Lange Listen, Aneinanderreihungen von Fakten, Gruppen von Wörtern oder Zahlen – manches will einfach nicht in unserem Gedächtnis hängen bleiben. Es gibt auch immer wieder brillante Ausnahmen (die dann in Fernsehshows ihre verblüffenden Leistungen zum Besten geben), aber unser Gehirn funktioniert meist besser, wenn es Informationen im Zusammenhang mit visuellen, akustischen oder anderen Eindrücken speichern kann.
Was sich reimt, was wir vor unserem geistigen Auge mit einem Bild oder einer bekannten Situation verbinden, können, das prägen wir uns leichter ein. Eine Information über solch einen Umweg abzuspeichern und aufzurufen, das bezeichnen wir umgangssprachlich als Eselsbrücke.
Warum eigentlich Eselsbrücke? Es hat tatsächlich mit diesem Tier zu tun, aber nehmen Sie es nicht persönlich! Dem Esel wird nachgesagt, dass er vor jedem noch so kleinen Rinnsal stehen bleibt und erst weitergeht, wenn man ihm irgendeine Behelfsbrücke darüber gelegt hat.
Klingt einfach richtig
„Wer nämlich mit h schreibt ist dämlich“ hat sich für viele unauslöschbar im Gedächtnis festgesetzt. Ebenso wie die Jahreszahl einer berühmten Schlacht über den Merksatz „drei, drei, drei bei Issos Keilerei“ oder Nebenflüsse der Donau über „Iller, Lech, Isar, Inn fließen rechts zur Donau hin – Wörnitz, Naab und Regen fließen links entgegen.“
Ihnen allen gemeinsam ist ein gefälliger Reim, eine sprachliche Melodie. Das mag unser Gehirn und deshalb ist es auch viel leichter ein Gedicht auswendig zu lernen als einen Prosatext.
An den Anfangsbuchstaben entlang gehen
Auf dem Prinzip der erweiterten Akronyme (Abkürzungen) basiert eine andere Art Eselsbrücke: Wir verwenden Anfangsbuchstaben der Wörter eines Satzes, um uns andere Begriffe zu merken.
So kann fast jeder noch aus der Schulzeit die Reihenfolge der Planeten (Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, Pluto) durch den Merksatz „Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Planeten“ bestimmen.
Da dem Pluto 2006 der Rang eines Planeten aberkannt wurde, sollten Sie sich vielleicht umstellen auf „Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unseren Nachthimmel“. Wie heißen doch gleich die Kreuztonarten im Quintenzirkel? „Geh du alter Esel, hol Fische!“ verrät sie uns: GDAEHFis.
Ich hab ein Bild von dir
Auch einzigartige Eselsbrücken benutzen wir. Wir zählen an den Fingerknöcheln die Monate ab, um die Anzahl ihrer Tage zu bestimmen. Wir unterscheiden den abnehmenden Mond vom zunehmenden, weil der abnehmende dem kleinen „a“ in der Schreibschrift ähnelt.
Auch individuelle Eselsbrücken können Sie sich stricken: Merken Sie sich den Namen eines Kollegen, indem Sie ihn mit einem Bild verknüpfen. Denken Sie bei Herrn Fuchs daran, wie schlau er ist oder bei Frau Peter an den Struwelpeter, falls ihre Frisur diesen Vergleich zulässt.
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