Das Waldinventar ist heute dank Wiederaufforstung und Schutzmaßnahmen so gut ausgestattet wie nie zuvor in der deutschen Kulturgeschichte. Die Abschaltung aller AKWs bis 2022 ist beschlossen und damit ein potentielles Umweltproblem aufgrund der bislang ungeklärten Endlagerung mit möglichen gesundheitlichen Schäden für den Menschen eingedämmt. Eine Folge der Abschaltung ist unter anderem eine Zunahme der Stromerzeugung aus regenerativen Energien und nachwachsenden Rohstoffen. Letztere gewinnen auch bei der Wärme- und Kraftstoffproduktion an Bedeutung. Keine Frage, diese Entwicklungen sind gut und richtig, aber sind sie wirklich durchweg positiv?
Problemzone Windkraftanlagen
Aus Sichtweise von Landespflegern wird das Landschaftsbild durch Windräder zerstört, Umweltschützer befürchten den vielfachen Tod von Vögeln und Lärmbelästigung von anderen Tieren. Ersteres ist das kleinere Übel, wenn dafür eine nachhaltige und umweltschonende Stromerzeugung einhergeht. Vögel können z.B. mittels eines bestimmten Brummtons, der bereits bei Flugzeugen eingesetzt wird, von Windkraftanlagen ferngehalten werden und sind somit außer Gefahr. Was andere Tiere anbelangt, wird die Anpassung sicherlich eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen, aber bis heute haben sich unzählige Arten an den anthropogenen Lärm gewöhnt. Eisvögel brüten beispielsweise bevorzugt am Rand von Industriegebieten. Eine größere ökologische Problematik stellen Offshore-Windparks dar. Allein ihre Errichtung beeinträchtigt durch Vibrationen und Lärm die marine Fauna. Es sollten, wie auch bei Ressourcennutzung an Land, bestimmte Schutzzonen eingehalten werden, die den Fortbestand der derzeitigen Flora und Fauna gewährleisten.
Die Landwirtschaft muss umdenken
Die den Landwirten zwangsweise auferlegte Stilllegung von Ackerflächen in den 1990er Jahren war ein Mittel, um der landwirtschaftlichen Überproduktion vor allem bei Getreide entgegenzuwirken. Mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz aus dem Jahre 2000 nahm der Anbau von Industrie- und Energiepflanzen zu, die den Anbau von Futter- und Nahrungspflanzen teilweise ersetzten- die Flächenstilllegung wurde somit obsolet und stufenweise abgeschafft. Die mit der Flächenstilllegung einhergehenden positiven Effekte für Boden und Umwelt scheinen damit ebenfalls in Vergessenheit geraten zu sein, denn die nachwachsenden Rohstoffe werden derzeit vor allem in Monokultur angebaut. Da seit 2009 für Landwirte keine Pflicht mehr besteht, Flächen zeitweise stillzulegen und Brachen sowie Ruderalfluren entstehen zu lassen, wird der Boden also stetig und vor allem einseitig beansprucht, was auf lange Sicht die Ertragsfähigkeit mindert. Hier sollte ein Umdenken stattfinden in Richtung des früher im Getreidebau angewendeten Fruchtfolgewechsels. Vorstellbar wäre ein abwechselnd paralleler Anbau von sowohl Industrie- und Energiepflanzen sowie Getreide. Bei dieser Entwicklung würde auch das derzeit zunehmend eintönige Landschaftsbild wieder an Vielfältigkeit gewinnen sowie die Entstehung verschiedener Biotope und damit neuer Rückzugsorte und Habitate für Tiere begünstigt.
Photovoltaik unterstützt die Energiewende
Photovoltaikanlagen sind besonders für Privatleute eine gute Möglichkeit, einen Beitrag zur Energiewende zu leisten und verschaffen Landwirten einen Zusatzverdienst. Sie sind ein gutes Beispiel dafür, wie effektiv eine weitere Erforschung neuer Energiegewinnungsmethoden sein kann: War zu Beginn ein einziges Blatt oder der Schatten eines Schornsteins auf nur einer Solarzelle aufgrund der Reihenschaltung ein Problem, da dadurch die Erzeugung der gesamten Anlage vermindert wurde, werden diese Solarzellen nun separiert geschaltet. Auch hat sich mittlerweile herausgestellt, dass sich entgegen der ursprünglichen Annahme Photovoltaikanlagen sogar in den Küstengebieten rentieren. Obwohl dort die Sonneneinstrahlung gegenüber den südlichen Gebieten Deutschlands geringer ist, hat der vorherrschende Wind einen äußerst positiven Effekt, indem er für ständige Abkühlung der Solarzellen sorgt und somit eine zu starke Aufheizung verhindert, die einen Spannungsabfall zufolge hätte, der wiederum zu einer Minderung der Leistung führt und somit den Wirkungsgrad verschlechtert. Daher besteht in diesem Bereich noch ein beachtliches Ausbaupotenzial.
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Rohstoff Silicium aus Schwellenländern
Zu bedenken ist allerdings, dass für Solarzellen elementares Silicium benötigt wird, das aus dem sich in Sand befindlichen und als Quarz bezeichneten Siliciumdioxid gewonnen wird. Zum einen ist die Trennung des Siliciums vom Sauerstoff energetisch sehr aufwendig, zum anderen besteht aufgrund des erhöhten Bedarfs die Gefahr eines neuen Raubbaus und der Ausbeutung wirtschaftlich weniger starker Länder. Sand erfährt aufgrund des Bevölkerungswachstums und der positiven Wirtschaftsentwicklung von Schwellenländern derzeit einen derartigen Boom, dass jede zusätzliche Nachfrage die Ressource durch illegalen Abbau bedroht und beispielsweise die Gewinnung auf den Meeresboden weiter ausdehnen könnte- mit verheerenden Folgen für das sensible Ökosystem, die Fischbestände und somit auch unsere Nahrungssituation. Schon jetzt verschwinden Strände und gar ganze Inseln. Auch hierzulande beeinträchtigt der Abbau von Sand unser Naturerbe, da Sandböden sehr nährstoffarm sind und sich nur speziell daran angepasste Arten auf ihnen ansiedeln, die ohne diese Standorte einfach verschwinden und eine völlig andere Kulturlandschaft entstehen ließe. Beizukommen ist diesem Raubbau nur mit einer starken finanziellen und gesetzlichen Reglementierung.
Vielleicht wird es langsam Zeit, von Wolke sieben herunterzukommen, die rosarote Brille abzusetzen und somit die durchaus positive Energiewende zu entideologisieren, um weitere Verbesserungen anzustreben und potentielle Gefährdungen zu beachten.
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