Tsunamis, Erdbeben, Überschwemmungen, Hurrikans – immer wieder brechen große Naturkatastrophen über uns herein und kosten Hunderten oder sogar Tausenden von Menschen das Leben. Forscher und Wissenschaftler arbeiten unermüdlich an Techniken und Methoden, um Bedrohungen und Gefahren rechtzeitig zu erkennen.
Da wir nicht in die Zukunft schauen können, sind auf real messbare Anzeichen angewiesen, die erst dann auftreten, wenn das Ereignis beginnt und sozusagen bereits Spuren hinterlässt. Temperaturveränderung, Schwingungen, elektromagnetische Wellen oder austretendes Gas sind solche Indikatoren und wir können sie mit hochsensiblen, teuren Instrumenten wahrnehmen.
Die Geschichte ist voll von Dokumentationen
Es gibt aber ganz natürliche Messinstrumente, an denen diese Veränderungen abgelesen werden können: Tiere verfügen über äußerst empfindliche sensorische Wahrnehmungen. Schon in der Antike, so ist aus Überlieferungen bekannt, fielen Fluchtreaktionen und verstörtes Verhalten von Tieren auf, bevor es zu Erdbeben kam.
Claudius Aelianus (ca. 170 -230 n. Chr.), ein römischer Rhetoriker, schrieb in seinen Büchern über „De natura animalium“ (Die Natur der Tiere), dass fünf Tage vor dem Erdbeben, das – nebst nachfolgendem Tsunami – den Untergang der Stadt Helike 373 v. Chr. herbeiführte, „alle Mäuse, Wiesel, Schlangen und andere Tiere in großer Zahl die Stadt Richtung Korinth verließen.“.
Alexander von Humboldt erwähnte verrücktspielende Tiere vor einem Erdbeben in Venezuela. In Friaul benahmen sich Stalltiere am 6. Mai 1976 geradezu panisch – am Abend fielen Tausende von Menschen einem Erdbeben zum Opfer.
1975 nahmen in China Verantwortliche die Warnungen von Seismologen ernst, als zusätzlich noch berichtet wurde, dass die Landbevölkerung auffälliges Verhalten ihrer Stalltiere und von Schlangen beobachtete: Durch sofortige Evakuierung der Stadt Haicheng kamen beim folgenden Erdbeben „nur“ 2000 Menschen ums Leben. Doch im darauf folgenden Jahr gab es leider keine Warnung aus der Tierwelt: Ein ähnlich starkes Erdbeben hatte 240.000 Todesopfer zur Folge.
Wären auch jüngste Katastrophen vermeidbar gewesen?
Als Weihnachten 2004 der Tsunami an der indonesischen Küste eine verheerende Katastrophe auslöste, waren zuvor viele Elefanten ins Landesinnere geflüchtet. Hatten ihre sensiblen Fußsohlen die feinen Erschütterungen des auslösenden Seebebens wahrgenommen?
Bei den folgenden Aufräumarbeiten in den betroffenen Städten wurden tausende von Leichen geborgen – Tierkadaver fehlten fast ganz. Ein weiteres Zeichen dafür, dass zumindest das tierische Frühwarnsystem funktioniert hatte!
Wissenschaftler wollen die Chancen nutzen
Statt uns weiterhin ausschließlich auf eigene technische Messinstrumente zu verlassen, die nicht überall in modernster Version aufgebaut sein können, sollten wir die Reaktionen und Warnungen der Tiere besser beobachten und berücksichtigen. Einige Wissenschaftler beschäftigen sich mittlerweile intensiv mit dieser Möglichkeit.
So brachten englische Forscher auffällige Krötenwanderungen mit den darauf folgenden schweren Erdstößen bei L‘Aquila in einer Studie in nachvollziehbare Verbindung. Mitarbeiter der Universität Duisburg-Essen untersuchen in der Eifel die auffälligen Reaktionen von Ameisen auf austretende Gase in vulkanisch aktiven Gebieten. Tierische Frühwarnsysteme gibt es also bereits – wir müssen aber erst lernen, sie abzulesen und ihnen zu vertrauen!
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