Wir leben in einer Zeit des Informationsüberflusses. Der Datenstrom wächst schneller, als wir ihn aufnehmen können. Und das meiste davon wird immer noch lesend erfasst. Zwar haben manche es aufgegeben, mit dem ständig wachsenden Datenstrom mithalten zu wollen und setzen auf Entschleunigung – beispielsweise durch Hörbücher. Doch die anderen entwickeln Strategien, um mehr in weniger Zeit zu schaffen. Die Technik des Schnelllesens zum Beispiel soll Menschen dazu befähigen, das Lesetempo um das zwei- bis dreifache zu steigern, ohne dass das Verständnis merklich darunter leidet.
Wie wir lesen
Beim Lesen bewegt sich das Auge ruckartig. Es springt in der Zeile von einem Fixationspunkt zum nächsten. Während der Fixation werden Informationen aufgenommen, während der Sprünge (Saccaden) werden diese Informationen verarbeitet. Bei normaler Schriftgröße können Informationen aus einem Gebiet gewonnen werden, das ungefähr 17-19 Schriftzeichen groß ist (Wahrnehmungsspanne), 3-4 Zeichen links und 14-15 Zeichen rechts vom Fixationspunkt. Worte können sogar nur ca. 7-8 Zeichen rechts des Fixationspunktes erkannt werden (Wortidentifikationsspanne).
Ein durchschnittlicher Leser schafft etwa 250 Wörter pro Minute, wobei ca. 75 % aller kurzen und 65 % aller Funktionswörter ausgelassen werden. Denn beim Lesen werden schon Wörter aus der Satzstruktur und aus dem Kontext des Textes vorhergesagt, Gut strukturierte Texte mit klaren Strukturen werden schneller gelesen, weil mehr Wörter ausgelassen werden können. Sehr verschachtelte Texte und unbekannte Inhalte erfordern dagegen ein genaueres Lesen, wodurch die Lesegeschwindigkeit sinkt.
Wer nun seine Lesegeschwindigkeit auf bis zu 700 Wörter steigern will, um in den Kreis der Schnellleser aufzusteigen, sollte folgende Punkte beachten.
Übung macht den Meister
Neue, unbekannte Wörter werden zwar buchstabenweise gelesen, dann jedoch als Bild mit der dazugehörigen Bedeutung abgespeichert. Je geübter ein Leser, desto größer die Anzahl der abgespeicherten Wörter und Wortgruppen, desto schneller also auch sein Lesefluss. Er macht weniger Sprünge und erfasst mehr Information pro Haltepunkt.
Konzentration und Interesse
Wer nicht bei der Sache ist bzw. sich nicht für einen Text interessiert, braucht viel länger, um ihn zu erfassen. Das Auge verweilt zu lange auf den Fixationspunkten, muss zu oft zurückspringen, Passagen zwei- oder dreimal lesen.
Umgebung und Einstellung
Gute Beleuchtung und aufrechte Haltung helfen ebenso wie z.B. ein Lineal als Lesehilfe. Man sollte bewusst versuchen, schnell zu lesen, große Bereiche zu erfassen und nicht jedes Wort, aber den Sinn jedes Satzes zu verstehen. Kein Hin-und-Herspringen, sondern konzentriertes Abarbeiten Zeile für Zeile.
Wer täglich viel auf diese Art und Weise liest, wird sein Lesetempo ganz automatisch über den Durchschnitt steigern. Irgendwann ist aber Schluss, dann geht das erhöhte Tempo auf das Verständnis.
Die Gestaltung des Textes
Zeichengröße, Schriftart und Zeilenlänge sind Faktoren, die der Leser nicht beeinflussen kann. Wenn er Glück hat, ist der Text in Spalten zu circa 50 Zeichen gesetzt, mit genügend, aber nicht zu viel Zeilenzwischenraum, in einer Serifenschrift zwischen ca. 10 und 14 pt Größe. Zu lange und zu eng gesetzte Zeilen verwirren das Auge. Ein vertrautes Thema, bekannte Schriften und korrekte Groß- und Kleinschreibung wirken sich ebenfalls positiv aus.
Fazit
All diese Dinge helfen, das Sequenzielle Lesen, also das Erfassen eines Textes von Anfang bis Ende, zu beschleunigen. Daneben gibt es noch andere Arten, wie die Technik des Diagonalen Lesens. Doch hierbei geht einiges an Informationen verloren. Um Texte in ihrer Gesamtheit schneller verarbeiten zu können, hilft nur eins: üben, üben, üben.
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