Unsere Blutfettwerte scheinen je nach Jahreszeit zu schwanken. Das kann bedeuten, dass Menschen mit einem Cholesterinwert an der oberen Grenze, im Winter ein höheres Risiko für Herz- und Gefäßkrankheiten haben.
Das behaupten zumindest Wissenschaftler der »State University of Campinas« in Brasilien. Sie präsentierten die Ergebnisse ihrer Forschungen auf der jährlichen Zusammenkunft des »American College of Cardiology«. Frühere Forschungen haben bereits gezeigt, dass im Winter die Zahl der Herzinfarkte und die Sterbefälle durch Herzerkrankungen zunehmen.
Schwankungen während des Jahres
»Menschen müssen sich der Tatsache bewusst sein, dass das Cholesterin und die Triglyceride in ihrem Körper im Verlauf des Jahres deutlichen Schwankungen unterliegen«, erklärt Dr. Filipe Moura, Wissenschaftler Leiter der Studie. »Dadurch wird das kardiovaskuläre Risiko von Patienten manchmal falsch eingeschätzt. Vor allem bei Menschen mit einem Cholesterinwert an der oberen Grenze ist das Risiko oft höher als erwartet.«
Für die Studie untersuchte Moura zusammen mit seinen Kollegen die Daten von 222.359 Personen. Das sogenannte »schlechte« LDL-Cholesterin lag im Winter durchschnittlich bei 7 mg/dL und die Triglyceride bei 12 mg/dL. Das bedeutete einen Anstieg um 2 mg/dL beziehungsweise 9 mg/dL im Vergleich zu den Sommermonaten. Die Mediziner sagen, dass diese moderate, aber bedeutende Erhöhung des LDL-Cholesterins hoch genug war, so dass sich das Risiko eines zu hohen Cholesterinwertes im Winter um acht Prozent erhöht. Die Zunahme des LDL-Cholesterins war vor allem bei Frauen und Menschen im mittleren Alter zu finden. Allerdings stammten die meisten Daten auch aus diesen beiden Gruppen.
Die Cholesterinwerte während der Sommermonate zeigten ein völlig anderes Bild. Hier stieg das sogenannte »gute« HDL-Cholesterin deutlich an und die Triglycerid-Werte sanken ab.
Klimatische Einflüsse?
Die Ergebnisse der Studie stehen nicht im Einklang mit vorhergehenden kleineren Studien. Ursache könnte möglicherweise sein, dass die Studie von Moura zum ersten Mal in tropischem Klima stattgefunden hat. Dennoch erwarten die Forscher, die Schwankungen des Cholesterinspiegels auch in anderen Ländern mit größeren Unterschieden zwischen Sommer und Winter zu finden. Neben klimatischen Einflüssen können aber auch eine geringere Vitamin D-Aufnahme, fetteres Essen und weniger Bewegung während der Winterzeit eine Rolle spielen. Vitamin D verbessert das Verhältnis von gutem und schlechtem Cholesterin.
Moura meint, dass Patienten mit grenzwertigem Cholesterinwert nicht dauernd kontrolliert werden müssen. Er hält es dennoch für wichtig, den Einfluss der Jahreszeiten zu berücksichtigen. Weitere Forschungen sollen zukünftig Klarheit über die Zusammenhänge und den Einfluss der Jahreszeiten bringen.
Quelle: Azevedo Moura F, Saraiva F, de Faria E, Coelho OR, Sposito A.: Seasonal Variation of Lipid Profile and Prevalence of Dyslipidemia: A large population study. J Am Coll Cardiol. 2013;61(10_S), DOI:10.1016/S0735-1097(13)61330-3
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