Besonders bei unheilbaren Erkrankungen wird jede positive Meldung mit besonderer Hoffnung aufgenommen. Blickt man dabei auf die Vergangenheit der Medizin, so ist es keine Seltenheit, dass die effektivsten Wirkstoffe, wie beispielsweise das Penicillin, durch Zufall entdeckt wurden. Ähnlich verhält es sich nun auch bei den sogenannten Fumarsäureestern, die zwar bekannter Weise gegen Schuppenflechte wirken, aber offenbar auch hervorragend bei Multipler Sklerose eingesetzt werden können. Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum machten diese Entdeckung rein zufällig.
MS-Schübe reduzierten sich
Wie die Forscher in der aktuellen Ausgabe des Hochschulmagazins „Rubin“ berichten, konnte man zufällig eine vielleicht bahnbrechende Beobachtung bei der Fumarsäure in Verbindung mit Multipler Sklerose machen. Bei der Fumarsäure handelt es sich um eine Fruchtsäure, die in vielen Pflanzen und Pilzen enthalten ist und auch im menschlichen Organismus vorkommt. Die Säure wird seit geraumer Zeit erfolgreich gegen Schuppenflechte eingesetzt und ist sogar für die Lebensmittelindustrie zugelassen. Bei MS-Patienten, die wegen einer Schuppenflechte mit der Säure behandelt wurden, zeigte sich auch eine Besserung der MS-Symptome: Die Schübe der Erkrankung verringerten sich um rund 50%.
Studie sollte Aufschluss geben
Um die zufällige Beobachtung zu stützen, wurde eine Studie mit mehr als 2.400 MS-Patienten durchgeführt. Das Ergebnis machte den Forschern Mut, denn die Schubraten der Multiplen Sklerose konnten um bis zu 50% herabgesetzt werden und die aktiven Entzündungsherde im Körper wurden gar bis zu 90% reduziert. Zwar gibt es altbewährte Medikamente, die den Betroffenen helfen, doch haben diese teilweise schwere Nebenwirkungen. In einigen Fällen wird die Multiple Sklerose gar mit chemotherapeutischen Arzneien behandelt, wodurch lebensgefährliche Risiken entstehen. Die Fumarsäure ist hingegen als vergleichsweise harmlos einzustufen und kann lediglich Verdauungsprobleme hervorrufen. Mit einer abgewandelten Form für MS-Patienten könnte die Nebenwirkung allerdings noch deutlich reduziert werden und zu einer Beschwerderate von schätzungsweise drei bis fünf Prozent führen. Ob das Mittel bei allen MS-Patienten gleich gut wirken wird, bleibt natürlich abzuwarten, aber der Weg für ein hochwirksames Medikament mit geringen Nebenwirkungen ist geebnet und wurde durchweg positiv aufgenommen.
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