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Entscheidungsprozess:

Wie innerpsychische Konflikte zu Entscheidungsschwäche führen

Manchmal tun wir uns echt schwer, wenn wir aus verschiedenen bestehenden Alternativen und Entscheidungsmöglichkeiten die Beste auswählen sollen.

EntscheidungsprozessDann steigen aus der Tiefe der Seele sehr viele Fragen auf. Treffe ich auch ganz sicher die richtige Wahl? Was, wenn nicht? Was, wenn ich später an meine heutige Entscheidung zurückdenke und dabei nur noch fassungslos den Kopf schütteln kann? All diese „Wenns und Abers“ können dann dazu führen, dass man sich psychisch wie gelähmt fühlt, und sich in der Folge zu keiner Entscheidung durchringen kann. Natürlich hat sich auch die wissenschaftliche Psychologie mit diesem bekannten Problem befasst. Dabei war es der große Kurt Lewin, der hier ein systematisches Licht ins konfliktbeladene Dunkel gebracht hat.

Der Dialog von Aufsuchen und Meiden

Im inneren Entscheidungsprozess werden das Für und das Wider einer konkreten Wahl möglicht umfassend und gründlich gegeneinander abgewogen. Ist eine Wahlmöglichkeit attraktiv und anziehend, so verspürt man die Neigung, diese Attraktion aufzusuchen. Ist die Wahlmöglichkeit jedoch unattraktiv und abstoßend, so wird man sie tunlichst meiden wollen. Aus diesem leicht nachzuvollziehenden Grundmuster hat Lewin die folgenden Grundkonflikte herausgearbeitet:

Aufsuchen-Meiden-Konflikt
(Appetenz-Aversions-Konflikt; Approach-Avoidance-Conflict)

Hier geht es um eine Zielsituation, die von hoher Ambivalenz geprägt ist. Ein geläufiges Beispiel dafür ist der Besuch beim Zahnarzt. Einerseits fürchtet man die schmerzhafte Behandlungssituation, die man verständlicherweise meiden möchte. Andererseits weiß man aber auch, dass man nach der Behandlung wieder frei von Beschwerden und dentalen Gesundheitssorgen sein wird; ein recht erstrebenswerter Zustand. Zwischen diesen beiden Polen kann man sich psychisch so verkeilen, dass daraus eine komplette Entscheidungs- und Handlungsunfähigkeit erwächst. Und die kann so lange dauern, bis neuere Entwicklungen eine Entscheidung schließlich schmerzhaft erzwingen. Darum ist die Bitte „Wasch mich, aber mach mich nicht nass“ in den meisten Fällen ebenso illusorisch wie kontraproduktiv.

Aufsuchen-Aufsuchen-Konflikt
(Appetenz-Appetenz-Konflikt; Approach-Approach-Conflict)

Was zunächst so attraktiv klingt, kann zu wahren Entscheidungshöllen führen. Das versinnbildlicht die bekannte Fabel von Buridans Esel: Das Grautier soll nämlich in der exakten Mitte zwischen zwei gleichermaßen würzig und lecker duftenden Heuhaufen elend verhungert sein, weil es sich zwischen den beiden identisch verführerischen Nahrungsquellen nicht entscheiden konnte. Dazu kann man als Mensch sicher schmunzeln. Aber nur dann, wenn man selbst noch niemals in einer ähnlich perfiden Zwickmühle gesteckt hat.

Meiden-Meiden-Konflikt
(Aversions-Aversions-Konflikt; Avoidance-Avoidance-Conflict)

Entscheidungshilfen - für welchen Weg soll ich mich entscheiden.In diese Kategorie gehört die sprichwörtliche Wahl zwischen Pest und Cholera. Wenn alle zur Wahl stehenden Entscheidungsmöglichkeiten gleichermaßen widerwärtig und abstoßend anmuten, sodass noch nicht mal ein „kleineres Übel“ identifiziert werden, dann wird es für den Entscheidungsträger wirklich fatal.

Wie kann man sich aber aus dem lähmenden Würgegriff der Ambivalenz befreien, um auch in kniffligen Konfliktsituationen nicht zur hilflosen Salzsäule zu erstarren? Zum einen wäre da die rechtzeitige Lektüre eines leicht verständlichen Buches zum Thema Entscheidungsfindung und Motivationsbildung sicher hilfreich. Und wer sich lieber „in Aktion“ weiterentwickeln möchte, der kann sich von einem ausgebildeten Berater, Trainer und Psycho-Coach fit für das persönliche Entscheidungsmanagement machen lassen. Wer sich zwischen diesen beiden Möglichkeiten allerdings nicht entscheiden kann – der darf auch gerne beides tun.

Weiterführende Links zum Thema „Entscheidungsschwäche“:

Vermeidungsverhalten
http://de.wikipedia.org/wiki/Vermeidungsverhalten

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