Womöglich haben Forscher einen vielversprechenden Wirkstoff gegen Diabetes entdeckt. In Berlin haben Wissenschaftler des Max-Planck-Institutes für molekulare Genetik herausgefunden, dass die Süßholzwurzel eine starke Wirkung gegen Diabeteserkrankungen erzielt. Die in der Wurzel enthaltenen Amorfrutine wirkten in Untersuchungen nicht nur blutzuckersenkend, sondern auch entzündungshemmend, weshalb diese auch für die Bekämpfung komplexer Stoffwechselerkrankungen in Frage kommen.
Die heilende Wirkung der Süßholzwurzel
Dass die Süßholzwurzel nicht nur als Rohstoff für Lakritze genutzt wird, sondern auch über medizinische Eigenschaften verfügt ist nicht neu. Entsprechend wirkt die Pflanze beruhigend auf den Magen und wird in einigen natürlichen Arzneien gegen Atemwegserkrankungen eingesetzt. Vor allem als Tee wird die Süßholzwurzel bereits seit Jahrtausenden getrunken und wird ihrem Titel als Arznei-Pflanze des Jahres 2012 mehr als gerecht. Was für ein großes Potenzial die Pflanze aber gegen Diabetes besitzt, fand nun eine Forschergruppe um Sascha Sauer heraus. In den essbaren Wurzeln der Pflanze fand man eine neue Gruppe von Stoffen, die eine antidiabetische Wirkung entfalten – die Amorfrutine.
Positive Eigenschaften des Wirkstoffes
Die Amorfrutine selbst sind bereits aus den Früchten des Strauches „Amorpha fructosia“ bekannt, der in den USA, Kanada und in Mexiko beheimatet ist und den Wirkstoffen ihren Namen gab. Ein Zusammenhang mit der Süßholzwurzel konnte erst in den aktuellen Untersuchungen gezogen werden. So konnten die Forscher des Max-Planck-Institutes eine blutzuckersenkende Wirkung der Stoffe an diabetischen Mäusen belegen. Ferner wirkten die Amorfrutine auch entzündungshemmend und konnten gar einer Fettleber vorbeugen. Der Wirkmechanismus der chemisch einfach gebauten Substanzen konnte schnell entschlüsselt werden. So erklärt Forschungsleiter Sascha Sauer, dass „die gesundheitsfördernden Effekte darauf beruhen, dass die Amorfrutin-Moleküle gezielt an einen Rezeptor namens PPARy im Zellkern andocken“.
PPARy spielt eine wesentliche Rolle
Der Rezeptor PPARy ist sowohl am Fett- als auch am Zuckerstoffwechsel des Organismus beteiligt. Die Amorfrutin-Moleküle aus der Süßholzwurzel binden diesen PPARy-Rezeptor und aktivieren dadurch verschiedene Gene, welche die Blutkonzentration von Einfachzucker und bestimmten Fettsäuren absenken. Der verringerte Zuckerspiegel verhindert die Entwicklung der sogenannten Insulinresistenz, die als Hauptursache für Diabetes im Alter zählt. Laut Sascha Sauer zu Folge gibt es unter den Diabetes-Medikamenten bereits solche, die auf den PPARy-Rezeptor zielen, jedoch seien diese zu ungenau und „verursachen Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme oder Herz-Kreislauf-Probleme“.
Amorfrutine sind besonders gut verträglich
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Im Gegensatz zu den herkömmlichen Medikamenten gegen Diabetes, seien die neu entdeckten Amorfrutine außergewöhnlich gut verträglich, sodass sich hier ein vielversprechender Ansatzpunkt für neue Arzneimittel bietet. Und diese sind nötig, denn Sauer betont auch, dass es im Zusammenhang mit Diabetes nichts nütze, die Süßholzwurzel als Lakritze zu essen oder als Tee zu trinken. Denn sowohl in der verarbeiteten Form als Lakritze als auch im Tee seien die Konzentrationen des Wirkstoffes viel zu niedrig, um tatsächlich wirken zu können. Um jedoch eine ausreichende Konzentration an Amorfrutinen zu erhalten, haben die Forscher bereits ein spezielles Verfahren zur Extraktion entwickelt, das es erlaubt, natürliche Extrakte industriell herzustellen. Einer pharmazeutischen Produktion steht also nichts im Wege.
Der Wirkstoff könnte Diabetes auch vorbeugen
Wie sich in den Untersuchungen zeigte, wirken die Amorfrutine nicht nur direkt gegen Diabetes, sondern durch die Verhinderung der Insulinresistenz auch vorbeugend. Entsprechend könnte man den Wirkstoff auch einsetzen, bevor eine Diabetes-Erkrankung entsteht. „Die Amorfrutine könnten als funktionelle Nahrungsergänzungsmittel angewendet werden oder als milde, individuell auf den Patienten abgestimmte Heilmittel“, erklärt Sascha Sauer. „Gerade in Anbetracht sich ausbreitender Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes sollen die Substanzen in Zukunft für den Menschen nutzbar gemacht werden.“ Die Chancen auf ein neues, gut verträgliches und allem voran auch wirkungsvolles Medikament stehen also gut, jedoch muss die Wirkung der Amorfrutin-Extrakte zuvor noch in klinischen Studien bestätigt werden.
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