Hans Olaf-Henkel zählt zu den bekanntesten Vertretern der deutschen Industrie. Der frühere IBM-Top-Manager gilt als Meinungsbildner im Hinblick auf die gesellschaftliche Debatte um die wirtschaftspolitische Ausrichtung Deutschlands.
Henkel (Jahrgang 1940) wuchs in Hamburg bei seinem Stiefvater auf, da sein leiblicher Vater im Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommen war. Er absolvierte eine kaufmännische Lehre und studierte im Anschluss daran an der heutigen Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik.
1962 unterschrieb er einen Vertrag bei IBM Deutschland und wurde nach 25 Jahren im Unternehmen zum Vorsitzenden der Geschäftsführung bestimmt. Von 1993 war Henkel Chef von IBM Europa, Naher Osten und Afrika.
Bekannt wurde er durch seine ehrenamtliche Tätigkeit als Präsident des Bundesverbands der deutschen Industrie. Zum Aufgabenfeld dieses Amtes zählt seit je her die Mitwirkung an der politischen Willensbildung. Henkel erlangte durch kontroverse Standpunkte einen hohen Bekanntheitsgrad.
Henkels Standpunkte im Hinblick auf wirtschaftspolitische Fragen sind weitgehend einer angebotsseitig orientierten Wirtschaftspolitik (supply-side economics) zuzuordnen. Er setze sich während seiner gesamten Zeit als BDI-Vorsitzender für Ziele wie steuerliche Erleichterungen, weniger Beschränkungen im Welthandel etc. ein. Im Bundestagswahlkampf 2005 unterstützte Henkel die Freien Demokraten. Eine Parteimitgliedschaft besitzt er eigenen Angaben allerdings nicht.
Henkel veröffentlichte bis heute mehrere Bücher, deren Inhalt sich mit wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Fragen auseinandersetzt. Zu den publizierten Werken gehören z. B. „Die Macht der Freiheit“ und „Der Kampf um die Mitte: Mein Bekenntnis zum Bürgertum“. Zusammen mit anderen Autoren, darunter auch der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog, wirkte Henkel an dem Werk „Mut zum Handeln – wie Deutschland wieder reformfähig wird“ mit. Das neuste Buch von Hans-Olaf Henkel heisst: Die Abwracker: Wie Zocker und Politiker unsere Zukunft verspielen.
Von 2001 bis 2005 war Henkel zugleich Präsident der Leibniz-Gesellschaft. Seit 2006 berät er die Bank of America im Hinblick auf deren Expansionspläne im deutschen Investmentbanking. Darüber hinaus ist er Mitglied in verschiedenen Aufsichtsräten von Großunternehmen. Darunter sind die Bayer AG in Leverkusen, die Continental AG in Hannover und die Daimler Luft- und Raumfahrt AG in München. Seit dem Jahr 2000 ist Henkel zudem Honorarprofessor an der Universität Mannheim.
Henkel ist bis heute sehr präsent in den Medien. Er tritt sehr häufig in politischen Talkshows auf, in denen er sich ebenfalls für Globalisierung und Freihandel, einen „schlanken Staat“ sowie angebotsorientierte wirtschaftspolitische Maßnahmen einsetzt. Henkel zählt zu den Gründern des „Konvents für Deutschland“, der sich unter der Führung von Altbundespräsident Roman Herzog für die „Verbesserung der Reformfähigkeit Deutschlands“ einsetzt.
Im Laufe seines Lebens erhielt Henkel zahlreiche Auszeichnungen. So wurde ihm im Jahr 2007 die Hayek-Medaille verliehen. 2003 erhielt er den Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik. Im Jahr 2002 sollte ihm auch das Bundesverdienstkreuz verliehen werden. Dies lehnte Henkel unter Hinweis auf seine hanseatische Abstammung und Erziehung jedoch ab.
Die Standpunkte Henkels trafen in anderen politischen Lagern und bei anderen Interessensverbänden oft auf Kritik. Im Jahr 1995 wurde Henkel der Negativpreis „Dinosaurier des Jahres“ vom Naturschutzbund Deutschland verliehen.
Henkels Bekanntheitsgrad ist verglichen mit dem anderer Wirtschaftslobbyisten sehr hoch. Dazu hat beigetragen, dass während Henkels aktiver Zeit als Vertreter des BDI die gesellschaftliche Debatte um die Ausrichtung Deutschlands in wirtschaftlichen Fragen stark an Fahrt gewonnen hat.
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