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Antibiotika am Scheideweg:

Neue Wege im Kampf gegen Bakterien

Die aktuell gebräuchlichen Antibiotika stoßen durch zunehmende Resistenzen immer öfter an ihre Grenzen. Neue Ansätze sollen Abhilfe schaffen.

Wissenschaftlerin arbeitet im Labor an neuen Medikamenten zur Bakterienbekämpfung.

Rund um den Globus forschen Wissenschafler nach neuen Möglichkeiten der Bakterienbekämpfung. Bild: © fotolia.de

Lange war die Wissenschaft davon überzeugt, die Bakterien mithilfe hochwirksamer Antibiotika fest im Griff zu haben. Doch immer mehr Probleme, wie zum Beispiel die Verabreichung von Antibiotika in der Futtermittelbranche, funken bei der Bakterienkontrolle dazwischen und die antibiotikaresistenten Erreger sind ungebremst auf dem Vormarsch. Dadurch werden etablierte Behandlungen in Frage gestellt und die Mediziner zum Umdenken gezwungen.

Neue Ansätze sind bereits vorhanden

Bislang erhält man bei den meisten schwerwiegenden bakteriellen Infektionen einfach ein wirksames Antibiotikum und kann beruhigt darauf warten, bis die Beschwerden der Erkrankung wieder abklingen. Doch was passiert, wenn dies nicht mehr so einfach der Fall ist? Was, wenn sich die Bakterien trotz der Gabe eines Antibiotikums weiter vermehren und den Organismus angreifen? Für dieses Horrorszenario sind multiresistente Bakterien verantwortlich, die zu den gefürchtetsten Krankheitserregern überhaupt zählen. Doch manchmal liegt eine Lösung näher als man denkt und so konnten zwei Forscherteams an der Vanderbilt University in den USA mit Hilfe mehrerer Studien zeigen, dass unser eigenes Immunsystem die passende Antwort für solche Erreger parat hat, nämlich das Protein S100A8/A9. Dieser auch Calprotectin genannte Baustein war bei Untersuchungen in der Lage, das Wachstum des Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) zu hemmen.

Erst den Feind schwächen, um ihn zu besiegen

Das Protein wirkt auf eine relativ einfache, unterstützende Art und Weise. Es wird von Immunzellen an den Ort der Infektion befördert und bindet dort die Metalle Zink und Mangan. Doch diese werden dringend von den Bakterien für ihre Vermehrung benötigt. Wird die Zufuhr von Zink und Mangan einfach abgeschnitten, werden die Bakterien derart geschwächt, dass sie durch die körpereigenen Immunzellen vergleichsweise einfach abgetötet werden können. Vereinfacht ausgedrückt, beraubt das Protein die Bakterien einfach ihrer Lebensgrundlage.

Neue Medikamente können entstehen

An den sogenannten S100-Proteinen wird bereits seit über zehn Jahren geforscht. Privatdozent Dr. Günter Fritz, Heisenberg-Stipendiat in der Abteilung für Neuropathologie des Universitätsklinikums Freiburg, konnte nun aber zusammen mit seinen US-amerikanischen Kollegen zum ersten Mal die molekulare Wirkungsweise des Proteins aufdecken. Die dreidimensionale Struktur des Bausteins kann das Mangan in einer bislang unbekannten und für Proteine einzigartigen Weise binden. Die aktuellen Erkenntnisse erlauben nun eine Forschung an neuartigen Medikamenten, die auf diesem Protein beruhen, das Mangan noch effektiver und zuverlässiger binden und dadurch den Bakterien auf eine ganz neue Art den Garaus machen.

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.