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Vaterliebe:

Elektrakomplex – Wenn Töchter zu sehr lieben

Beim Elektrakomplex geht man von einer übertriebenen Vaterliebe aus. Mädchen entwickeln in jungen Jahren eine innige Liebe zu ihrem Vater.

Der Elektrakomplex ist eine übertriebene Form der Vaterliebe.

Elektrakomplex – kleine Mädchen verlieben sich in den Vater und vergöttern ihn. Bild: © fotolia.de

Wohl jeder kennt den Psycho-Witz, dessen Pointe lautet „Ödipus, Schnödipus – Hauptsache, Du hast Deine Mutter lieb!“. Das Zerrbild vom ewigen Sohn, der seine Mutter abgöttisch verehrt, und der kein anderes „Weibsvolk“ neben der mütterlichen Lichtgestalt duldet, hat schon so manchen Schriftsteller und Humoristen inspiriert. Doch in der wissenschaftlichen Psychologie und in der Psychoanalyse kennt man durchaus auch die gegengeschlechtliche Variante: den Elektrakomplex. Hier ist es die heiße und innige Liebe der Tochter zu ihrem Vater, die für Verwerfungen der Seele verantwortlich zeichnet. Erstaunlicherweise ist jedoch der Elektrakomplex im Alltagswissen kaum präsent. Das soll jetzt und hier geändert werden.

Elektrakomplex: lieber Papi, böse Mama

Kleine Mädchen in einem bestimmten zarten Alter pflegen ihren Vater zu vergöttern und anzuhimmeln. Und welcher stolze Papa ließe sich nicht von seinem niedlichen kleinen Schätzchen mit Hingabe und Freude um den Finger wickeln? Dagegen kann die meist deutlich weniger beeinflussbare und strenger anmutende Mutter bei dem kleinen Sonnenschein selten Sympathiepunkte sammeln. Dieses kindliche Verhalten kleiner Prinzessinnen ist entwicklungspsychologisch völlig normal und in Ordnung, sobald es sich im Anflug auf die Pubertät irgendwann von selbst zerstreut. Doch wenn auch die junge Frau, die sich ihrer erwachenden und erblühenden femininen Reize mehr und mehr bewusst wird, immer noch den eigenen Vater als das Objekt ihrer zunehmend eindeutigen Begierde sieht, dann wird es in klinisch psychologischer Hinsicht kritisch. Aber wie kann es passieren, dass kleine Mädchen, die groß werden, an ihrer allerersten Liebe hängen bleiben?

Sigmund Freuds brachiale Thesen

Der Stammvater der Psychoanalyse, Sigmund Freud (1856–1939), war und ist als ein vorzüglicher Schriftsteller bekannt und geschätzt, der seine ausgesprochen drastischen Erklärungsversuche in eloquente Worte zu kleiden wusste. Anders kann es wohl nicht verstanden werden, dass er im Hinblick auf allzu anhängliche Töchter mit seiner Annahme des „Penisneids“ durchgekommen ist. Dieser (Unbehagen verursachende) Fachbegriff will zum Ausdruck bringen, dass kleine Mädchen, die auch schon mal kleine Buben im Adamskostüm gesehen haben, ihrer Mutter vorwerfen, einen ziemlich zentralen Körperteil nicht mit in die Wiege gelegt bekommen zu haben. Und die sich darauf hin dazu entschließen, ihrem anatomisch vollständig ausgestatteten Vater nicht mehr von der Seite zu weichen.

Der entsetzte Aufschrei, der an dieser Stelle aus der Richtung aller Suffragetten gekommen sein muss, ist heute noch deutlich zu hören. Doch egal, ob man nun an die anbetungswürdige Allmacht männlicher Kronjuwelen glaubt oder nicht – ein unschuldiges kleines Mädchen kann schon einen gehörigen Schreck bekommen, wenn es annehmen muss, dass ihm entscheidende Körperteile gewaltsam abhanden gekommen sind.

Buchtipp: Doris Bischof-Köhler: Von Natur aus anders: Die Psychologie der Geschlechtsunterschiede; Broschiert: 400 Seiten; Verlag: Kohlhammer; Auflage: 3., überarb. u. erw. A. (18. Mai 2006); Sprache: Deutsch; ISBN-10: 3170192876; ISBN-13: 978-3170192874; Preis 27,00 Euro.

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Ein Kommentar

  1. Interessant – als kleines Mädchen dachte ich immer mir würde bald, wenn die Zeit es für richtig hielt, auch ein Penis wachsen. Dann wäre ich „komplett“ oder auch „erwachsen“. Traurig ist nur das ich zu viele Jahre gebraucht habe um mir einiger unterbewussten Zwänge und Agressionen bewusst zu werden.