Startseite / Wissenschaft / Natur & Umwelt / Mehlwürmer statt dickes Schnitzel

Umweltfreundlich:

Mehlwürmer statt dickes Schnitzel

Mehr Mehlwürmer auf unserem Speiseplan käme der Umwelt zugute, meinen niederländische Forscher. Weniger CO², dafür mehr nachhaltiges Eiweiß.

Mehlwürmer auf einem Teller.

Nachhaltiges Eiweiß: Mehlwürmer enthalten jede Menge Proteine und die Produktion ist klimafreundlich. Bild: © fotolia.de

Die Züchtung essbarer Mehlwürmer zur Deckung des Bedarfs an tierischem Protein erfordert weniger Land und erzeugt weniger Kohlendioxid als die Produktion von Fleisch- und Milchprodukten. Damit sind die Insekten – eigentlich Käferlarven – eine langlebige Eiweißquelle. Zu diesem Schluss kamen Wissenschaftler der Universität Wageningen. Die Analyse war die erste dieser Art. Die Ergebnisse der Studie wurden in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift »PLOS One« veröffentlicht.

Lebenszyklusanalyse

Der Viehzuchtsektor benutzt weltweit ungefähr 70 Prozent des verfügbaren Landbauareals und ist für etwa 15 Prozent des CO²-Ausstoßes verantwortlich. Für die Zukunft wird erwartet, dass der weltweite Bedarf an tierischem Eiweiß für den menschlichen Verzehr bis zum Jahr 2050 um 70 bis 80 Prozent steigt. Die Verfügbarkeit von Land ist ein wichtiger Faktor in der Diskussion um die nachhaltige Ernährung der Weltbevölkerung.

Die Wissenschaftler unterwarfen die Produktionskette von Mehlwürmern einer sogenannten Lebenszyklusanalyse. Dabei wurde für die vollständige Produktionskette ermittelt, wie viel Treibhausgase entstehen, wie hoch der Energieverbrauch ist und wie viel Landfläche notwendig ist. Anschließend wurden die Daten verglichen mit der Produktionskette von gängigen Quellen für tierisches Eiweiß wie Huhn, Schwein und Rind.

Mehlwurmerzeugung klimafreundlicher

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass der Energieverbrauch in der gesamten Mehlwurmerzeugung für die Herstellung von einem Kilogramm Eiweiß niedriger ist als für Rindfleisch, etwa gleich hoch für Schweinefleisch und etwas höher als für die Produktion von Hühnerfleisch oder Milch. Die Produktion von Treibhausgasen bei der Züchtung der Mehlwürmer fällt deutlich geringer aus als bei der Erzeugung von herkömmlichen Fleischprodukten.

Nachhaltige Alternative

Für die Erzeugung von Milcheiweiß ist zweieinhalb Mal so viel Land nötig wie für die Mehlwurmzüchtung. Für Eiweiß aus Schweine- oder Hühnerfleisch ist sogar zwei bis drei Mal so viel Land erforderlich. Und die Produktion von Eiweiß aus Rindfleisch erfordert selbst das zehnfache an Land. In Bezug auf die notwendige Landoberfläche zeigt die Studie, dass die Mehlwurmzucht als eine nachhaltige Alternative zur Milch- oder Fleischerzeugung gesehen werden muss.

Insekten anstatt Schweinebraten?

In der westlichen Welt werden Mehlwürmer, Insekten und Maden bis jetzt vorwiegend als Fischköder eingesetzt. Die Vorstellung, anstelle von Steak, Schweinebraten und Schnitzel nun knusprige Insekten, Larven und Würmer zu knabbern, ruft bei den meisten Menschen eher Ekelgefühle hervor. Man schaut den Teilnehmern des RTL-Dschungelcamps zwar gerne beim Verspeisen solch exotischer Mahlzeiten zu, aber auch nur in der Gewissheit, dass man sich in der Werbepause ein leckeres Schinken- oder Käsebrot herrichten kann.

Doch vielleicht müssen wir tatsächlich umdenken. Bei einigen Naturvölkern und auch in Asien und Lateinamerika sind Insekten, Käfer und Maden fester Bestandteil des täglichen Speiseplans. Etwa 1.000 Insektenarten gelten als essbar und sie liefern nicht nur hochwertiges Eiweiß, sondern auch reichlich Kalzium, Eisen, B-Vitamine und Niacin. Auch der Geschmack soll letztlich eher ungewohnt als ekelerregend für westliche Zungen sein. Kenner beschreiben ihn von nussig, über herzhaft bis süßlich, je nach Insektenart und Zubereitung.

Die Lösung für den Welthunger?

»Die Weltbevölkerung wächst weiter und die Landmenge ist begrenzt. Ein effizienteres und nachhaltigeres System der Lebensmittelerzeugung ist daher dringend notwendig«, sagt Dennis Oonincx von der Universität Wageningen.

Auch die Vereinten Nationen sind der Meinung, dass das Problem der weltweiten Unterernährung von knapp einer Milliarde Menschen auf diese Weise gelöst und die Umwelt geschont werden könnte. Mit dem Aktionsplan »Waldinsekten als Nahrung: Die Menschen beißen zurück« will die UN-Ernährungsorganisation (FAO) mehr Käfer, Heuschrecken und Wanzen auf die Teller befördern. Na dann: Guten Appetit!

Quelle: Oonincx DGAB, de Boer IJM (2012): Environmental Impact of the Production of Mealworms as a Protein Source for Humans – A Life Cycle Assessment. PLoS ONE 7(12): e51145. doi:10.1371/journal.pone.0051145

© Pixel Trader Ltd. 2013 Alle Rechte vorbehalten

Über Angelika Lensen

Angelika Lensen ist gelernte Bürokauffrau und hat Betriebswirtschaft an der FH studiert. Seit 2010 arbeitet Angelika Lensen als freie Autorin und Journalistin. Neben ihrer Tätigkeit als Redakteurin beim Artikelmagazin, publiziert sie auch Beiträge für andere Online- und Printmedien mit Schwerpunkt Gesundheit, Medizin, Ernährung, Wissenschaft, Naturheilkunde.