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Unternehmer im Portrait:

Henry Ford – Von der Dorfschule an die Wirtschaftsspitze

Obwohl Henry Ford zunächst keine höhere Ausbildung als die einer kleinen Dorfschule genoss, arbeitete er sich vom mäßig gebildeten Farmersohn hoch zum Wirtschaftstitan mit Weltformat. Doch Fords Errungenschaften waren nicht nur auf seinen eigenen Vorteil beschränkt. Vielmehr optimierte er die industrielle Produktion, versorgte unzählige Menschen mit Arbeit und prägte ein Stück weit die junge amerikanische Kultur.

Ein Leben, wie aus dem Bilderbuch

Im kleinen US-amerikanischen Örtchen Wayne County in der Nähe von Detroit wurde Henry Ford im Sommer 1863 als Sohn der irischen Einwanderer William Ford und Mary Litogot O’Hern geboren und wuchs zusammen mit fünf Geschwistern auf der Farm der Familie auf. Henry war der älteste Sohn und besuchte die nahegelegene Dorfschule. Zu jener Zeit vermittelten derartige Schulen nicht viel mehr als das nötigste Grundwissen, doch interessierte sich Henry schon im jungen Alter für technische Themen und macht sich selbst mit der Mechanik vertraut. Bereits im Alter von 12 Jahren verfügte er über einen eigenen Werkraum, in dem er bis zu seinem 16. Lebensjahr seinen ersten eigenen Verbrennungsmotor fertigte.

Im Zeichen seiner Leidenschaft verließ Henry Ford im Jahre 1879 sein Elternhaus und begann eine Ausbildung zum Maschinisten in Detroit, wo er während seiner Lehrzeit auch wohnte. Im Anschluss arbeitete er in der Westinghouse Electric Corporation an Ottomotoren, was ihn beruflich zwar durchaus erfüllte, jedoch nicht den finanziellen Segen mit sich zu bringen schien. Um seine Lage zum positiven zu verändern, betrieb Henry Ford ab 1888 ein eigenes Sägewerk, was ihm durchaus einige Dollars in den Geldbeutel spülte, wiederum aber nichts mit seiner Profession, der Mechanik, zu tun hatte.

Im Jahre 1891 stieg Ford als Ingenieur in die Edison Illuminating Company ein, ein Unternehmen benannt nach und unter der Leitung des berühmten Erfinders Thomas Alva Edison, der später eine langjährige Freundschaft zu Henry pflegte und den talentierten Mechaniker 1993 zum Chefingenieur beförderte. Diese Position verschaffte Ford die Möglichkeit an seinen eigenen Verbrennungsmotoren zu tüfteln und 1896 ein erstes, sich selbst antreibendes Fahrzeug zu schaffen, den sogenannten Quadricycle.

Der Weg an die Spitze

Für Henry Ford markierte sein erster großer Erfolg einen gewaltigen Meilenstein, sodass er sein Arbeit gebendes Unternehmen verließ und 1899 mit der Detroit Automobile Company sein eigenes Automobil-Unternehmen gründete. Ford ließ seine entwickelten Fahrzeuge gegen die anderer Hersteller in eigens organisierten Autorennen antreten und ließ die Konkurrenz beinahe ausnahmslos hinter sich. Dennoch blieb der wirtschaftliche Erfolg mangels Bekanntheit aus und die Firma musste nach nur zwei Jahren Insolvenz anmelden.

Für Ford war dieser Rückschlag allerdings kein Grund aufzugeben, sondern Anreiz erst richtig zu beginnen. Also gründete der ambitionierte Amerikaner im Jahre 1903 sein zweites Unternehmen, das als Ford Motor Company schon bald eines der größten Unternehmen der Welt werden sollte. Nicht ganz unbeteiligt daran, war der bekannte Rennfahrer Barney Oldfield. Denn nachdem Ford einen Geschwindigkeitsrekord mit seinem konstruierten Fahrzeug aufstellte, war Oldfield so begeistert, dass er den Wagen als 999 nannte –  der Name, der damals schnellsten Lokomotive der Welt – und ihn im ganzen Land bekannt machte. Für die Ford Company bedeutete dies der Durchbruch und schon bald konnten weitere Fahrzeugmodelle folgen.

Die ersten Ford Modelle

Henry Ford glänzte nicht nur durch seine mechanischen und technischen Finessen in Bezug auf die Fahrzeuge selbst, sondern perfektionierte zudem die Fertigungsmöglichkeiten, die von Herstellern weltweit übernommen werden sollten. Denn die Arbeitsteilung und Fertigung am Fließband brachte aus unternehmerischer Sicht unglaubliche Vorteile mit sich: Die Kosten sanken, während die Produktivität stieg. Mit seiner industriellen Revolution, die zur stark standardisierten Massenproduktion von Konsumgütern führte, erhöhte nicht nur die Verfügbarkeit der Waren selbst, sondern auch gleichzeitig deren Nutzung beziehungsweise Verbrauch. So sorgte Ford indirekt für einen Wirtschaftsaufschwung und prägte eine ganze Epoche, die im Nachhinein gar als Fordismus bezeichnet werden sollte.

Das erste „massentaugliche“ Modell T aus Fords Unternehmen kam durch unzählige gewonnen Rennen und das Aufstellen neuer Geschwindigkeitsrekorde zu ungeheuer schnellem Bekanntheitsgrad und fand sich schnell an allen Ecken und Enden der amerikanischen Straßen wieder. Bereits im Jahre 1918 war jeder zweite Wagen in den USA ein Modell T, das den Spitznamen Tin Lizzy erhielt. Der Name Ford war also in aller Munde und vor allem natürlich in vielen Garagen zugegen, weshalb sich Henry guten Gewissens aus dem Renngeschäft zurückziehen konnte, mit dessen Regularien er eigenen Angaben zu Folge nicht mehr zufrieden war. Nachdem die Tin Lizzy die Straßen im Sturm erobert hatte, ebneten die Verkaufszahlen die Chance für ein weiteres Modell aus dem Unternehmen, das schlicht mit A bezeichnet wurde und ähnlichen Erfolg wie sein Vorgänger erzielen konnte. Entsprechend wurde das Modell A bis zum Jahre 1931 ganze vier Millionen Mal gefertigt. Viele weitere Modelle folgten im Laufe der Jahre, wobei das Unternehmen seine Automobile bis heute weltweit erfolgreich vermarktet.

Ein umstrittener Wirtschaftsgigant

Im Laufe der Geschichte machte Henry Ford allerdings nicht nur durch seine herausragenden technischen und wirtschaftlichen Verdienste von sich reden, sondern auch durch seinen praktizierten Antisemitismus. So veröffentlichte der Wirtschaftsmagnat einige Artikel und Bücher, welche das Judentum als Weltproblem klassifizierten. Ford folgte der weitverbreiteten Ansicht, dass das geheimbündlerische Weltjudentum in einer Verschwörung versucht, die Macht und Hochfinanz an sich zu reißen, damit also auch die Weltherrschaft für sich zu beanspruchen. Neben seiner publizistischen Tätigkeit unterstütze Ford auch die deutschen Streitkräfte vor dem Zweiten Weltkrieg. So waren etwa 78.000 LKWs und 14.000 Kettenfahrzeuge unter deutscher Flagge unterwegs, die von Ford hergestellt wurden. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges übergab Ford die Unternehmensführung seinem Enkel und begab sich selbst in den Ruhestand. Zwei Jahre später verstarb er schließlich im Alter von 83 Jahren.

Fotos: © Ford.com, Bundesarchiv:  Bild 102-10400 / CC-BY-SA, Hartsook (1919) († 1930)

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