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Naturheilmittel:

Ingwer als medizinische Allzweckwaffe?

In neuen Studien konnte Ingwer die Symptome bei Asthma lindern. Auch bei Schmerzen, Übelkeit und Krebs zeigt Ingwer Wirksamkeit.

Ingwer ist ein guter Allround-Helfer bei Krankheiten.

Ingwer hilft bei unterschiedlichen Krankheiten wie z. B. Asthma, Durchfall und Schmerzen. Bild: © fotolia.de

Ingwer-Verbindungen können eine wirksame Waffe bei der Behandlung von Asthma-Symptomen sein. Genießer und Feinschmecker schätzen Ingwer schon lange, um sowohl süßen als auch pikanten Gerichten ein wenig scharfen Pep zu verleihen. Nun zeigt eine Studie der Columbia Universität, dass die gereinigten Bestandteile der scharfen Wurzel auch Potenzial haben, um Asthmapatienten das Atmen zu erleichtern. Forschungen offenbaren ebenfalls, dass Ingwer eine vielversprechende Antwort auf einen tödlichen Durchfallvirus bei Kindern in Entwicklungsländern sein könnte. Und auch bei der Bekämpfung von Krebszellen zeigt sich Ingwer vielversprechend.

Erleichterung beim Atmen

In den aktuellen Forschungen waren Ingwer-Verbindungen fähig, die Luftwege bei Asthma-Patienten zu entspannen und ihnen das Atmen deutlich zu erleichtern. Es sind die bioaktiven Komponenten im Ingwer, die eine Anwendung für die unterschiedlichsten medizinischen Gebiete möglich machen, von Asthma über Darmprobleme bis zur Verlangsamung von Tumorwachstum. Weitere Forschungen laufen. Und die aktuellste therapeutische Anwendung von Ingwer-Verbindungen ist laut der neuen Studie, die Entspannung der Atemwege bei Asthmapatienten.

Es gibt nicht viele Therapeutika, die in den letzten vier Jahrzehnten für die Behandlung von Asthma-Symptomen zugelassen wurden. Daher gibt die Erforschung des Ingwers einen zusätzlichen Ansatz, ob ein neues Ernährungskonzept Asthmapatienten helfen kann. Neben der Behandlung von Asthma kann Ingwer auch bei Darmentzündungen angewendet werden, wie eine Studie aus 2011 im Fachjournal »Cancer Prevention Research« bereits berichtete.

Ingwer hilft gegen Bronchokonstriktion bei Asthma

Asthma wird charakterisiert durch die Bronchokonstriktion, eine Verengung der Bronchien. Bronchien erweiternde Medikamente, sogenannte Beta-Agonisten, gehören zu den meist verordneten Asthma-Mitteln und wirken, in dem sie die glatte Atemmuskulatur entspannen. Die vorliegende Studie untersuchte, ob spezifische Komponenten des Ingwers die entspannende Wirkung dieser Bronchien erweiternden Mittel unterstützen können.

»Asthma tritt in den vergangenen Jahren immer häufiger auf. Doch trotz des besseren Verständnisses für die Ursachen und die Entwicklung von Asthma wurden in den letzten vierzig Jahren nur wenige neue Arzneimittel gegen Asthma-Symptome zugelassen«, sagt Studienleiterin Elisabeth Townsend. »In unserer Studie demonstrieren wir, dass gereinigte Komponenten des Ingwers effektiv die Wirkung der Beta-Agonisten unterstützen können.«

6-Shogaol war am effektivsten

Für ihre Studie testeten die Forscher die Wirkung an menschlichem Bronchialgewebe. Sie erzeugten künstlich eine Verengung des Bronchialgewebes und mischten dann den Beta-Agonisten mit drei separaten Inhaltsstoffen von Ingwer: 6-Gingerol, 8-Gingerol oder 6-Shogaol. Das verengte Bronchialgewebe wurde mit einer der drei Mixturen behandelt und ebenso mit dem Beta-Agonisten Isoproterenol. Der Grad der Gewebeentspannung wurde aufgezeichnet und verglichen.

Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass bei dem Gewebe, das mit der Kombination aus Ingwer-Komponenten und Beta-Agonist behandelt wurde, die Entspannung bedeutend stärker war als nur durch den Beta-Agonisten alleine. Von den drei Ingwer-Verbindungen zeigte sich das 6-Shogaol am effektivsten, um die Wirkung des Beta-Agonisten zu verstärken.

Ingwer gegen Muskelschmerzen und Migräne

Mehr gesundheitliche Vorteile durch den Verzehr von Ingwer berichtet auch die Universität von Georgia. Seit Jahrhunderten wird Ingwerwurzel als Volksmedizin bei einer Vielzahl von Beschwerden wie Erkältungen und Magenverstimmungen eingesetzt. Doch Ingwer kann mehr: Forscher der Universität Georgia haben herausgefunden, dass täglicher Ingwerkonsum auch Muskelschmerzen nach Sporttraining reduzieren kann. Schon zwei Gramm täglich linderten binnen 11 Tagen die Schmerzen um 25 Prozent. Die Wirkung wurde verstärkt, wenn der Ingwer erhitzt wurde.

Ingwer hat ebenso entzündungshemmende Eigenschaften und kann bei Arthrose und rheumatoider Arthritis Schmerzen lindern. Und eine aktuelle Studie bestätigt auch eine vergleichbare Wirkung mit Triptanen, häufig eingesetzte Mittel gegen Migräneschmerzen. In der Studie wirkte Ingwer ähnlich gut wie Sumatriptan, allerdings mit weniger Nebenwirkungen.

Ingwer bremst Tumorwachstum

Andere Studien richten sich auf das Potenzial von Ingwer, das Wachstum von Krebstumoren zu hemmen. In verschiedenen Studien zeigte Ingwer Wirkung gegen Bauchspeicheldrüsen-, Brust-, Prostata- und Darmkrebs. Frischer Ingwer ist stark anti-entzündlich, bekämpft bestimmte Krebszellen und verlangsamt das Tumorwachstum. Eine Infusion mit Ingwer lindert die häufig auftretende Übelkeit nach Chemotherapien oder Bestrahlungen. Manchen Frauen hilft Ingwer auch, die Morgenübelkeit während der Schwangerschaft zu lindern.

Ingwer gegen Durchfall in Entwicklungsländern

Das beliebte Gewürz Ingwer zeigt sich auch in Tierversuchen als vielversprechende Therapie für bakterielle Durchfälle, die Hauptursache für Kindersterblichkeit in Entwicklungsländern. Wissenschaftler in Taiwan untersuchten die antibakteriellen Eigenschaften der Ingwer-Verbindungen. Und es existieren zahlreiche Arten von Ingwer. Forscher untersuchen, ob eine Art von Ingwer mehr Einfluss hat als eine andere. Falls weitere Studien die bisherigen Ergebnisse bestätigen, könnte Ingwer eine kostengünstige und leicht verfügbare Therapie darstellen.

Bislang zeigte Ingwerextrakt im Tierversuch, dass er das Durchfall auslösende Gift blockiert, das durch eine Infektion mit enteroinvasiven (den Darm befallenden) Escherichia coli (E. coli) Bakterien freigesetzt wird. E. coli verursacht 210 Millionen Durchfallerkrankungen weltweit und jährlich 380.000 Todesfälle. Die Studien ließen erkennen, dass das Zingeron, eine Komponente des Ingwers, hauptsächlich für die Wirkung verantwortlich ist. Weitere Studien müssen noch untersuchen, welche Dosierung benötigt wird und ob es für Kinder verträglich ist, denn je höher die Dosierung desto größer die Gefahr für unerwünschte Nebenwirkungen.

Quellen: Elizabeth A. Townsend, Yi Zhang, Carrue Xu, Ryo Wakita, Charles Emala: Active Constituents Of Ginger Potentiate β-Agonist-Induced Relaxation Of Airway Smooth Muscle, Am J Respir Crit Care Med 187; 2013:A2280, DOI: 10.1164/ajrccm-conference.2013.187.1_MeetingAbstracts.A2280

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Über Angelika Lensen

Angelika Lensen ist gelernte Bürokauffrau und hat Betriebswirtschaft an der FH studiert. Seit 2010 arbeitet Angelika Lensen als freie Autorin und Journalistin. Neben ihrer Tätigkeit als Redakteurin beim Artikelmagazin, publiziert sie auch Beiträge für andere Online- und Printmedien mit Schwerpunkt Gesundheit, Medizin, Ernährung, Wissenschaft, Naturheilkunde.