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Altkleidersammlung:

Das Geschäft mit den Altkleiderspenden

Was geschieht mit getragener Kleidung, die wir in die Altkleidersammlung geben oder in Sammelcontainer werfen? Kommt sie wirklich Bedürftigen zugute?

Kleiderspende-Sammelbehaelter des DRKGründe, den heimischen Kleiderschrank auszumisten, finden sich reichlich: Das Möbelstück platzt vielfach aus allen Nähten, und in den Tiefen der Schubladen und Fächer befinden sich Berge von Kleidungsstücken, die zu klein geworden sind – oder zu groß, deren Farbe ausgewaschen ist, die nicht mehr modisch sind oder aber einfach schlichtweg nicht mehr gefallen. So muss also Platz geschaffen werden für die nächste Shoppingtour. Was läge also näher, als die ausgemusterten Stücke zu spenden und Bedürftigen damit Gutes zu tun. Aber – wer profitiert wirklich von den Sammlungen?

Armen Menschen helfen – frommer Wunsch oder Realität?

Wer Altkleider in die Sammlungen gibt anstatt sie wegzuwerfen, auf dem Flohmarkt oder im Internet zu verkaufen, ist in der Regel überzeugt, damit Gutes zu tun. Schließlich gibt es doch auf der Welt genügend Menschen, die sich über gut erhaltene, warme Kleidung freuen – zum Beispiel in Krisengebieten. Und oftmals sind es Wohlfahrtsverbände wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK) oder die Caritas, die als Sammler auftreten. Doch mit Altkleidern werden auch knallharte Geschäfte gemacht. Viele profitieren davon, aber selten die Ärmsten der Armen. „Die Altkleider-Lüge“, eine Sendung des Norddeutschen Rundfunks (NDR), taucht in die Thematik ein – mit erschreckenden Erkenntnissen. So wird mit den Kleiderspenden mitunter Armut nicht gelindert, sondern erst produziert.

Altkleider als knallhartes Geschäft

Getragene Kleider in den Sammelcontainer werfen, ist von vielen als Akt der Nächstenliebe gedacht. Doch ob die Sammlungen nun von Wohlfahrtsverbänden, in deren Namen oder aber von privaten, teils dubiosen Organisationen durchgeführt werden, von denen nicht einmal eine Adresse zu ermitteln ist, sie sind notwendig mit Kosten verbunden. Jemand muss die Container bezahlen, aufstellen, Leerungen und Transporte finanzieren, die Kleidung lagern, begutachten, sortieren und entscheiden, was weiter damit geschieht. Als Reaktion auf die NDR-Reportage hat das DRK eine Erklärung abgegeben, um für mehr Klarheit zu sorgen.

Markt in Bangladesch - junger Mann verkauft Altkleider aus der ersten Welt als Second-Hand-WareEin Teil der gesammelten getragenen Kleidung landet in deutschen Kleiderkammern, wo sie kostenlos oder gegen wenig Geld an Bedürftige abgegeben werden. Doch die Menge an Altkleiderspenden – rund 750.000 Tonnen Textilien sind es laut der Organisation FairWertung, einem Dachverband kirchlicher und gemeinnütziger Organisationen, der für Transparenz im Altkleidersektor sorgen will, pro Jahr in Deutschland – übersteigt den Bedarf bei weitem. Die überschüssige Ware wird verkauft – an professionelle Händler. Diese verkaufen die Kleidung zu Kilopreisen nach Afrika, Osteuropa oder in den Mittleren Osten. Auch das DRK „kooperiert“ nach eigener Aussage „mit der Verwertungsfirma Efiba“. Und die agiert kommerziell.

Kleiderspenden landen selten in Krisengebieten

„Dass Altkleider in Katastrophengebiete transportiert werden ist die Ausnahme, da es meistens wirtschaftlich günstiger ist, Kleidung für Hilfebedürftige in der Region selbst einzukaufen“, so die Erklärung des DRK. Und beispielsweise in Osteuropa ist die Second-Hand-Ware aus Deutschland beliebt – hat sie doch angeblich eine bessere Qualität als die Billigware aus China. Nur – wie viele Altkleider aus Deutschland sind wohl tatsächlich in Deutschland hergestellt worden? Doch das ist ein anderes Thema.

Altkleider und der Untergang der Textilindustrien in armen Ländern

Nicht nur, dass die „karitative“ Spende gebrauchter Kleidung zum Lebensunterhalt diverser Händler und Zwischenhändler beiträgt, die am Ende der Kette die Kleidung den Armen nicht schenken, sondern wiederum verkaufen, tragen die Massen an Altkleidern zusätzlich zum Untergang der Textilindustrie in manch armem Land bei. So ist es in Tansania, in der Dominikanischen Republik und anderswo. Fabriken können mit den Preisen der billigen Second-Hand-Ware nicht mithalten; müssen mithin schließen – die Arbeiter verlieren ihren Job und ihr Einkommen.

„Ob das tatsächlich der Fall ist, darüber sind sich auch Experten nicht einig“, kontert das DRK und verweist auf FairWertung: „FairWertung hat auch herausgefunden, dass in diesen Ländern sogar neue Arbeitsplätze entstanden sind, da eine große Anzahl von Menschen vom Handel oder dem Umarbeiten der Secondhand-Kleidung lebt.“ Es drängt sich die Frage auf, ob mehr Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren oder einen durch das Geschäft mit den Altkleidern bekommen. Und welche Variante besser für die Menschen in den armen Ländern ist.

Fotos: © picture-alliance/ dpa

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Über Lucy M. Laube

Lucy M. Laube ist eine freie Journalistin und diplomierte Sozialwissenschaftlerin. Zu ihren bisherigen beruflichen Stationen zählen unter anderem Radio Bremen, Greenpeace und das Goethe-Institut. Seit Anfang 2012 schreibt sie als Redakteurin für das Artikelmagazin.