„Die Therapieoptionen für junge Migränepatienten sind bislang sehr begrenzt und mit einer Ausnahme dürfen die wirksamsten Arzneien, die Triptane, nur an Erwachsene verschrieben werden“, erklärt Professor Hans-Christoph Diener, der Direktor der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Essen. Eine aktuelle Medikamentenstudie mit 977 Patienten könnte dieses Problem aber bald lösen. Die Daten der Untersuchung wurden in der Fachzeitschrift „Cephalalgia“ veröffentlicht und ermöglichten die Zulassung des Wirkstoffes „Rizatriptan“ in den USA. Das Prüfverfahren in der EU könnte dadurch beschleunigt werden.
Behandlungsmöglichkeit für junge Patienten stark eingeschränkt
Professor Florian Heinen von der Deutschen Gesellschaft für Neuropädiatrie macht das aktuelle Problem deutlich: So leiden in Deutschland etwa acht Prozent aller Kinder und Jugendlichen unter Migräneattacken, wobei herkömmliche Schmerzmittel, wie Aspirin oder Paracetamol keine Wirkung entfalten. Als einzige Möglichkeit für 12- bis 17-jährige Migränepatienten ist das Sumatriptan-Nasenspray zugelassen, was wenig Flexibilität bei der Behandlung zulässt. Mit dem neuen Wirkstoff „Rizatriptan“ sollen nun neue Medikamente entstehen, die den Kindern und Jugendlichen den unbeschwerten Alltag bei Migräneattacken ermöglichen.
Der Wirkstoff grenzt sich deutlich vom Placebo-Effekt ab
Wie die Autoren der aktuellen Untersuchung um David J. Hewitt, Senior Director der Merck Research Laboratories, berichten, seien frühere Studien zur Behandlung von Migräne bei Kindern und Jugendlichen gescheitert. Grund dafür sei eine zu hohe Empfindlichkeit der jungen Patienten gegenüber den verabreichten Scheinmedikamenten, sprich, der Placebo-Effekt der getesteten Medikamente konnte sich nicht ausreichend von der tatsächlichen Wirkung der Arznei abgrenzen. Die neue Studie führte man daher mit einem besonderen Design durch, wodurch Patienten, die vermehrt auf ein Placebo ansprechen weitgehend vermieden werden konnten und im Gegenzug fast ausschließlich schwierige Migräne-Fälle eingeschlossen wurden. Zudem erhielten die Patienten 10mg des Wirkstoffes Rizatriptan, was der doppelten Dosis aus den Studien zuvor entspricht.
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Ergebnisse waren überzeugend
Im Gegensatz zu den vorhergehenden Studien konnte sich der Wirkstoff dieses Mal deutlicher von dem Scheinmedikament abgrenzen. Unter den Patienten, die Rizatriptan erhielten, verbesserten sich bei 30,6 % die Migräneattacken, bei den Placebo-Empfängern waren es nur 22 %. Außerdem konnten die Jugendlichen, die den Wirkstoff erhielten, 24 Stunden nach der Einnahme wieder ohne Probleme am Alltag teilnehmen und klagten weniger über Übelkeit, sowie Lichtscheu und Geräuschempfindlichkeit. Professor Heinen betonte dabei auch die Wichtigkeit möglicher Nebenwirkungen. In dieser Hinsicht konnten aber in einem Zeitraum von 14 Tagen nach der Einnahme keine Unterschiede zwischen den Patienten, die den Wirkstoff erhielten und denen, die ein Scheinmedikament einnahmen, festgestellt werden. Entsprechend geht man nun davon aus, dass die Zulassung des Wirkstoffes in der EU nur noch aus einer Formsache besteht und sich bald alternative Behandlungsmöglichkeiten bei Migräneattacken ergeben, sofern die bewährten Mittel versagen.
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