider eines traurig Besseren belehren. Denn im Durchschnitt bestehen satte 50 % eines normalen Bekanntenkreises aus gefährlichen Frenemies.
Wie kommt es, dass dieser Prozentsatz so erschreckend hoch ist? Wo könnten sich im eigenen sozialen Umfeld fiese Frenemies eingenistet haben? Und wie wird man diese Übeltäter wieder los?
Wo lauern Frenemies?
Leider überall. Das kann beispielsweise die langjährige Freundin sein, mit der man schon zusammen die Grundschulbank gedrückt hat, die allerdings heute das ihr seit Kindertagen entgegengebrachte Vertrauen gnadenlos missbraucht. Oder der nette Arbeitskollege, der sich in Wahrheit zu jeder Gelegenheit das Maul zerreißt. Oder die freundliche Facebook-Bekanntschaft, die „in Echt“ lediglich eine raffinierte Spionin der rachsüchtigen Ex ist. Oder der Teamkollege im Sportverein, der überall auf seine persönliche Vorteilsnahme bedacht ist. Oder der Kumpel, der immer nur dann auftaucht, wenn er sich mal wieder bei jemandem auskotzen muss, der aber umgekehrt als Mensch und Freund niemals präsent ist, wenn man selbst mal reden will.
Die Erscheinungsweisen und Gestalten der Frenemies sind so facettenreich, dass man leider keinen speziellen Typ dingfest machen kann. Und ehe man es sich versieht, hat man die Wölfe im Schafspelz mit den intimsten und sensibelsten Daten und Fakten zur eigenen Person versorgt. Genau dieses Geheimwissen ist es aber, das die Freundfeinde so unglaublich gefährlich macht. Und den, der die Geheimnisse preisgegeben hat, als leichte Beute und wehrloses potenzielles Opfer hinhängt.
Gab es das nicht schon immer?
Doch, natürlich. Die Gefahr, sich falsche Freunde anzulachen, ist so alt wie die Menschheit selbst. Allerdings schafft unsere moderne Kommunikationsgesellschaft neue Nährböden für die schmarotzende Spezies der Frenemies. Denn:
- Der exponentiell ansteigende Sozialneid verführt immer mehr missgünstige Menschen dazu, als heimtückischer Frenemy das beneidete Leben eines anderen zu ruinieren.
- Facebook und andere soziale Netzwerke schaffen Plattformen, auf denen falsche Freundschaften im Schutz der digitalen Anonymität ungehindert üppigste Blüten treiben können.
- Mit den immer schneller wechselnden Freundeskreisen unserer rasant rotierenden Lebensentwürfe lädt man immer häufiger ungebetene Gäste in sein Leben ein.
Betrachtet man Frenemies als jene Parasiten, die sie sind, dann ist festzustellen, dass Jugendliche am häufigsten infiziert werden. Bei älteren Semestern ist die Menge der Frenemies zwar geringer, dafür sind die ausgewachsenen Exemplare deutlich gefährlicher, denn sie kennen und manipulieren ihre Opfer schließlich schon seit vielen Jahren.
Wie wird man diese Parasiten wieder los?
- Bei zweifelsfreier Identifikation: sofortiger, vollständiger und konsequenter Kontaktabbruch.
- Danach: Keinerlei Angriffsfläche bieten, die vom abservierten Frenemy als „Kriegserklärung“ gedeutet werden könnte.
- Gras drüber wachsen lassen.
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