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Sinnesorgan:

Der Geruchssinn – Multitalent aus der Vorzeit

Tiere haben einen ausgeprägten Geruchssinn - junger Fuchs schnuppert an einer BlumeFünf Sinne bestimmen ganz wesentlich unser Leben: Über sie stehen wir in Kontakt mit unserer Umwelt, nehmen Informationen auf und teilen uns mit. Wenn wir nach dem Wichtigsten unserer Sinne gefragt werden, so entscheiden sich die meisten von uns für das Sehvermögen. Auch die Sprache und das Hören scheinen uns unverzichtbar, doch kaum jemand wird dem Geruchssinn absolute Priorität einräumen.

Dabei ist es die Welt der Düfte, die uns wie kaum eine andere in Gefühlsdingen leitet, unsere Stimmungen beeinflusst, Einfluss auf unsere Entscheidungen und auch auf unsere Gesundheit nimmt. Der Geruchssinn ist Verführer und er ist Beschützer – und meistens sind wir uns dessen gar nicht bewusst!

Achtung, Gefahr! Wie die Nase das Überleben gewährleistet

Viele Tiere könnten ohne ihren Geruchssinn nicht überleben. Sie wittern ein Feuer oder Raubtiere, die sich nähern und können so der Gefahr entgehen. Ihre Nase verrät ihnen den Weg zur richtigen Nahrung und auch zum geeigneten Sexualpartner.

Auch wenn wir uns oft von den niederen Instinkten unserer Vorfahren distanzieren, können wir Menschen nicht leugnen, dass unser Geruchssinn diese Zwecke auch heute noch erfüllt. Unsere Nase verrät uns, wenn Speisen verdorben sind. Saure Milch, ranziges Fett oder faules Gemüse erzeugen Ekel und warnen uns vor dem Verzehr.

Auf der anderen Seite ziehen uns Wohlgerüche an. Menschliche Duftstoffe wie Schweiß und andere Drüsensekrete lassen uns das Gegenüber reizvoll oder auch unattraktiv erscheinen.

Das Riechen: Ein rätselhafter Vorgang

Die ungefähr 30 Millionen Riechzellen, die sich in unserer Nasenschleimhaut befinden, leiten die von kleinen Sinneshärchen (Zilien) aufgefangenen Reize weiter über Siebbein und Riechknoten an den Riechnerv, der dafür sorgt, dass sie direkt in das Riechzentrum im Großhirn gelangen. Wie genau diese Vorgänge von statten gehen, hat die Wissenschaft noch nicht endgültig geklärt.

Forschungen haben bereits festgestellt, dass die Geruchsrezeptoren an den Härchen aus verschiedenen Aminosäureketten bestehen, die beim „Andocken“ eines passenden Duftstoffes über die Anregung eines Proteins diese Erfolgsmeldung weitergeben. Die unterschiedlichen Reaktionen, die dadurch ausgelöst werden, lassen sich aber noch nicht erklären.

Erinnerungen werden wach

Sinnesorgan - der Geruchssinn beim MenschenAlles, was wir sehen, fühlen, hören oder riechen, wird von unserem Gehirn als Erinnerung abgespeichert und kann so bei Bedarf wieder abgerufen werden. Wir können also Bekanntes wiedererkennen und zuordnen.

Allerdings sprechen die Reize des Geruchssinnes im Gegensatz zu den anderen Sinnen nicht über den Thalamus zur Großhirnrinde geleitet werden, sondern ohne Umweg direkt ins Stammhirn. So erklärt man sich, dass unsere auf Geruchswahrnehmungen basierenden Empfindungen unbewusster ablaufen und kaum steuerbar sind.

Diese „animalischen“ Reaktionen sind nicht nur hinsichtlich unserer (manchmal nicht so recht nachvollziehbaren) Partnerwahl wesentlich, sondern haben auch auf unser Wohlbefinden Einfluss:

Moderne Aromatherapien nutzen nicht nur die natürlichen Heilkräfte ätherischer Öle, sondern auch die Auswirkungen der unbewussten Reize, die vertraute Gerüche auf uns haben.

Achtung, Geruchsfalle!

In jüngster Zeit stehen Duftstoffe auch im Mittelpunkt moderner Marketingmethoden: Über Gerüche kann unser Kaufverhalten und unsere Motivation beeinflusst werden. Auch in Backshops, in denen gar nicht mehr selbst gebacken wird, werden Sie den Duft frischer Brötchen wahrnehmen.

Frisches Leder in Autosalons, Orangen- oder Zitronenduft um Apothekenregale mit Vitaminpräparate herum oder Anis- und andere Gewürznoten beim Marktstand mit den Kräuterbonbons – wir sind leicht steuerbar!

Weiterführender Link zum Thema:

Max-Planck-Gesellschaft: Wie der Geruchssinn funktioniert
http://www.mpg.de/785777/Riechen?research_topics=all

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