Der Trend, der im Kino begann, hat sich längst auf dem Fernsehmarkt fortgesetzt: Bereits auf der letzten Funkausstellung standen 3D-fähige Fernsehgeräte und Blu-ray Player im Mittelpunkt des Interesses und jetzt vergeht kaum eine Woche, in der nicht ein Hersteller ein neues TV–Gerät auf den Markt bringt, mit dem der räumliche Blick möglich ist. Aber lohnt sich der Kauf eines solchen Gerätes und welche Qualität kann man bereits erwarten?
Faszinierende Einblicke
Spätestens seit „Avatar“ weiß auch das breite Publikum, wie faszinierend Filme in 3D sind. Das Gefühl zu haben, mitten im Film zu stehen, hinter die Büsche und Bäume zu schauen oder sich ducken zu müssen, weil einem plötzlich scheinbar etwas aus dem Bildschirm entgegen fliegt, ist einzigartig. Kein Wunder also, dass jeder, der einen neuen Fernseher kaufen will, dazu tendiert, gleich eines der den Markt rasant bereichernden 3D-fähigen Geräte zu erwerben. Das Online-Magazin Chip-Online hat kürzlich mit diesem Thema befasst und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass auch Zuhause bereits dreidimensional ferngesehen werden kann, weil die 3D-Technik gewaltige Fortschritte gemacht hat, dass sie aber längst noch nicht ausgereift ist.
Eine Menge Kinderkrankheiten
Ein Problem sowohl bei LCD- als auch bei Plasmageräten ist die enorme Reduktion der Helligkeit bei 3D-Darstellungen bis fast um die Hälfte, bedingt durch die dunkle Schaltung des Glases der Shutterbrillen, der Brille, die den 3D-Effekt erst möglich macht und beim Anschauen räumlicher Filme getragen werden muss. Diese Brillen, die nicht billig sind und deren Preis bei rund 100 Euro liegt, sind übrigens nicht kompatibel einsetzbar, das heißt, wenn Ihr Nachbar ein Panasonic-Gerät hat und Sie einen Sony-Fernseher, können Sie sich mit Ihren Brillen nicht einfach zum gemütlichen Filmabend treffen. Universalbrillen wurden bereits angekündigt, aber sind bisher noch keine bezahlbare Alternative.
Die Brille ist auch der Verursacher eines weiteren Problems der 3D-Technik, nämlich des sogenannten Ghosting oder Crosstalk. Wenn Display und Shutterbrille nicht hundertprozentig synchron arbeiten oder auch, wenn das Bild einen kurzen Augenblick zu lange nachleuchtet, hat man den Eindruck, Geisterbilder zu sehen, weil das rechte Auge Bilder sieht, die eigentlich für das linke bestimmt sind. Fernsehgeräte, bei denen ein besonderes Display die 3D-Brille überflüssig macht, wurden zwar als Prototypen auf der IFA 2010 bereits vorgeführt, sind aber für die Serienreife noch nicht tauglich.
Kaum Bildmaterial erhältlich
Um die dreidimensionalen Filme zuhause anschauen zu können, die als Blu-rays angeboten werden, ist natürlich ein entsprechender Blu-ray-Player nötig. Hier gibt es endlich einmal eine gute Nachricht: TV-Gerät und Player müssen nicht vom selben Hersteller sein, hier kann man variieren und die angebotenen Geräte sind von vergleichbarer guter Qualität. Doch beim Thema Film kommt man dann zum Hauptstolperstein:
Da kann man sich einen noch so fantastischen neuen 3D-Fernseher kaufen und hat doch kaum eine Möglichkeit, die räumlichen Funktionen zu nutzen. Bisher gibt es nämlich nur eine Handvoll frei verfügbarer Blue-ray Filme in 3D-Technik und einige Filme sind nur in Kombination mit dem Kauf eines neuen Players zu erwerben. Das Senden dreidimensionaler Fernsehprogramme wird sicher noch eine Weile auf sich warten lassen, von Plänen von Bezahlsendern zur Übertragung von einigen Fußballspielen einmal abgesehen.
Wer mit den neuen 3D-Geräten liebäugelt, sollte also getrost mit der Anschaffung noch etwas warten, es sei denn, es steht sowieso unumgänglich ein Neukauf ins Haus. Dann kann man die 3D-Technik getrost als Zugabe mitnehmen und die ansonsten ja gute 2D-Qualität genießen. Und die noch überschaubaren neuen 3D-Filme kann man ja bei einer Tüte Popcorn im Kino genießen.
© Pixel Trader Ltd. 2013 Alle Rechte vorbehalten