Maligne Melanome, auch schwarzer Hautkrebs genannt, entstehen aus den Pigment bildenden Zellen der Haut. Etwa die Hälfte aller Melanome entwickelt sich aus pigmentierten Muttermalen. Maligne Melanome gehören zu den gefährlichsten Krebserkrankungen, denn die Tumore neigen schon in frühen Stadien zur Metastasenbildung. Wird das Melanom erst in diesem Stadium diagnostiziert, sind die Heilungschancen im Allgemeinen schlecht. Das Auftreten von malignen Melanomen hat sich in Deutschland seit 1990 mehr als verdoppelt. Doch ein Anstieg der Krankheitsfälle ist weltweit zu verzeichnen. UV-Strahlen gelten als einer der Hauptrisikofaktoren und Menschen mit heller sonnenempfindlicher Haut sind besonders gefährdet.
Protein als Schlüssel für effektivere Medikamente
Wissenschaftler der Universität Manchester glauben, dass ein Eiweiß der Schlüssel zu einer effektiveren medikamentösen Behandlung bei schwarzem Hautkrebs ist. Die Forscher suchen den Grund, warum neue Arzneimittel, sogenannte MEK-Hemmer, nicht so wirksam sind, wie sie eigentlich sein müssten. Klinische Studien mit diesen Medikamenten laufen schon, doch die MEK-Hemmer töten Krebszellen nicht so effektiv wie erwartet wurde.
Die Wissenschaftler entdeckten, dass das Eiweiß MITF (Mikrophthalmie-assoziierter Transkriptionsfaktor) die Krebszellen resistent machen kann gegen MEK-Hemmer. Das Eiweiß MITF hilft normalerweise den Zellen Pigmente zu bilden, lässt aber auch Melanomzellen wachsen und überleben.
SMURF2-Protein hemmt die Arzneimittel-Wirkung
Dr. Claudia Wellbrock und ihr Forschungsteam vom »Wellcome Trust Centre for Cell-Matrix« fanden heraus, dass die Zellen, die nicht auf die MEK-Hemmer reagierten, höhere Konzentrationen des Proteins SMURF2 hatten. Nachdem das Forschungsteam das Niveau des SMURF2-Proteins in den Krebszellen reduzierte und anschließend den Tumor mit MEK-Hemmern behandelte, war die Wirkung erheblich stärker. Die Empfindlichkeit der Zellen für die MEK-Hemmer stieg um das Hundertfache. Es scheint also so zu sein, dass das Entfernen von SMURF2 dafür sorgt, dass die MITF-Konzentration in den Krebszellen sinkt, wodurch die MEK-Hemmer deutlich stärker wirken können.
Bei Mäusen mit Krebstumoren nahm das Tumorwachstum innerhalb von drei Wochen entscheidend ab, wenn das SMURF2-Protein entfernt wurde und gleichzeitig MEK-Hemmer eingesetzt wurden.
Neue Kombinationen von Arzneimitteln nötig
Dr. Wellbrock meint: »Ein großer Teil der Krebsforschung richtet sich jetzt auf das Finden neuer Kombinationen von Arzneimitteln. Es ist erkennbar, dass Krebszellen häufig neue Wege finden, sogar neuartige hochwirksame Arzneimitteltherapien zu bekämpfen. Daher konzentrieren wir uns jetzt darauf, den Mechanismus zu unterbrechen, der es den Krebszellen ermöglicht, die Arzneimittelwirkung auszuschalten. Wir sind begeistert über die Möglichkeiten dieses neuen Therapieansatzes, der sich in unseren Experimenten als äußerst effektiv darstellte.«
Einer der Nachteile der MEK-Hemmer ist, dass sie auf alle Zellen zielen. Das MEK-Protein ist in allen Zellen vorhanden, aber Krebszellen haben überaktive MEK-Proteine. Das bedeutet, das Arzneimittel muss in niedriger Dosierung über einen verlängerten Zeitraum angewendet werden, um eine Schädigung gesunder Zellen zu vermeiden. Wird der SMURF2-Protein-Level gesenkt, können niedrige Dosen über einen kürzeren Zeitraum gegeben werden und die Schäden für gesunde Zellen bleiben begrenzt.
Neue Arzneimittel oft schnell wirkungslos
Dr. Wellbrock sagt: »Wenn wir die Toxizität für alle Zellen reduzieren können, werden Krebsbehandlungen für Patienten weniger schädlich. Es ist unerlässlich, dass wir die Therapien für maligne Melanome verbessern. Das maligne Melanom ist in Großbritannien die fünfthäufigste Krebsart. Oft wird das Melanom erst diagnostiziert, wenn der Krebs bereits gestreut hat und Metastasen können äußerst resistent sein gegenüber konventionellen Krebstherapien. Die Entwicklung von Resistenzen gegen neue Arzneimittel war in der Vergangenheit auch ein Nachteil. Wenn wir stärkere und weniger toxische Arzneimittelkombinationen finden, um Melanome anzupacken, könnten wir Tausende von Leben retten.«
Für Dr. Wellbrock wird der nächste Schritt sein, ein Arzneimittel zu finden, dass die Aktivität des SMURF2-Proteins in Tumorzellen senken kann. Das Forscherteam in Manchester überprüft nun Arzneimitteldatenbanken hinsichtlich eines bestehenden Medikaments, das eventuell schon für die Behandlung anderer Erkrankungen zugelassen ist.
Die Studie wurde teilweise finanziert durch »Cancer Research UK«. Die Ergebnisse wurden in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift »Journal of the National Cancer Institute« veröffentlicht.
Quellen: Claudia Wellbrock et al.: Effect of SMURF2 Targeting on Susceptibility to MEK Inhibitors in Melanoma. JNCI J Natl Cancer Inst (2012) doi: 10.1093/jnci/djs471
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