Strukturierte Anlageprodukte kommen wieder in Mode. Nachdem der Markt für Zertifikate nach der Pleite des US-Investmenthauses Lehman Brothers im September 2008 zeitweise stark unter den Auswirkungen der Finanzkrise zu leiden hatte, schöpfen die Anleger nun wieder Vertrauen.
Der Vorteil strukturierter Investments liegt in ihrer praktisch unbegrenzten Vielfältigkeit: Für jeden Anlegertyp von konservativ bis offensiv finden sich geeignete Lösungen.
Strukturierte Produkte setzen klassische Finanzinstrumente ebenso ein wie Derivate und bieten so eigenständige Auszahlungsprofile. Anleger können in steigenden Märkten ebenso gewinnen wie in fallenden oder stagnierenden Märkten und Sicherheit ebenso fokussieren wie eine überdurchschnittliche Rendite. Die unter deutschen Investoren populärsten Strukturen sind Garantie – und Discountzertifikate.
Garantiezertifikate: Sicherheit plus Renditechancen
Garantiezertifikate beziehen sich meistens auf einen Aktienindex, wie etwa den Dax oder den EuroStoxx50. Der Anleger erhält seine Einlage am Ende der Laufzeit unabhängig von der Entwicklung des Aktienmarktes zurück und trägt somit kein nominales Verlustrisiko. Darüber hinaus partizipiert er in gewissem Umfang an Kursanstiegen des Aktienmarktes.
Wie groß diese Partizipation ausfällt, bestimmt die so genannte Partizipationsrate: Beläuft sich diese beispielsweise auf den Wert 0,4 erhalten Anleger am Ende der Laufzeit von 8 Prozent Rendite, wenn der Aktienmarkt im gleichen Zeitraum um 20 Prozent zulegt. Wie groß die Partizipation ausfällt, richtet sich nach den Marktbedingungen bei der Auflegung des Garantiezertifikats.
Mittlerweile existieren auch zahlreiche Zertifikate, die sich auf Rohstoffe anstatt auf Aktien beziehen. Darüber hinaus gibt es Produkte, die neben der Kapitalrückzahlung auch eine Basisverzinsung zusätzlich zur Renditechance bieten, so dass auch ein Inflationsausgleich gewährleistet ist.
Discount-Zertifikate: Profi-Taktik in einem Papier
Discount-Zertifikate treffen den Nerv vieler Aktien-Anleger: Sie ermöglichen den Einstieg in den Markt mit einem Preisabschlag, der als Risikopuffer die Wahrscheinlichkeit eines Verlustes reduziert. Im Gegenzug partizipiert der Inhaber des Zertifikates an Kurssteigerungen nur bis zu einem bestimmten Punkt – darüber hinaus gehende Wertsteigerungen werden durch das Zertifikat nicht abgebildet.
Discount-Strukturen bedienen sich einer Vorgehensweise, die in der professionellen Vermögensverwaltung schon seit Jahrzehnten (mit Erfolg!) zum Einsatz kommt. Der Emittent kauft vereinfacht gesagt den Basiswert – also eine Einzelaktie oder einen Aktienindex – und verkauft gleichzeitig eine Kaufoption auf diesen Basiswert am Finanzmarkt. Für den Verkauf der Option erhält er eine Prämie, die den Preisabschlag finanziert und dadurch das Risiko deutlich reduziert.
Der Inhaber eines Discountzertifikates fährt in fallenden, stagnierenden und moderat bis deutlich ansteigenden Märkten immer besser als der Aktionär, weil zum Kursgewinn auch die Prämie kommt. Nur wenn der Kurs des Basiswertes sehr stark ansteigt, ist die Aktie die bessere Wahl. Discountzertifikate eignen sich sehr gut zum langfristigen Vermögensaufbau, weil sie die Erträge eines Aktienportfolios glätten.
Licht und Schatten der strukturierten Investments
Strukturierte Produkte sind allerdings auch mit Nachteilen verbunden. Einer dieser Nachteile ist der rechtliche Status der Papiere als Schuldverschreibung (im Gegensatz zu Fonds, die ein Sondervermögen sind): Wird die emittierende Bank zahlungsunfähig, sind die Zertifikate unabhängig von der Preisentwicklung des Basiswertes wertlos.
Zudem eignen sich die Produkte nur bedingt für kurzfristige Engagements, weil die Kursentwicklung während der Laufzeit oft sehr schwer nachzuvollziehen ist. Speziell bei Discount- und Garantiezertifikaten hat sich mittlerweile aber viel Transparenz am Markt durchgesetzt.
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