Lebensversicherungen lohnen sich nicht mehr. Der Garantiezins wurde zum Jahresbeginn auf magere 1,75 % gesenkt. Die Gesamtverzinsung unterschreitet im Branchendurchschnitt die Marke von 4 %. Gleichzeitig fallen hohe Kosten für Abschluss und Verwaltung an. Da Versicherer in Euro-Staatsanleihen investieren, ist auch Sicherheit längst kein Argument mehr.
Ein Grundprinzip ökonomischer Überlegungen geht davon aus, dass zusätzlichem Aufwand auch ein zusätzlicher Ertrag oder zumindest die Chance auf einen solchen gegenüberstehen sollte. Wer im Jahr 2012 den Abschluss einer privaten Renten- oder Kapitallebensversicherung in Betracht zieht, sollte sich auf dieses Grundprinzip besinnen.
Niedrigzinsphase setzt Versicherer unter Druck
Mit einem dreijährigen Festgeldkonto lassen sich derzeit jährliche Renditen von 4 % erwirtschaften. Kosten fallen dafür nicht an und Risiken bestehen – abgesehen von Staatsbankrott und Fall der Währung – keine. Sollte das Zinsniveau nach Ablauf der drei Jahre gestiegen sein, kann das freigewordene Geld zu besseren Konditionen angelegt werden.
Wer jetzt eine Lebensversicherung abschließt, muss sie zunächst zwölf Jahre lang bedienen. Ändert sich das Zinsniveau nicht, ist selbst eine jährliche Rendite von 4 % unwahrscheinlich. Mit sicheren Wertpapieren können Versicherer soviel nicht erwirtschaften. Selbst Bundesanleihen mit zehn Jahren Restlaufzeit bieten aktuell Renditen von knapp 2 %. Die Aktienquote der meisten Versicherer liegt im Bereich von 5 % bis 10 %.
Bei einer so mageren Basis schlagen die in der Branche üblichen hohen Verwaltungs- und Abschlusskosten besonders zu Buche. In der Branche wird es als fair verkauft, die Abschlusskosten über die ersten fünf Jahre nach dem Vertragsschluss zu verteilen. Bei den aktuellen Renditeperspektiven erscheinen Kosten allerdings überhaupt nicht gerechtfertigt.
Berater verweisen gerne darauf, dass das Zinsniveau in Zukunft wieder steigen könne und dass dann die Renditen von Lebensversicherungen wieder besser dastünden. Ein Argument für den Abschluss eines Vertrags zum jetzigen Zeitpunkt ist das allerdings nicht.
Da Versicherer hauptsächlich Anleihen im Portfolio halten, führt ein steigendes Zinsniveau zunächst zu fallenden Kursen. Bis es zu einem deutlichen Anstieg der Erträge kommt, können danach mehrere Jahre vergehen. Je länger eine Niedrigzinsphase dauert, desto länger wirkt sie auch nach, wenn sie schon wieder vorüber ist. Einen Bonus für Mutige, die frühzeitig eingestiegen sind, gibt es nicht – es ist schließlich nicht die Börse.
Riester-Förderung ist kein Argument
Rentenversicherungen können mit der staatlichen Riester-Förderung kombiniert werden, wenn sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Zu diesen Voraussetzungen gehören insbesondere Vorgaben hinsichtlich der zu leistenden Einzahlungen und Einschränkungen im Hinblick auf die Verfügbarkeit des Vertragsguthabens.
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Wer jetzt mit Riester vorsorgen möchte, muss dafür keine Rentenversicherung abschließen. Es ist auch möglich, zunächst einen Banksparplan abzuschließen und dafür die Zulage zu kassieren bzw. den Sonderausgabenabzug vorzunehmen. Die Rendite dabei liegt in etwa auf der Höhe des Garantiezinssatzes der Lebensversicherer. Dafür fallen keine Kosten an. Das im Sparplan angesparte Guthaben kann später zu einem anderen Anbieter und auch in eine andere Sparform übertragen werden.
Kapitallebensversicherungen galten einst als Allzweckwaffe für Absicherung und Vermögensaufbau. Im Grunde enthalten die kombinierten Produkte allerdings einen Fehler. Es ist besser, eine separate Risikolebensversicherung ausschließlich für den Todesfallschutz abzuschließen und unabhängig davon in eine kapitalbildende Rentenversicherung einzuzahlen. Erstens kann dadurch für beide Sparten der jeweils beste Anbieter gewählt werden, zweitens bleibt der Todesfallschutz unberührt, wenn der Sparvertrag aufgelöst wird.
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