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Blutgerinnsel:

Große Menschen haben höheres Thrombose-Risiko

Menschen mit einer überdurchschnittlichen Körpergröße haben ein deutlich höheres Thromboserisiko, wie niederländische Wissenschaftler feststellten.

Großen Frauen haben ein Thrombose Risiko.

Thrombose: die Körpergröße spielt eine Rolle bei der Entstehung von Blutgerinnsel im Bein. Bild: © fotolia.de

Große Frauen haben ein doppelt so hohes Risiko für ein Blutgerinnsel im Bein als mittelgroße Frauen. Für große Männer ist das Risiko sogar dreimal höher. Zu diesem Schluss kam Linda Flinterman in ihrer Studie, die von der niederländischen Herzstiftung unterstützt wurde.

Die Studie von Linda Flinterman am medizinischen Universitätszentrum Leiden zeigt zum ersten Mal, welchen Einfluss die Körpergröße auf die Entstehung eines Blutgerinnsels im Bein hat. Neu ist auch, dass der Unterschied zwischen Männern und Frauen untersucht wurde. Darüber hinaus wurde berechnet, wie große das Risiko auf eine erneute Thrombose ist.

Medikamente besser abstimmen

»Im Moment werden Menschen, die ein erhöhtes Risiko für eine wiederholte Thrombose haben, noch nicht gut erkannt«, erklärt Flinterman. »Die meisten Patienten erhalten nach einer ersten Thrombose die gleiche Behandlung: ein paar Monate Medikamente gegen die Blutgerinnung. Aber vielleicht profitieren Patienten mit einem besonders hohen Thromboserisiko von einer längeren medikamentösen Behandlung. Und Patienten mit einem niedrigen Risiko können vielleicht die Therapie früher beenden.«

Körpergröße von Bedeutung

Flinterman untersuchte 5.000 Patienten fünf Jahre lang nach der ersten Thrombose. Die Daten verglich sie mit Kontrollpersonen ohne Thrombose. Die Teilnehmer beantworteten einen Fragenkatalog und ihre DNA wurde analysiert. 700 Patienten bekamen innerhalb der fünf Jahre eine zweite Thrombose.

Flinterman: »Männer mit einer Körpergröße von mehr als zwei Metern haben ein dreimal so hohes Risiko für einen Thrombus als Männer mittlerer Größe. Frauen über 1,80 Körpergröße haben ein doppelt so hohes Risiko als Frauen mittlerer Größe. Das erhöhte Risiko gilt sowohl für eine erste wie auch eine zweite Thrombose.«

Blutgerinnsel – Blut strömt langsamer

Die Bedeutung der Körpergröße ist so zu erklären: wer groß ist, bei dem muss das Blut von den Füßen bis zum Herzen einen langen Weg zurücklegen. Das Blut strömt dadurch weniger schnell, was die Gefahr einer schnelleren Blutgerinnung birgt.

Allerdings fand Flinterman auch heraus, dass Menschen, die kleiner als 1,55 Meter sind, ebenfalls ein erhöhtes Thromboserisiko haben. »Den Grund dafür kennen wir noch nicht genau. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass kleine Menschen bei einigen Sitzmöbeln nicht gut die Füße auf den Boden stellen können, so dass bestimmte Blutgefäße in den Beinen abgedrückt werden und der Blutfluss behindert ist.«

Persönliches Risiko vorhersagen

Die niederländische Herzstiftung finanziert eine Folgestudie, bei der ein Modell entwickelt wird, um das persönliche Risiko für eine zweite Thrombose vorhersagen zu können. Bei dem Modell werden neben der Körpergröße auch Umstände wie Schwangerschaft, kürzlich überstandene Operationen und die Anwendung der Pille berücksichtigt. Alles Faktoren, die das Thromboserisiko erhöhen. So kann die Behandlung optimal auf den Patienten abgestimmt werden.

Was ist Thrombose?

Ein Blutgerinnsel in einem Blutgefäß eines Beins oder Arms kann zu Schmerzen und Anschwellen führen. Darüber hinaus kann ein Blutgerinnsel sich lösen und in der Lunge feinste Blutgefäße verstopfen, wodurch eine lebensbedrohliche Situation der Atmung entsteht, die sogenannte Lungenembolie.

Jedes Jahr sterben 40.000 Menschen in Deutschland an den Folgen einer Thrombose. Meist entsteht sie im Bein, ab und zu auch im Arm. Die Gefahr einer Thrombose nimmt mit dem Alter zu: einer von hundert Menschen über 75 erkrankt an einer Thrombose. Aber es kommt auch regelmäßig bei jungen Männern und Frauen vor.

Die Behandlung einer Thrombose ist schwierig, denn die Blutgerinnung ist nicht nur gefährlich, sondern auch lebensnotwendig. Sie sorgt beispielsweise dafür, dass die Blutung stoppt, wenn wir uns versehentlich in den Finger schneiden. Gefährliche Blutgerinnsel müssen also vermieden werden, aber gleichzeitig auch gefährliche Blutungen.

Quelle: L. E. Flinterman: Risk factors for a first and recurrent venous thrombosis, 2013, Doctoral Thesis, Leiden University

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Über Angelika Lensen

Angelika Lensen ist gelernte Bürokauffrau und hat Betriebswirtschaft an der FH studiert. Seit 2010 arbeitet Angelika Lensen als freie Autorin und Journalistin. Neben ihrer Tätigkeit als Redakteurin beim Artikelmagazin, publiziert sie auch Beiträge für andere Online- und Printmedien mit Schwerpunkt Gesundheit, Medizin, Ernährung, Wissenschaft, Naturheilkunde.