Regelmäßiger Cannabiskonsum senkt das Diabetesrisiko wie eine große amerikanische Studie bestätigt. Menschen, die regelmäßig Cannabis rauchen oder einnehmen, haben einen um 16 Prozent niedrigeren Nüchtern-Insulinwert und ein geringeres Risiko, eine Insulinresistenz zu entwickeln.
Marihuana (Cannabis sativa) wird seit Jahrhunderten zur Linderung von Schmerzen, zur Stimmungsaufhellung und zur Anregung des Appetits eingesetzt. In den vergangenen Jahren profitierten vor allem Krebs- und Aids-Patienten, aber auch Menschen mit Epilepsie und multipler Sklerose von der Möglichkeit, Cannabis als Arzneimittel zu bekommen.
Seltener Übergewicht
Die Studie untersuchte Daten von beinahe 5.000 Patienten, die zu ihrem Cannabiskonsum befragt wurden. Doch nur die Personen, die in den vorhergehenden Monaten Cannabis benutzt hatten, zeigten einen nachweisbaren Schutzeffekt gegen Diabetes. Teilnehmer, die in den letzten 30 Tagen Marihuana genommen hatten, wiesen einen niedrigeren Nüchtern-Insulinwert, einen besseren Insulinresistenzwert und höhere Werte des »guten« Cholesterins HDL auf.
Studienleiter Murray Mittleman, vom »Beth Israel Deaconess Medical Centre« in Boston, sagte, dass bereits frühere Studien eine niedrigere Rate an Obesität und Diabetes bei Marihuanakonsumenten nachgewiesen haben. Und zwei weitere Untersuchungen dokumentierten einen Zusammenhang zwischen Körpergewicht und Cannabiskonsum.
Denn obwohl Cannabiskonsumenten wegen der appetitanregenden Wirkung mehr Kalorien aufnahmen, war ihr Body-Mass-Index (BMI) niedriger. Wie dieses Paradoxon zustande kommt, ist allerdings noch nicht klar. Menschen, die ein erhöhtes Risiko für Diabetes haben, wird oft empfohlen, das Rauchen aufzugeben. Das könnte ein Grund für die Gewichtsunterschiede sein, geben die Wissenschaftler zu. Aber, selbst als die Diabetespatienten aus der Testgruppe genommen wurden, gab es einen deutlichen Unterschied zwischen Konsumenten und Nicht-Konsumenten.
Langzeitwirkungen noch unbekannt
»Frühere epidemiologische Studien fanden bereits ein geringeres Auftreten von Adipositas und Diabetes bei Marihuanakonsumenten im Vergleich zu Menschen, die nie vorher Marihuana benutzt haben. Das lässt auf einen Zusammenhang zwischen Cannabinoiden und peripheren Stoffwechselprozessen schließen,« erklärt Forschungsleiter Mittleman. Es wird dringend mehr Grundlagenforschung hinsichtlich der kurz- und langfristigen Wirkungen von Marihuana bei Erkrankungen wie Krebs, Diabetes und auch Alterserkrankungen benötigt, fordern die Forscher. Solide wissenschaftliche Untersuchungen müssen zu Ergebnissen führen, die es Ärzten ermöglichen THC in der richtigen Weise ihren Patienten zu verordnen, sei es in synthetischer oder pflanzlicher Form.
Cannabis – ein Arzneimittel mit Tradition
Die ältesten Hinweise auf die medizinische Anwendung von Cannabis gehen auf das Jahr 2737 vor Christus zurück. Schon damals wurde in China Cannabis gegen Gicht, Malaria, Rheuma und Verstopfung gegeben. In Europa soll Hildegard von Bingen Hanf als Arznei in ihren naturheilkundlichen Schriften erwähnt haben.
In der modernen Forschung haben Cannabispräparate eine gute Wirkung gezeigt bei Spasmen, spastischen Lähmungen, Krämpfen, bei chronischen Nervenschmerzen, bei schweren Schmerzen von Tumor- und Aids-Erkrankungen sowie zur Reduzierung von starken Tics bei Patienten mit Tourette-Syndrom.
Seit 2005 laufen bereits Studien zur Anwendung von THC bei Arteriosklerose. In Tierversuchen wurde durch die orale Gabe von THC ein Fortschreiten der arteriosklerotischen Ablagerungen in den Gefäßen erheblich gebremst.
Nebenwirkungen möglich
Auch wenn die therapeutische Anwendung von Cannabis meist gut verträglich ist, können eine Reihe von Nebenwirkungen auftreten:
- Müdigkeit
- Übelkeit
- Schwindel
- Herzrasen
- Mundtrockenheit
- Blutdruckabfall
- Kopfschmerzen
- Augenrötungen
- psychische Störungen
Quelle: Elizabeth A. Penner, Hannah Buettner, Murray A. Mittleman. The Impact of Marijuana Use on Glucose, Insulin, and Insulin Resistance among US Adults. The American Journal of Medicine, 2013; DOI: 10.1016/j.amjmed.2013.03.002
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