Im Sommer sind sie ein Blickfang auf jeder Wiese und an jedem Feldrain – die bis zu vier Meter hohen Herkulesstauden, die auch Bärenklau genannt werden. Ihre kleinen, weißen Blüten sind zweifelsohne wunderhübsch, allerdings ist die Herkulesstaude alles andere als harmlos. Schon die kleinste Berührung mit der nackten Haut kann im Zusammenspiel mit dem Sonnenlicht für äußerst schmerzhafte verbrennungsähnliche Hautreizungen sorgen.
Noch vor 100 Jahren war die Herkulesstaude in Deutschland unbekannt. Doch mittlerweile lässt sie sich hier – gemeinsam mit zahlreichen weiteren invasiven Pflanzenarten – häuslich nieder. Mit zum Teil gravierenden Folgen für Mensch und Natur.
Reiselustig, robust und machthungrig
Bislang wurde die Bezeichnung „invasiv“ vor allem in der Medizin benutzt. Und zwar in Verbindung mit aggressiv wuchernden Tumoren oder in den Körper eindringenden Keimen. Die invasiven Wald – und Wieseneindringlinge gehen nicht sanfter vor und ihre Reise in fremde Länder wird ihnen leicht gemacht.
Ob zu Wasser, zu Lande oder durch die Luft – mithilfe von Autoreifen, auf Lade- oder Tragflächen, unter Schuhsohlen oder im Schlepptau von Exportgütern gelangt das exotische Saatgut ins Land. Und das in so großer Zahl, das einige Experten bereits von einer biologischen Invasion sprechen.
Einmal heimisch geworden, breiten sich die invasiven Pflanzenarten aus, rauben den einheimischen Pflanzen den Lebensraum und sorgen unter Umständen sogar dafür, dass einheimische Pflanzenarten aussterben, weil sie dem Boden Nährstoffe und Wasser in dem Maße entziehen, dass die indigenen Pflanzen nicht mehr wachsen können – oder weil sie sogar Giftstoffe in den Boden abgeben, an denen andere Pflanzen zugrunde gehen.
Als invasive Pflanzen bezeichnet man also alle fremden Pflanzenarten, die unerwünschte Auswirkungen haben. Dazu zählt sowohl die Auswirkung auf andere einheimische Pflanzen (Verdrängung) als auch auf Menschen (Beeinträchtigung der Gesundheit oder der Ökonomie).
Als Neophyten bezeichnet man alle Pflanzen, die nach der Entdeckung Amerikas 1492 durch den genuesischen Seefahrer Christoph Kolumbus eingeführt wurden.
Invasive Pflanzen – das unbekannte Risiko
Invasive Pflanzenarten stellen nach Ansicht von Biologen eine potenzielle Gefahr dar, denn weil man die Pflanzen nicht kennt, kann man auch noch nicht abschätzen, wie sie sich langfristig verhalten werden.
Normalerweise verwildert der größte Teil der invasiven Pflanzenarten in der neuen Heimat. Von 1000 gebietsfremden Pflanzen werden ca. 100 heimisch, von diesen Pflanzen wiederum werden nur zwei bis drei zu einem Problem für das ökologische System.
Schwierigkeiten, sich der Konkurrenz durch invasive Arten zu widersetzen, haben vor allem besonders empfindliche Ökosysteme, wie sie in einsamen Bergregionen oder auch auf Inseln zu finden sind.
Invasive Pflanzen als Gefahr
Neben den Neuankömmlingen, denen die Biologen abwartend gegenüber stehen, gibt es auch gut 40 Pflanzenarten, die bereits als problematisch gelten. Zu ihnen gehört die nordamerikanische Beifuß-Ambrosie, deren Pollen schon in geringer Menge zu einem massiven, heuschnupfenartigen Erkrankungsbild führen können.
Anderen Pflanzen den Garaus macht der japanische Knöterich. Dort, wo der Knöterich einmal wächst, macht er sich derart breit, dass so schnell keine andere Pflanze mehr Fuß fassen kann.
Gleiches gilt für den Schmetterlingsflieder – ein gern gesehener Strauch in vielen Gärten – der mit seinen weißen oder lila Dolden eine Augenweide und ein Paradies für Schmetterlinge ist. Leider entzieht er allen umstehenden Pflanzen nach und nach den Lebensraum.
Doch nicht jeder botanische Neuankömmling ist eine direkte Gefahr für andere Pflanzenarten oder den Menschen – je langsamer die Pflanzen wachsen, desto geringer ist von vornherein der Schaden, den sie anrichten können. So waren etwa Schwarzkiefer, Traubenkirsche oder Robinie ursprünglich in anderen Regionen beheimatet und gehören heute zum hiesigen Landschaftsbild – auch wenn sie teils von Naturschützern nicht gern gesehen werden.
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