Wie eine Studie aus dem Fachmagazin „Expert Opinion on Drug Safety“ belegt, sind viele gängige Methoden zur Bestimmung von Lebergiften nicht zuverlässig genug. Bei der Untersuchung sind Forscher des Frankfurter Universitätsklinikums zu dem Ergebnis gekommen, dass viele Beurteilungen falsch vorgenommen wurden. Entsprechend wurden Substanzen als giftig für die Leber eingestuft, obwohl sie es gar nicht sind. Folgerichtig können im Umkehrschluss auch wirklich giftige Stoffe unentdeckt geblieben sein.
Ursachen können vielfältig sein
Erste typische Anzeichen einer Leberschädigung sind sehr unspezifisch und treten so häufig auf, dass sie lediglich zur Anzeige einer Schädigung brauchbar sind und keineswegs Rückschlüsse auf die Ursache zulassen. Verantwortlich können unter anderem Stoffwechselstörungen, Entzündungen, die Ernährung, Gallensteine und Gifte sowie Medikamente sein. Die Tatsache, dass die Einnahme eines Medikamentes oder eines pflanzlichen Wirkstoffes zeitgleich mit einer Schädigung der Leber auftritt ist dabei allerdings nicht ausreichend, um ein klares Urteil zu fällen. Vielmehr müssen zunächst andere Ursachen für eventuelle Leberschäden ausgeschlossen werden. Professor Johannes Schulze vom Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin am Universitätsklinikum Frankfurt gibt dabei zu bedenken, dass wenige, aber gut belegte Fälle dafür wertvoller seien als viele Fälle, die möglicherweise fehlerhaft eingeschätzt wurden. Und derartige Fälle könnten fatale Folgen haben: „Im schlimmsten Fall wird dabei eine lebertoxische Substanz übersehen, in der falschen Annahme, die ursächliche Substanz gefunden zu haben. Die nicht erkannte Gefährdung besteht dann weiter“, warnt Professor Schulze.
Bisherige Prüfverfahren mit deutlichen Schwächen
Wie die Studie nun offenbarte, lagen bei den bisherigen Prüfverfahren sehr viele Fehleinschätzungen vor, die überwiegend auf ungenaue Beschreibungen oder eine unvollständige Präsentation der Datenlage zurückzuführen sind. Abweichende Ursachen für einen Leberschaden, wie Hepatitis oder Alkoholmissbrauch wurden bei der Beurteilung nur unzureichend oder überhaupt nicht ausgeschlossen. Die Autoren der Studie prangern die Defizite in den Prüfverfahren jedoch nicht nur an, sondern zeigen auch gleich mögliche Verbesserungen auf. So sei für eine zuverlässigere Einschätzung das Verfahren nach der sogenannten CIOMS-Skala empfohlen, eine Methode, die von jedem Arzt selbst durchgeführt werden könne. Alternativ können Ärzte auch eine Prüfung durch das Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin am Universitätsklinikum Frankfurt vornehmen lassen.
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