Sinkende Preise finden die meisten Menschen gut – schließlich schont das den Geldbeutel. Fallende Preise können jedoch verheerende Folgen haben. Bei einer Deflation sinken Preise und Löhne auf breiter Front ab. Die Folge sind Arbeitsplatzverlust, Überschuldung und eine lang anhaltende Wirtschaftskrise.
Inflation ist den meisten Menschen ein Begriff – gemeint sind damit steigende Preise. Die Deflation ist das genaue Gegenteil: Die Löhne und Preise einer Volkswirtschaft gehen dabei über einen langen Zeitraum immer weiter zurück.
Deflation in der Geschichte
Die größte globale Deflation fand in den 1930er Jahren im Anschluss an den Börsenkrach von 1929 statt. Im Angesicht der Wirtschaftskrise reduzierten viele Regierungen die Staatsausgaben. Notenbanken betrieben eine restriktive Geldpolitik. In der Folge verschärfte sich die Krise umso mehr.
Auch im Deutschland der frühen 1930er Jahre wurde eine so genannte Austeritätspolitik betrieben. Die Konsequenzen sind bekannt: Deutschland stürzte in eine tiefe wirtschaftliche Krise, die dem Aufstieg des NS-Regimes Vorschub leistete.
Wie entsteht eine Deflation und wie wirkt sie sich aus?
Bei einer Deflation handelt es sich um eine Abwärtsspirale, die, wenn sie einmal in Gang gekommen ist, nur schwer aufzuhalten ist. Eine mögliche Ursache von Deflation sind geplatzte Spekulationsblasen, die mit einem hohen Verschuldungsgrad einhergehen. Ein solches Szenario ist zum Beispiel in den USA zu beobachten, auch wenn dort bislang keine Deflation eingetreten ist.
Die Wirkungskette lässt sich wie folgt darstellen: Zunächst verschulden sich Privathaushalte bei Banken und erwerben Häuser und Wohnungen. Die Immobilienpreise steigen daraufhin deutlich an, weil die Nachfrage – getrieben durch die hohe Verschuldung – steigt. Die steigenden Immobilienpreise werden von den Eigentümern genutzt, um weitere Schulden aufzuhäufen – dazu werden die im Preis bereits überhöhten Immobilien zusätzlich beliehen.
Irgendwann platzt diese Blase: Eine wachsende Zahl von Kreditnehmern kann ihre Schulden nicht mehr bezahlen. Dadurch geraten Banken in Bedrängnis, die mit steigenden Kreditausfällen konfrontiert werden. Die Banken versuchen sich zu helfen, indem sie weniger Kredite an Verbraucher und Unternehmen vergeben. Dadurch sinken Investitionen und Konsumnachfrage – es kommt zu einer Rezession. Darüber hinaus sinkt die umlaufende Geldmenge.
Die Deflation kann sich von diesem Punkt an selbst verstärken: Unternehmen entlassen Arbeitnehmer, so dass die Löhne sinken. Zugleich senken die Unternehmen auch die Preise für viele Güter, weil sie die während der Schuldenblase erreichten Absatzmengen nicht mehr erreichen.
Ein sinkendes Lohnniveau verschärft die Schuldenproblematik zusätzlich: Die Schulden von Privathaushalten und Unternehmen bleiben auf dem Papier gleich hoch, sind aber durch die geringeren Einkünfte sehr viel höher.
Das beschriebene Szenario ist der japanischen Deflation der 1990er Jahre sehr ähnlich. In Japan platzte eine Spekulationsblase am Aktienmarkt. Heute versuchen Regierungen, durch zusätzliche Staatsausgaben einer Deflation entgegenzuwirken. Dies kann auf der einen Seite helfen, eine deflationäre Abwärtsspirale zu verhindern, führt auf der anderen Seite jedoch zu einem dramatischen Anstieg der Staatsschulden.
Auch Zentralbanken versuchen, durch eine sehr expansive Geldpolitik einer Deflation vorzubeugen. Die US-Notenbank Federal Reserve zum Beispiel pumpt seit dem Jahr 2008 Geld zu praktisch null Prozent Zinsen in den Wirtschaftskreislauf. Auch die Europäische Zentralbank verfolgt eine solche Strategie.
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