Tag der offenen Tür (Videospiele, Spielekonsole) in der staatlichen US-Forschungseinrichtung Brookhaven National Laboratory auf Long Island im Jahr 1959. Der Leiter der Abteilung für Mess- und Analyseinstrumente, William Higinbotham, lässt die Besucher Technik spielerisch erfahren, indem er einen Analogcomputer an einen Oszillographen anschließt und den Computer so programmiert, dass ein Punkt zwischen zwei Strichen hin und her „geschlagen“ werden kann. In der Mitte des Bildschirms trennt eine senkrechte Linie zwei Spielhälften. Tennis for Two ist geboren. Higinbotham hat allerdings nie ein Patent auf dieses Programm angemeldet.
Obwohl dies auch Steve Russel nicht getan hat, gilt trotzdem er als Vater des Computerspiels. Er war in den frühen 1960er Jahren Programmierer an der wichtigsten Forschungsstätte des Computerzeitalters, dem Massachusetts Institute of Technology in Cambridge (MIT). Es war jenes Institut, welches den ersten PDP-1-Rechner erhielt, einen vier Kubikmeter großen Schrank, der seinerzeit tatsächlich als Minicomputer gefeiert wurde. Steve Russel und sein Team belegten die Maschine und ließen bald darauf zwei abstrakte Raumschiffe über den Bildschirm „fliegen“, die man gegenseitig abschießen konnte. Space Wars war geboren, das erste echte Computerspiel. Doch blieb es ein PDP-exklusives Programm, welches nie die Normalbürger erreichen sollte und daher auch nicht patentiert wurde.
Deshalb wird der 1922 in der Südwestpfalz geborene und 1938 in die USA ausgewanderte Ralph H. Baer zum juristischen Vater der Computerspiele (Online Spiele). 1957 bis 1987 arbeitet er für Sanders Associates Inc. in Nashua, New Hampshire, zunächst als Co-Ingenieur und später als Chefingenieur, wo er für acht Geschäftsbereiche und 500 Beschäftigte verantwortlich ist. Die Firma führt Rüstungsaufträge aus, wie die Entwicklung von Flugzeugradarkomponenten, Abhörtechniken und den Bau der Startprogrammeinheit der Saturn-V-Rakete.
Mitte 1966 entwickelt Baer erstmals Ideen, wie man mit einem TV-Gerät spielen, also interagieren könnte. Zwischen 1967 und ’68 entsteht unter seiner Anleitung die erste Generation von Heimvideospielen.
1972 tourt Magnavox mit Infomobilen durch die Staaten, um mit dieser Roadshow für das Odyssey zu werben. Der Ingenieur Nolan Bushnell besucht solch einen „Magnavox Profit Caravan“ und spielt das Ping-Pong-Spiel. Später lässt er einen Münzeinwurfautomaten dieses (Tisch-)Tennisspiels entwickeln, nennt ihn PONG und gründet die Firma ATARI. PONG wird ein großer Erfolg. Die Automaten-Videospiele sind geboren. Magnavox klagt jedoch wegen Patentverletzung und siegt, woraufhin Bushnell Lizenzabgaben zahlen muss. Er ist nicht der Einzige, der von dem neuen Hype profitieren möchte, und so bringen viele Firmen ähnliche Spiele auf den Markt. Sie alle werden von Magnavox auf Lizenzabgaben verklagt. Somit summieren sich die Einnahmen aus dem Teletennisspiel bzw. seiner Lizenz bis Mitte der 1990er Jahre auf nahezu 100 Millionen Dollar.
1975 entwickelt Baer eine Videospielmethode, die erstmals mikroprozessorgesteuert ist und in Verbindung mit einem Videokassettenrekorder (VCR) funktioniert. Er entwickelte hierzu unterschiedliche Ansätze, wie Daten in Bildsignale umgewandelt werden können, um Echtzeit-Interaktion zwischen dem Spieler, VCR-basierter Grafik und mikroprozessor-generierten Action-Charakteren auf dem Bildschirm hergestellt werden kann.
Wer ein paar Bilder der ersten Videospiele anschauen möchte, findet sie auf Ralph Baers Webseite www.ralphbaer.com in der Rubrik „Video Game History“.
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