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Wirtschaftsethik

Corporate Social Responsibility: Fadenscheiniges Feigenblatt oder volle Verantwortung?

Wirtschaftsethik: Corporate-Social-Responsibility bei UnternehmenEs gibt Leute in gehobenen Positionen, deren Gier nach Hochstatussymbolik unersättlich scheint. Je mehr diese Menschen schon besitzen, desto mehr wollen sie noch dazu haben. Da kann es schnell passieren, dass die Spitzenposition im Management oder im Aufsichtsrat oder das astronomische Einkommen nicht mehr ausreichen, um das monumentale Ego zu vergolden. Was aber leistet sich der Superstar, der schon alles hat? Was kitzelt den Gaumen derer, die vor lauter Reichtum eigentlich schon pappsatt sind?

Darauf haben in jüngster Zeit ein bekannter Versicherungskonzern und ein noch bekannterer Automobilhersteller eine ziemlich eindeutige Antwort gefunden: Sex. Kein Wunder, das die egomane Zurschaustellung derart geballter Dekadenz und Prasserei in der breiten Öffentlichkeit für Gefühle des Ekels und der Abscheu sorgt. Und das wiederum ist gar nicht gut fürs Geschäft. Darum entscheiden sich jetzt immer mehr Unternehmer ganz demonstrativ für eine „Corporate Social Responsibility“ (CSR), die die Wirtschaftswelt in der gesellschaftlichen Wahrnehmung wieder heil machen soll. Doch was soll man sich unter diesem Schlagwort vorstellen? Und wie ernst darf der „kleine Mann“ dieses neue unternehmerische Verantwortungsgefühl nehmen?

Unternehmerische Gesellschaftsverantwortung als Firmenphilosophie

„Corporate Social Responsibility“ lässt sich am ehesten mit „Unternehmerische Gesellschaftsverantwortung“ oder mit „Unternehmerische Sozialverantwortung“ übersetzen. Eine Firma, die sich diesem Konzept verpflichtet fühlt, erlegt sich selbst die Aufgabe auf, in Sachen Nachhaltigkeit, Respekt und verantwortlicher Wertschöpfung allerhöchsten Standards zu genügen. Das kann bedeuten, dass man gesetzliche Vorgaben freiwillig „übererfüllt“, dass die Geschäftstätigkeit ethisch und moralisch respektabel ist, dass der Umweltgedanke stets präsent bleibt, und das die Mitarbeiter stets vorbildlich und auf höchstem menschlichem Niveau behandelt werden. Klingt fast zu schön, um wahr zu sein.

Tatsächlich können sich die meisten kleinen und mittelständischen Betriebe (KMU) derartige „Gefühlsduseleien“ in ihrem Alltagsgeschäft nur selten erlauben. Doch große Konzerne, die nicht durch unappetitliche Skandale, sondern durch ihre fleckenlos weiße Weste ins gute Gespräch kommen wollen, leisten sich zunehmend den Luxus einer eigenen Abteilung für CSR, oft in enger Nachbarschaft zu den Vorstandsetagen. Insoweit besteht also eine gewisse Hoffnung darauf, dass das Märchen einer menschenfreundlichen und bodenständigen marktwirtschaftlichen Leitkultur doch noch eines Tages wahr werden könnte.

Echtes Gutmenschentum oder falsche Vernebelungstaktik?

Wie Hajo Stotz, Chefredakteur des traditionsreichen SCOPE-Magazins, in seinem Editorial der Ausgabe Juni 2011 schreibt, ist Corporate Social Responsibility im Prinzip „sicher eine gute Sache“. Doch falls diejenigen, die hier ganz professionell mit ihrem Namen und mit ihren Reden für die unternehmerische Sozialverantwortung eintreten, nur nach außen hin für Moral und Anstand marschieren, könnte die bestürzend hoch angelegte Ethik-Latte sehr schnell gerissen werden. Dann bekommt das medienwirksame „Greenwashing“ ganz schnell einen fauligen Beigeschmack. Konzerne, die es mit CSR wirklich und wahrhaftig ernst meinen, tun also gut daran, ihr verantwortliches Handeln so transparent und so nachvollziehbar wie möglich darzustellen. Wenn dann aus dieser Freiwilligkeit der ehrlichen Verantwortlichkeit eine vorteilhafte PR erwächst, dann sei das dem vorbildlich agierenden Konzern durchaus von Herzen gegönnt.

Weiterführende Links zum Thema „CSR“:

Hajo Stotz: Wein statt Wasser
http://www.scope-online.de/epaper/scope0611/scope_0611/blaetterkatalog/blaetterkatalog/html/wein_statt_wasser.html

Corporate Social Responsibility
http://de.wikipedia.org/wiki/Corporate_Social_Responsibility

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