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Kreditversicherung:

Credit Default Swaps – Wetten auf den Staatsbankrott?

Sie gelten derzeit als Massenvernichtungswaffen: Credit Default Swaps. Dabei soll die Kreditversicherung eigentlich nur Risiken gegen einen Ausfall absichern.

Credit Default Swaps werden an der Börse gehandelt.

Die Kreditausfallversicherung Credit Default Swaps wird am Finanzmarkt gehandelt. Bild: © picture-alliance / dpa

Die Krise an den internationalen Finanzmärkten erreicht im Frühjahr 2010 – wieder einmal – eine neue Dimension: Die EU verabschiedete ein beispielloses Rettungspaket, um den Fall des Euro am Devisenmarkt zu bremsen und die Angst vor der Zahlungsunfähigkeit eines Euro-Staates zu lindern. Erhebliche Schuld an den jüngsten Turbulenzen tragen nach Ansicht vieler Experten so genannte Credit Default Swaps, mit denen Spekulanten ganze Staaten in Bedrängnis bringen.

Was versteht man unter Credit Default Swaps?

Credit Default Swaps sind derivative Finanzinstrumente, die von institutionellen Investoren – also Banken, Versicherungen und Hedgefonds – eingesetzt werden. Es handelt sich um eine Kreditausfallversicherung für Staatsanleihen.

Credit Default Swaps sind Vereinbarungen zwischen zwei oder mehr Vertragsparteien. Besitzt Marktteilnehmer A beispielsweise griechische Staatsanleihen und will sich gegen einen Zahlungsausfall Griechenlands absichern, kann er mit Marktteilnehmer B einen entsprechenden Vertrag abschließen.

Teilnehmer A zahlt dabei eine Gebühr an Teilnehmer B, der wiederum A den Schaden ersetzt, wenn Griechenland seine Schulden tatsächlich nicht zurückzahlen kann. Das Marktvolumen von Credit Default Swaps wuchs bis zur Finanzkrise im Jahr 2007 rasant an und erreichte zwischenzeitlich 60 Billionen US-Dollar.

Spekulieren bis zum Kollaps: Zockerei mit Credit Default Swaps

Credit Default Swaps werden an den Finanzmärkten jedoch nicht nur zu Absicherungszwecken genutzt. In der jüngsten Vergangenheit gerieten die Kontrakte vor allem wegen Nutzung zu spekulativen Zwecken in die Kritik. Die Prämien, die der Sicherungsnehmer an den Sicherungsgeber zahlt, locken spekulativ orientierte Marktteilnehmer.

Das Prinzip der Spekulation: Ein Marktteilnehmer erwirbt eine Kreditausfallversicherung, ohne selbst im Besitz der versicherten Staatsanleihen zu sein. Er spekuliert damit auf eine Verschlechterung der Kreditwürdigkeit eines Schuldners, wie z. B. eines bestimmten Staates.

Tritt diese Verschlechterung tatsächlich ein und steigen die Prämien am CDS-Markt an, kann der Spekulant einen Gewinn verbuchen. Dazu schließt er einen weiteren Kontrakt ab, in dem er sich nicht gegen den Ausfall eines Kredits versichert, sondern selbst als Sicherungsgeber auftritt.

Der Spekulant zahlt für den ersten Kontrakt weniger als er – nach dem Anstieg der Prämien – für den zweiten erhält und macht so einen Gewinn. Wird an den Märkten durch große Marktakteure systematisch auf eine Verschlechterung der Bonität eines bestimmten Landes spekuliert, führt dies zu hohen Spekulationsgewinnen.

Der Schuldner, gegen den spekuliert wird, kann dadurch in arge Bedrängnis geraten: Muss er am Kapitalmarkt Anleihen begeben, werden dafür sehr viel höhere Zinssätze fällig. Die höheren Zinsen führen im besten Fall zu einer höheren Steuerlast für die Bürger, deren Staat Gegenstand der Spekulation ist. Im schlimmsten Fall wird – wie im Fall Griechenland geschehen – der Zugang zu den Kapitalmärkten praktisch abgeschnitten.

Die Erfahrung zeigt, dass die CDS-Märkte zu Übertreibungen neigen. Kritisiert wird insbesondere die Praxis vieler Marktteilnehmer, die die Kontrakte ausschließlich zu spekulativen Zwecken nutzen und gar keine abzusichernden Anleihen besitzen. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft den Handel selbst: Er findet ausschließlich außerbörslich statt und unterliegt keiner effektiven Kontrolle oder Regulierung.

Auf politischer Ebene gibt es Bestrebungen zur Regulierung des Handels. Über mehr oder weniger allgemeine Diskussionen sind die wichtigsten Regierungen bislang allerdings nicht hinausgekommen – wann und wie sich am Handel etwas ändert, ist noch nicht abzusehen.

Buchtipp: Big Bang am Markt für Credit Default Swaps: Der Weg zu einem zentralen Kontrahenten – Ursachen, Maßnahmen und Auswirkungen Taschenbuch: 92 Seiten; Verlag: VDM Verlag Dr. Müller (5. März 2010); Sprache: Deutsch; ISBN-10: 3639241622; ISBN-13: 978-3639241624; Preis 49,00 Euro

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