Die Wissenschaft wünscht sich das schon lange: Eine Zahl anhand derer sich unmissverständlich das Übergewicht bewerten lässt. Gängig war dabei bislang der Body-Mass-Index, kurz BMI, der das Verhältnis zwischen Körpergröße und Gewicht angibt. Da die Zahl insgesamt aber wenig aussagekräftig über den tatsächlichen Gehalt des Körperfettes ist, sind die Wissenschaftler ständig auf der Suche nach einem Index, auf den rundum Verlass ist. Diese Aufgabe sollte der neue Body-Adiposity-Index, BAI, übernehmen, doch, wie eine Studie zeigt, ist auch dieser nicht aussagekräftiger als sein Vorgänger auch.
Body-Adiposity-Index ist noch ganz jung
Der BAI gibt das Verhältnis zwischen Hüftumfang und Körpergröße an. Die Berechnungsformel lautet entsprechend: BAI = Hüftumfang in cm / Körpergröße in m * 1,5 – 18. Das Ergebnis gibt den Körperfettanteil in Prozent an, jedoch nicht so genau wie bislang angenommen.
Die Formel für den BAI wurde erst im letzten Jahr von US-amerikanischen Forschern berechnet und vorgestellt. Dabei sollte der BAI eine einfache, genaue und kostengünstige Möglichkeit sein, den prozentualen Fettanteil des Körpers zu bestimmen. Der Vorteil des neuen Index war, dass er auch den Hüftumfang mit einbezieht und dadurch ziemlich genauen Aufschluss über das Körperfett geben sollte. In der Theorie hörte sich die neue Berechnung auch gut an, sodass viele Mitarbeiter im Gesundheitswesen den Index in der Annahme übernommen haben, er sei aussagekräftiger als der BMI. Doch bei einer genaueren Betrachtung kann der BAI einem Vergleich nicht standhalten.
Große Studien sollten Aufschluss geben
Bislang lagen dem neuen Body-Adiposity-Index nur spärliche wissenschaftliche Daten zu Grunde. Um dies zu ändern, haben zwei deutsche Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) Methoden zur Ermittlung des Körperfettanteils miteinander verglichen. Unter der Leitung von Matthias Schulze vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke und Norbert Stefan von der Medizinischen Klinik IV der Universität Tübingen wurde eine Studie durchgeführt, der eine Vielzahl an Daten zu Grunde lag. Durch die enge Zusammenarbeit im Rahmen des DZD hatten die Forscher Zugriff auf die Daten drei größerer Studien. Diese berücksichtigten 138 männliche und 222 weibliche Studienteilnehmer des „Tübinger Lebensstil-Interventions-Programms“ (TULIP), 9.729 männliche und 15.438 weibliche Teilnehmer der Potsdamer European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC)-Studie, sowie 5.573 männliche und 5.628 weibliche Probanden der „Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg“ (KORA)-Studie. Die deutschen Forscher verglichen nun die Aussagekraft des neuen BAI mit der des BMI und auch der des Messens von Hüft- und Taillenumfangs.
Ergebnis war ernüchternd
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Die Daten aus den verschiedenen Messmethoden wurden mit exakt bestimmten Körperfettwerten verglichen, die sehr genau anhand einer sogenannten Magnet-Resonanz-Tomographie-Messung ermittelt wurden. Der neue BAI erwies sich in den Untersuchung dann als noch weniger aussagekräftig als sein Vorgänger, der BMI. „In der aktuellen Studie konnten wir zeigen, dass der BAI dem altbekannten BMI bei der Einschätzung des prozentualen Körperfettanteils nicht überlegen ist und der BMI sogar in einer engeren Beziehung zur Körperfettverteilung steht als der BAI“, stellte Matthias Schulze fest. In der Aussagekraft gegenüber einem möglichen Diabetes-Risiko war das reine Messen des Taillenumfangs gar beiden Index-Methoden überlegen und Norbert Stefan kommt zu dem nüchternen Ergebnis, dass „der BAI somit nicht als Alternative zum BMI in Betracht [kommt]. Das Messen des Bauchumfangs zusätzlich zum BMI ist dagegen sinnvoll.“
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