Angst ist etwas ganz Normales und auch Wichtiges, denn sie schützt uns vor Gefahren, hält wachsam und aufmerksam. Jedoch gibt es immer mehr Menschen, die unter einer Angststörung leiden und unbegründet von Panikattacken oder dem dauerhaft beklemmenden Gefühl der Angst begleitet werden. Der Zustand alleine wird schnell zur enormen Belastung für Körper und Psyche, doch kommt meist noch ein Symptom hinzu, das die ganze Situation noch schwieriger gestaltet: die Angst vor der Angst.
Für Außenstehende meist unverständlich
Die Ängste einer Panikstörung, einer generalisierten Angststörung oder auch bei Depressionen und ganz besonders eben die Angst vor der Angst (Agoraphobie) sind selten real und entsprechend auch für Außenstehende kaum nachzuvollziehen. Wenn die Fahrt über die Autobahn von heute auf morgen plötzlich zur lebensbedrohlichen Herausforderung wird oder ein harmloser Schnupfen bis zur tödlichen Erkrankung gesteigert wird, erntet man von Menschen, welche diese Ängste noch nie empfunden haben meist nur Unverständnis. Dann heißt es lediglich „Reiß Dich doch mal zusammen“ oder „Das ist doch etwas ganz Normales, Dir passiert schon nichts“. Das Problem der Betroffenen ist allerdings, dass die Ängste, auch wenn sie irrational sind, existieren und aus einem „normalen“ Ereignis ein ganz fürchterliches machen können, das für den Patienten kaum bis gar nicht mehr zu bewältigen ist. Um die Lebensqualität dann wenigstens halbwegs zu bewahren, entwickeln die Betroffenen regelrechte Vermeidungsstrategien, um den angstauslösenden Situationen möglichst vollständig aus dem Weg zu gehen. Die Folgen der Vermeidung können dabei weitreichende berufliche und soziale Konsequenzen tragen. Denn häufig isolieren sich Angstpatienten zunehmend und scheuen immer mehr den Kontakt zur Außenwelt.
Keinen falschen Stolz aufrechthalten
Wenn die Angst vor der Angst irgendwann Überhand gewinnt, dann geraten Körper und Geist in einen regelrechten Lähmungszustand. Alltägliche Aufgaben werden zur Belastung und rauben die Energie. Der Weg aus dieser misslichen Lage kann für jeden Einzelnen natürlich unterschiedlich aussehen, doch sollte in jedem Falle eine Psychotherapie in Betracht gezogen werden. Ein häufiges Problem dabei ist allerdings, dass sich viele Betroffene vor dem Gang zum Arzt scheuen. Vielleicht fühlt man sich dann schwach oder glaubt, das Problem wieder selbst in den Griff zu bekommen. Doch seien Sie beruhigt: Mit Schwäche hat eine Angststörung nichts zu tun. Ganz im Gegenteil lernen die meisten Betroffenen in einer Therapie mit ihren Ängsten umzugehen und betrachten eine beispielsweise erhöhte Sensibilität dann nicht mehr als „Schwäche“, sondern als Vorteil. Wichtig ist im Grunde nur, die Angststörung als das zu begreifen, was sie ist, nämlich eine Erkrankung, derer man sich gewiss nicht schämen braucht. Die Angst vor der Angst ist ein Teufelskreis, in den man ganz schnell hineingeraten kann.
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Auch andere kämpfen mit der Angst
Für manche mag es einfach dahingesagt wirken, doch ist es für viele auch ein ungemeiner Trost, zu wissen, dass man mit seinen Problemen nicht alleine dasteht. Denn sehr viele Menschen ringen tagtäglich mit der Angst und versuchen ihren Alltag irgendwie zu meistern. Viele finden dabei Unterstützung durch Medikamente, durch ihren Therapeuten, vor allem aber auch durch die Menschen, die die Probleme aus erster Hand kennen und ihre Erfahrungen teilen. Für letzteren Fall sind Selbsthilfegruppen eine durchaus sinnvolle Alternative, an der sich auch die Angehörigen von Betroffenen beteiligen können. Es gab Wege, die in die Angst geführt haben und es gibt Wege, die auch wieder herausführen, doch können diese manchmal recht steinig und anstrengend sein.
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