Die US-Amerikanerin Anousheh Ansari (Parabelflug) zahlte 2006 als erste Weltraumtouristin circa 16 Millionen Euro für ihren Raumflug zur Raumstation ISS. Wem das nötige Kleingeld für solch einen Ausflug fehlt, der kann auch schon für ein paar tausend Euro zu einigen Minuten Schwerelosigkeit kommen – bei einem Parabelflug.
Normalerweise werden Parabelflüge unternommen, um wissenschaftliche Experimente durchzuführen oder Geräte zu erproben, die im Weltraum arbeiten sollen. Auch Spezialeffekte in Filmen werden teilweise auf Parabelflügen erzeugt, zum Beispiel diverse Szenen aus dem Film »Apollo 13« mit Tom Hanks.
Auf Parabelflügen steigen umgebaute Militärtransportmaschinen oder zivile Passagierflugzeuge wie der Airbus in einem 45° Winkel steil nach oben auf eine Höhe von bis zu 8500 Meter. Kurz vor dem höchsten Punkt werden die Triebwerke gedrosselt, das Flugzeug steigt noch ein Stück bis zum Scheitelpunkt der Parabel und stürzt dann ebenfalls im 45°-Winkel wieder zur Erde, bis sie vom Piloten abgefangen wird. Während des steilen Steigfluges und beim Abfangen der Maschine herrscht fast doppelte Erdanziehungskraft im Flugzeug. An der Spitze der Parabel wird nach dem Abschalten der Triebwerke die eigentliche Schwerelosigkeit erreicht, die ca. 25 Sekunden andauert. Meist wird eine Folge von Parabeln geflogen, so dass die gesamte Zeit der Schwerelosigkeit bei knapp 10 Minuten liegt.
Nicht jeder verträgt die sich widersprechenden Informationen, die das Gleichgewichtsorgan im Innenohr und die Augen an das Gehirn weitergeben. Rund 13 Prozent aller Passagiere, die das erste Mal einen Parabelflug mitmachen, werden von heftigem Brechreiz geplagt. Da helfen oft auch die Medikamente nicht, die vorbeugend an alle ausgegeben werden. Daher auch der Spottname »Kotzbomber« für die Parabelflug-Maschinen. Doch die Mannschaft ist auf solche Fälle vorbereitet und hat jede Menge Tüten für diejenigen auf Vorrat, die ihren Mageninhalt wieder von sich geben müssen. Denn mit einer Tüte ist es in der Regel nicht getan, wenn es mal jemanden erwischt hat.
Trotzdem finden sich genug Schwerkraftmüde, die das Experiment wagen wollen, so dass es bereits eine kommerzielle Fluggesellschaft gibt, die Parabelflüge anbietet. Für rund 4.000 Dollar kann man von Fort Lauderdale, Miami, aus starten. Hinflug und Übernachtung kommen natürlich noch dazu. Dafür darf man dann in einem ausgepolsterten, leer geräumten Flugzeugrumpf zusammen mit über 20 Gleichgesinnten ein Gefühl erleben, dass es sonst nur im Weltraum gibt.
Die körperlichen Anforderungen an Parabelflug-Passagiere sind zum Glück deutlich geringer als die an Astronauten. Man sollte einfach bei normaler Gesundheit sein, mit einem Blutdruck nicht höher als 160/100. Dann steht einem Kurzurlaub von der Schwerelosigkeit nichts im Weg außer ein paar tausend Euro beziehungsweise Dollar. Wer darüber hinaus noch einen robusten Magen hat ist klar im Vorteil und kann den Ausflug deutlich besser genießen als diejenigen, denen im Laufe der Parabeln so schlecht wird, dass sie nur noch sterben wollen.
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