Forschungen des medizinischen Zentrums UMC+ in Maastricht lassen erkennen, dass der menschliche Organismus während regelmäßiger Kälteperioden in der Lage ist, braunes Fett zu produzieren. Bei Testpersonen nahm infolge dessen der Energieverbrauch des Körpers zu. Die Erkenntnisse, dass der Körper durch die Kälte zusätzlich braunes Fett herstellt, kann möglicherweise die Entwicklung neuer Therapien zur Regulierung des Körpergewichts unterstützen. Anouk van der Lans veröffentlichte ihre Forschungsergebnisse, unter der Leitung von Wouter van Marken Lichtenbelt, im Fachjournal »The Journal of Clinical Investigation«.
Braunes Fett verbraucht Energie
Der Mensch verfügt über zwei verschiedene Arten von Fett: weißes und braunes Fett. Die weiße Variante sorgt im Körper für die Speicherung von Energie, wohingegen die braune Variante gerade Energie verbraucht, um Wärme zu produzieren und die Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Im Allgemeinen sind Menschen mit einem hohen Anteil an braunem Fett auch schlanker. Es ist bekannt, dass braunes Fettgewebe durch Kälte aktiviert wird, um so den Körper warmzuhalten und bei Nagetieren trägt es auch zur Gewichtsregulation bei. Die Wissenschaftler in Maastricht konnten nun zeigen, dass während Kälteperioden der Körper zusätzlich braunes Fett herstellt.
Für die Forschungen wurden eine Anzahl Testpersonen in eine Kältekammer bei einer Temperatur von 16° Celsius gebracht. Hier blieben sie sechs Stunden täglich an zehn aufeinanderfolgenden Tagen. Das führte zur Produktion von zusätzlichem braunem Körperfett, wie die Forscher mit Hilfe eines PET-Scanners feststellten. Und nicht nur die Menge an braunem Fett hatte erheblich zugenommen, sondern auch die durchschnittliche Aktivität des Fettgewebes. Aufgrund dessen hatte auch der Energieverbrauch zugenommen. Die Testpersonen gaben im Verlauf des Experiments an, dass sie sich an die Kälte gewöhnten.
Kälte reduziert Körpergewicht
Die Gesamtheit der Forschungsergebnisse weist daraufhin, dass Kälte zu einer Gewichtsreduktion beitragen kann. Tests bei Nagetieren haben das bereits gezeigt. »So kann beispielsweise die Regulierung der Zimmertemperatur einen zusätzlichen Schub geben, um das Körpergewicht zu halten. In dem man hin und wieder den Heizungsthermostat etwas niedriger dreht, wird mehr braunes Körperfett produziert und der Energieverbrauch des Körpers nimmt zu«, meint van der Lans.
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Was tut man im Hochsommer?
Also müssen Übergewichtige nun frieren, um Gewicht zu verlieren? Das könnte vielleicht in manchen Haushalten einiges an Heizkosten sparen. Allerdings besteht die Gefahr, dass der positive gesundheitliche Effekt des Frierens schließlich durch eine lästige Erkältung zunichtegemacht wird. Und ein ernster grippaler Infekt könnte wiederum die Kosten im Gesundheitswesen in die Höhe treiben. Schließlich und endlich funktioniert die Methode auch eher schlecht bis gar nicht, wenn draußen gerade Hochsommer mit Temperaturen von 30° Celsius und mehr herrschen. Vermutlich muss also doch wieder nach alternativen Therapien zur Gewichtsabnahme gesucht werden. Oder man greift auf die bislang gültigen Empfehlungen zur Gewichtsabnahme zurück: Kalorienzufuhr einschränken und viel bewegen.
Quelle: Anouk A.J.J. van der Lans, Joris Hoeks, Boudewijn Brans, Guy H.E.J. Vijgen, Mariëlle G.W. Visser, Maarten J. Vosselman, Jan Hansen, Johanna A. Jörgensen, Jun Wu, Felix M. Mottaghy, Patrick Schrauwen and Wouter D. van Marken Lichtenbelt: Cold acclimation recruits human brown fat and increases nonshivering thermogenesis, J Clin Invest. doi:10.1172/JCI68993
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