Aneurysmen sind unter anderem deshalb so gefährlich, weil sie in der Regel keine Beschwerden verursachen und nur zufällig bei der Kernspin- oder Computertomographie entdeckt werden. Und selbst dann wissen die Ärzte nicht, ob es sich um eine harmlose Gefäßerweiterung handelt oder um eine höchstgefährliche Situation, die schnellstmöglich operiert werden muss. Ein neues Kontrastmittel soll nun aber Abhilfe schaffen und genau diese Unterscheidung ermöglichen.
Ein katastrophales Ereignis
Unter Hirnaneurysmen versteht man Aussackungen an den Blutgefäßwänden im Gehirn. Platzen diese auf, so handelt es sich um ein katastrophales Ereignis, an dem in Deutschland rund 5.000 Patienten pro Jahr sterben. Das Tückische an der Erkrankung ist, dass die Aneurysmen im geschlossenen Zustand keine Beschwerden verursachen und meistens nur zufällig entdeckt werden oder im Schlimmsten Falle eben erst dann, wenn es zu spät ist. Etwa 3% aller Erwachsenen bilden im Laufe ihres Lebens Hirnaneurysmen aus, die überwiegend jedoch ungefährlich sind. Bei lediglich 10.000 Menschen pro Jahr kommt es auch zu einer Blutung der Aneurysmen, doch liegt die Sterblichkeitsrate dann bei beängstigenden 50%.
Nur ein Eingriff schafft Abhilfe
Aneurysmen können zwar mit einer Operation oder einer Katheter-Behandlung unschädlich gemacht werden, jedoch sind beide Verfahren mit gewissen Komplikationsrisiken verbunden, weshalb die Eingriffe auf Patienten beschränkt bleiben sollte, denen durch das Aneurysma auch eine tatsächliche Gefahr droht. Bislang war dies jedoch nicht abzuschätzen, sondern nur zu klären, ob eine Gefäßerweiterung vorliegt oder eben nicht. Größe, Form oder Länge der Aneurysmen waren in der Einschätzung ihrer Gefährlichkeit bisher die einzigen vagen Hinweise für die Ärzte. Eine neuartige Kontrastmitteluntersuchung soll nun allerdings deutlich genaueren Aufschluss geben können.
Das neue Kontrastmittel sei ungefährlich
Einen Tag vor der Kernspintomographie soll den Patienten ein eisenhaltiges Kontrastmittel über die Venen verabreicht werden. Wie Professor Dr. med. Hans-Jakob Steiger, Direktor der Klinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Düsseldorf, erklärt, sei das Mittel für den Patienten ungefährlich. Nach der Injektion erreicht es das Aneurysma und bindet sich an sogenannte Fresszellen, die nur dann vorhanden sind, wenn es sich um eine brüchige oder beschädigte Gefäßwand handelt. Die mit dem Kontrastmittel angereicherten Fresszellen sind dann im Kernspint sichtbar und verdeutlichen, wie gefährlich die Gefäßerweiterung wirklich ist.
US-Studie belegt den Vorgang
Wie die in der Fachzeitschrift „Stroke“ veröffentlichte Studie zeigt, deutet eine frühe Aufnahme des Kontrastmittels innerhalb der ersten 24 Stunden auf ein hohes Risiko hin, dass die Gefäßwand bald reißen könnte. Verstreichen hingegen drei Tage bis sich das Kontrastmittel anreichert, so ist von einem geringen Risiko auszugehen. „Bei keinem der Aneurysmen, die erst nach drei Tagen eine Kontrastmittel-Anreicherung zeigten, kam es innerhalb von sechs Monaten zu einer Blutung oder Größenzunahme“, erklärt Dr. Steiger. Zwar müssen die Ergebnisse durch weitere Studien abgesichert werden, doch scheint sich erstmals eine Methode herauszukristallisieren, mit deren Hilfe sich harmlose von gefährlichen Aneurysmen unterscheiden lassen.
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