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Depression:

Das Konzept der erlernten Hilflosigkeit

Eine Depression hat viele Gesichter. Der Psychologe Martin E. P. Seligman erachtet die Depression als Ergebnis einer erlernten Hilflosigkeit.

Diese Frau leidet unter der erlernten Hilflosigkeit.

Die erlernte Hilflosigkeit macht depressiv.

Es gibt zahlreiche Anhaltspunkte dafür, dass das klinische Zustandsbild einer Depression auf sehr konkrete hirnphysiologische Veränderungen zurückgeführt werden kann. Darum soll und muss jede echte Depression als gefährliche Erkrankung eingestuft werden, die es rechtzeitig und professionell zu behandeln gilt. Doch warum kann der Hirnstoffwechsel eigentlich überhaupt in so eine Schieflage der Neurotransmitter geraten, die im schlimmsten Falle lebensbedrohlich sein kann? Was veranlasst ein menschliches Gehirn, und damit die menschliche Seele, die endgültige und unwiderrufliche Selbstabschaltung in Erwägung zu ziehen? Für Mediziner mag eine Depression eine veranlagungs- und dispositionsbedingte Hirnerkrankung sein. Doch der Psychologe Martin E. P. Seligman erachtete die Depression als das Resultat einer so genannten erlernten Hilflosigkeit. Und seine „Learned Helplessness Hypothese“ hat bis heute Gültigkeit.

Wenn Hunde vor die Hunde gehen

Tierversuche sind mit gutem Grund ein heißes Thema. Doch zu Zeiten Seligmans war es noch gang und gäbe, Tiermodelle streng wissenschaftlich zu überprüfen, um die Befunde dann hinsichtlich ihrer Übertragbarkeit auf den Menschen kritisch zu diskutieren. Und so kam es, dass Hunde als Versuchstiere für Seligmans zentrales Experiment herhalten mussten. Ohne hier unnötig ins Detail gehen zu wollen, sei gesagt, dass es im Rahmen dieser Studien bei den Hunden ziemlich deutlich gemenschelt hat. Denn es hat sich herausgestellt, dass Hunde, denen eine aktive und effiziente Handlungsmöglichkeit gegeben wurde, zu jeder Zeit die souveränen Herren über ihr Schicksal blieben. Jene Artgenossen jedoch, die das Erlebnis einer kompletten Hilflosigkeit und des hoffnungslosen ausgeliefert Seins erfahren mussten, zeigten bald sämtliche Symptome einer klinisch relevanten Depression. Bis hin zur ganz offensichtlich kompletten Selbstaufgabe.

Ich kann ja doch nichts machen!

Da geht es den Hunden wie den Menschen: Wer sich ständig als absolut hilflosen Spielball höherer Mächte erfahren muss, verliert jede Hoffnung in seine Selbstkompetenz und jede Achtung vor seinem ständig schrumpfenden Selbstbild. Und wer immer wieder erlebt, wie völlig nutzlos und höchst ineffizient all seine Bemühungen sind, der wird irgendwann komplett resignieren und sich völlig aufgeben. Bis zu dem Punkt, an dem jegliche seelische Energie versiegt und jedes Fünkchen Kampfgeist erloschen ist. Dann ist das tieftraurige Stadium erreicht, in dem man noch nicht mal mehr dann aus seinem Käfig fliehen würde, wenn jemand die Tür aufsperren und einen roten Teppich in die Freiheit ausrollen würde. Denn schließlich hat man dann seine Lektion der eigenen Hilflosigkeit gründlich gelernt.

Wie kann man dieser fatalen Entwicklung begegnen?

Nach dem Paradigma der Verhaltenstherapie kann jedes schädliche Verhalten, das gelernt wurde, auch wieder ganz gezielt und absichtsvoll verlernt werden. Das funktioniert umso schneller und umso effizienter, je gründlicher der verhaltensanalytisch begründete Plan für eine nachhaltige Gegenkonditionierung erarbeitet und anschließend durchgeführt wird. Das Therapieziel liegt darin, den Selbstwert und die Wertschätzung der eigenen Person wieder nachhaltig auf ein gutes Niveau anzuheben. Die professionellen Spezialisten für diesen energischen Weg aus dem dunklen Tal der Depression sind wahlweise psychologische Verhaltenstherapeuten oder Fachärzte für Psychotherapie mit dem Schwerpunkt Verhaltenstherapie. Nicht jede Depression kann durch Seligmans Konzept der erlernten Hilflosigkeit erklärt werden. Aber auf dem Weg zurück zur Lebensfreude darf man keinen Wegweiser unbeachtet lassen.

Buchtipp: Martin E. P. Seligman; Erlernte Hilflosigkeit; Taschenbuch: 259 Seiten; Verlag: Beltz; Auflage: 2. Aufl. (1. Dezember 2000); Sprache: Deutsch; ISBN-10: 3407220162; ISBN-13: 978-3407220165; Preis 16,95 Euro

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