Stellt man sich vor, dass sich das Universum in unendlichen Weiten über unsere Köpfe erstreckt, dann wäre es schon beinahe ein Wunder, wenn es dort draußen nicht irgendwo noch mehr Leben außer uns geben sollte. Doch je weiter die Technik und die Forschung fortschritten, desto klarer wurde, dass zumindest in näherer Planetennachbarschaft der Erde kein weiteres Leben existiert. Nun haben Forscher allerdings eine interessante Entdeckung gemacht. Der Planet mit dem nüchternen Namen Kepler-22b könnte Leben auf sich beheimaten und ist vergleichsweise gar nicht mal so weit weg von der guten, alten Erde.
22 Grad Celsius auf Kepler-22b
Gut, mit einer Entfernung von rund 600 Lichtjahren liegt der Kepler-22b nicht gerade um die Ecke der Erde. Denn was wenig klingt ist eine unglaubliche Strecke. Zum Vergleich: Die mittlere Entfernung zwischen Erde und Mond beträgt gerade einmal 1,3 Lichtsekunden. Im Gegensatz ist der Durchmesser unserer Galaxie mit etwa 100.000 Lichtjahren angegeben, was die Entfernung der Erde zum Kepler-22b wieder etwas relativiert. Doch wie auch immer die tatsächliche Entfernung empfunden wird, die Möglichkeit außerirdisches Leben gefunden zu haben beflügelt und wurde überwiegend mit Begeisterung aufgenommen. Denn neben dem milden Klima von 22 Grad Celsius, was Leben ohne Probleme ermöglichen würde, wurde ein weiterer wichtiger Aspekt auf dem Planeten gesichtet, der unabdingbar für uns ähnliche Lebensformen ist: Wasser.
Kein Grund zum frühen Jubeln
Für einige mag die Vorstellung weiteren Lebens im All beängstigend sein, für die meisten aber wohl eine freudige Entdeckung darstellen und eine ebenso freudige Meldung gewesen sein, dass die Erdenbewohner vielleicht doch „echte“ Nachbarn haben. Doch ein physikalischer Fakt trübt die Stimmung. Denn wenn der Kepler-22b ganze 600 Lichtjahre von der Erde entfernt ist, bedeutet das im gleichen Zuge, dass das Bild, welches die Wissenschaftler von dem Planeten erhielten eben auch 600 Jahre alt ist und der gelobte Planet möglicherweise schon seit Jahrhunderten gar nicht mehr existiert oder zumindest nicht mehr in der Lage ist Leben auf sich zu tragen. Doch die Überlegung ist theoretischer Natur ebenso wie die, was man mit dem Wissen um einen lebensfähigen Planeten noch anfangen könnte. Denn bereisen werden wir den so weit entfernten Kepler-22b in absehbarer Zeit nicht können. Laut Forschern würde die Reise zu dem jüngst entdeckten Planeten mit herkömmlichen Transportmitteln etwa 22 Millionen Jahre dauern – Schade eigentlich.
Berechnete „Bilder“
Entdeckt wurde der Kepler-22b wie es der Name bereits andeutet vom Kepler Teleskop. Die NASA entsandte das Kepler Teleskop erst im Jahre 2009, um Planeten außerhalb unseres Sonnensystems zu erforschen. Benannt nach dem deutschen Astronomen Johannes Kepler verfügt das Teleskop über enorme Ausmaße und erstreckt sich über eine Länge von knapp 5 Metern mit einem Gewicht von über einer Tonne. Das Kepler Teleskop wurde eigens dafür gebaut, erdähnliche Planeten zu finden und verfügt über die größte Kamera, die jemals ins All geschossen wurde. Mit einer Auflösung von 95 Megapixeln ist die Kamera in der Lage kleinste Lichtveränderungen wahrzunehmen, die verursacht werden, wenn ein Planet an seinem Stern vorbeizieht.
Sternschnuppen – Lichterscheinungen am Himmel
Bislang konnte das Teleskop nur Planeten aufspüren, die zum einen deutlich größer als die Erde waren und zum anderen nicht ansatzweise die Bedingungen für Leben boten. Mit dem Kepler-22b änderte sich dieses Bild jedoch dramatisch und das 600 Millionen US-Dollar teure Weltraumteleskop konnte atemberaubende Daten liefern, mit deren Hilfe die Temperatur des Planeten berechnet werden konnten. Einzig unklar sind noch die Beschaffenheit und die genaue Zusammensetzung der Atmosphäre des Planeten. Dass Kepler-22b über ausreichend Wasser verfügt, dessen sind sich die Wissenschaftler sicher, jedoch könnte es theoretisch sein, dass der gesamte Planet flüssig ist. Diese und viele weitere Fragen werden in Zukunft aber sicher noch geklärt werden, so dürften die Forscher auf der Suche nach außerirdischer Intelligenz mehr als motiviert sein, den Kepler-22b näher zu beleuchten.
Fotos: © Nasa.gov
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