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Ökolandbau:

Einmal Öko, immer Öko?

Der Ökolandbau wächst und jedes Jahr kommen neue Ökobauern hinzu. Doch auch das Gegenteil ist der Fall: Sehr viele Landwirte steigen auch wieder aus.

Ein Bauer steht im Stall bei den Kühen.

Viele Landwirte stellen ihren Betrieb auf Ökolandbau um, es gibt aber auch Aussteiger. Bild: © fotolia.de

Der Ökolandbau in Deutschland findet immer mehr Zuspruch. Erst kürzlich wurden auf der „BioFach“ – einer der wichtigsten Branchenmessen – die aktuellen Zahlen veröffentlicht. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt aber, dass auch viele Betriebe aus dem Ökolandbau wieder aussteigen, in Zahlen sind es ganze 600 pro Jahr. In der Öffentlichkeit wurde dies bislang allerdings kaum wahrgenommen, weil insgesamt mehr Betriebe auf den Ökolandbau umstellen als aussteigen. Um die Gründe für den Ausstieg aufzudecken, führte das Thünen-Institut zusammen mit der Universität Kassel und weiteren Partnern eine Studie durch.

Die Zahlen aufgeschlüsselt

Wie aus den Ergebnissen der Untersuchung hervorging, stiegen in den Jahren zwischen 2003 und 2010 jährlich etwa 190 Betriebe komplett aus der Landwirtschaft aus. Dies entspricht 1,4% der gesamten Ökobetriebe. Die restlichen Aussteiger von rund 410 Betrieben pro Jahr begründen sich auf unterschiedliche Ursachen. Diese Zahl entspräche aber immerhin durchschnittlich 3,3% der gesamten Ökobetriebe. Ob ein Betrieb zum konventionellen Landbau zurückkehre hänge von innerbetrieblichen, familiären und persönlichen Voraussetzungen ab. Hinzu kommen äußere Faktoren, die zu einem Umdenken bewegen können. „Gibt es dort gravierende Änderungen, wird die Wirtschaftsweise des Betriebes hinterfragt“, erklärt Dr. Jürn Sanders vom Thünen-Institut und Mitautor der Studie. Eine besonders große Rolle bei der Rückumstellung spielen meist ökonomische Motive, Probleme mit Ökorichtlinien und -kontrollen sowie fehlende Entwicklungsperspektiven im ökologischen Anbau.

Rückumstellungen können vermieden werden

Wie die Studie zeigte, kann ein Ausstieg aus dem ökologischen Anbau nicht vollständig verhindert werden, vor allem dann nicht, wenn persönliche oder familiäre Motive eine Rolle spielen. In vielen Angelegenheiten könne eine Rückumstellung aber auch durchaus vermieden werden. Dies könne beispielsweise durch die Schaffung besserer Rahmenbedingungen für Ökobetriebe erfolgen. Dazu zählen vor allem eine bessere Umstellungsberatung, transparente und praktikable Richtlinien und auch verlässliche Förderungen des ökologischen Landbaus. Bessere Vermarktungsbedingungen und einheitliche sowie vereinfachte Ökokontrollen könnten zusätzliche positive Effekte entfalten.

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.