Wissenschaftler der University of Lincoln in Großbritannien sowie der Harvard Medical School und der University of Connecticut in den USA fanden in einer Meta-Studie heraus, dass die Wirkung moderner Schlafmittel scheinbar zur Hälfte auf einem Placebo-Effekt beruht. Die Ergebnisse wurden im »British Medical Journal« veröffentlicht.
Zunehmend werden Z-Medikamente verschrieben
Für ihre Forschungen überprüften die Wissenschaftler 13 Studien zur Wirkung von gegenwärtig häufig eingesetzten Schlafmitteln. Dazu gehören vor allem die sogenannten Z-Medikamente, eine Gruppe von Arzneimitteln, deren Namen alle mit dem Buchstaben Z anfangen (Zolpidem, Zaleplon, Zopiclon). Ärzte verschreiben zunehmend diese benzodiazepinähnlichen Wirkstoffe, die die gleiche Wirkung wie Benzodiazepine erzeugen, aber weniger schnell abhängig machen. Wegen ihrer teils starken Nebenwirkungen sind allerdings auch diese Schlafmittel umstritten. So kann Zolpidem Psychosen und Wahrnehmungsstörungen hervorrufen.
Bei den 13 überprüften Studien handelte es sich zum Teil um unveröffentlichte klinische Studien der entsprechenden Pharmahersteller, die klären sollten, ob sich die Einschlafphase der Studienteilnehmer durch die Schlaftabletten verkürzt. Die Kontrollgruppe erhielt jeweils ohne ihr Wissen ein Scheinmedikament.
Glaube an die Wirkung fördert Einschlafen
Die Auswertung der Forschungen mit mehr als 4.300 Studienteilnehmern zeigte, dass die Einschlafphase durch die Z-Medikamente im Schnitt um 42 Minuten verkürzt wurde. Doch auch die Teilnehmer in der Placebo-Gruppe schliefen im Durchschnitt 22 Minuten früher ein. »Die Analyse beweist zwar, dass die Z-Medikamente die Einschlafzeit messbar verkürzen, doch die Hälfte der Wirkung beruht auf einem Placebo-Effekt«, berichtet der Studienleiter Niroshan Siriwardena von der »School of Health and Social Care« der University of Lincoln.
Vor diesem Hintergrund empfehlen die Wissenschaftler, die Verordnung von Schlafmitteln sorgfältiger als bislang abzuwägen. Auch die modernen Z-Medikamente können abhängig machen und haben häufig nicht erwünschte Wirkungen wie Tagesmüdigkeit oder sogar Gedächtnisverlust. »Zur Behandlung von Schlafproblemen kann eine Psychotherapie genauso wirksam sein wie Schlafmedikamente, wobei langfristig die Vorteile überwiegen«, empfiehlt Siriwardena und befürwortet, dass Patienten leichter Zugang zu psychotherapeutischer Behandlung erhalten.
Gewöhnungseffekt tritt schnell ein
Die Wirkung der schlafbringenden Pillen kann schon nach wenigen Wochen nachlassen. Oft erhöhen Patienten dann eigenmächtig die Dosis, um noch Schlaf zu finden und verlieren mit der Zeit die Übersicht. Wer die Schlafmittel weiter benutzt, wird bald Beschwerden wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Benommenheit und Niedergeschlagenheit bei sich feststellen. Hinzu kommen Konzentrations- und Reaktionsprobleme. Wer in eine Sucht rutscht kann schließlich seinen Alltag kaum noch bewältigen, was zu Schwierigkeiten im familiären und beruflichen Umfeld führt. Eine längere Einnahme von Benzodiazepinen und Z-Medikamenten können Gedächtnislücken und Wahnvorstellungen hervorrufen.
Früher Tod durch Schlafmittel
Bereits im Februar 2012 wurde ein Studie veröffentlicht, nach deren Angaben das Sterberisiko durch Schlaftabletten deutlich erhöht wird und diese Medikamente langfristig sogar zur Entstehung von Krebserkrankungen beitragen. Schon bis zu 18 Dosen Schlafmittel jährlich lassen die Gefahr eines vorzeitigen Todes steigen, erläutern Wissenschaftler im »British Medical Journal«.
Falls Sie unter Schlafstörungen leiden, können Sie zunächst mit pflanzlichen Mitteln wie Baldrian, Melisse, Passionsblume, Lavendel oder Hopfen versuchen, das Einschlafen zu erleichtern. Auch Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation helfen zur Ruhe zu kommen und fördern so das Einschlafen. Ein warmes Bad und eine Tasse Kräutertee eignen sich ebenfalls hervorragend zum Entspannen und fördern einen gesunden Schlaf. Sollten Sie über längere Zeit starke Ein- und Durchschlafprobleme haben, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen und die genauen Ursachen abklären lassen, denn dauerhaft schlechter Schlaf kann zu ernsten Erkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes führen.
Quellen: A. Niroshan Siriwardena et al.: Effectiveness of Non-Benzodiazepine hypnotics in treatment of adult insomnia: Meta-Analysis of data submitted to the Food and Drug Administration. BMJ 2012;345:e8343 doi: 10.1136/bmj.e8343
Daniel F. Kripke et al.: Hypnotics‘ association with mortality or cancer: a matched cohort study. BMJ Open 2012;2:e000850 doi:10.1136/bmjopen-2012-000850
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