Täglich sorgt Youtube in deutschen Büros für spontane Lacher (Movies, Videos), begeisterte Jauchzer und sehnsüchtige Seufzer. Das Angebot der internationalen Videoplattform hat sich dank der passionierten User gehörig gemausert: Inzwischen werden nicht nur selbst gedrehte Filmchen ins Netz gestellt, sondern auch Schätze der Fernseh- und Musikgeschichte ausgegraben, in internettaugliche Videoformate verwandelt und mühevoll hochgeladen. Die Youtube-Besucher danken es mit freudigen Kommentaren und viel Lob, während Urheberrechtlern graue Haare wachsen.
Die Maschinerie ist kaum mehr zu stoppen: Fernsehskandale, die noch nicht mal von den Tageszeitungen aufgegriffen werden konnten, sind bereits wenige Stunden nach der Ausstrahlung auf Youtube zu begutachten und werden heiß diskutiert.
Musiker müssen damit rechnen, dass ihr Konzerte per Handykamera aufgenommen und flink hochgeladen werden. Alte Musikvideos und Filmausschnitte sind in so üppigen Massen vorhanden, dass es einer ganzen Armada an Anwälten bedarf, um gegen die verantwortlichen User vorzugehen.
Noch wird Youtube in dieser Form geduldet; und einige Plattenfirmen scheinen sich allmählich damit abzufinden. Statt in Prozesse zu investieren, nutzen sie die Popularität von Youtube und stellen schlichtweg selbst die neuesten Videos ihrer Stars online – und zwar in allerbester Qualität, mit Extras versehen und natürlich durch Werbehinweise ergänzt.
Den Usern kann das nur Recht sein: Endlich müssen sie nicht mehr auf Zufallstreffer im Musikfernsehen hoffen, wenn sie Aufnahmen ihrer Stars sehen möchten. Und dabei wird beileibe nicht nur die Jetzt-Zeit beleuchtet – sogar Ausschnitte des großartigen Woodstock-Festivals 1969 werden in Youtube aufgelistet und in epischer Breite kommentiert.
Das Schöne dabei: Auf Youtube trifft sich die ganze Welt. Die Standard-Sprache ist englisch; doch viele Gäste kommentieren die Filmchen auch in ihrer Landessprache. Dieses Zusammenrücken bringt interessante Blüten hervor. So gibt es innerhalb der gigantischen Youtube-Gemeinde eine stattliche Reihe an indianischen Usern, die Bilder ihrer Vorfahren mit nativer Musik unterlegen und sich damit für die Wiederbelebung der indianischen Kultur stark machen.
Andere Mitglieder widmen sich der politischen Aufklärung und sammeln Fernsehausschnitte zu aktuellen Reiz-Themen oder nehmen selbst die Kamera in die Hand, um ihr Leben zu dokumentieren.
Ein Großteil der Youtube-Streifen aber beruht auf purer Nostalgie: Musikvideos aus den 1980er Jahren, vergessene One-Hit-Wonder oder kurze Clips aus alten Fernsehserien motivieren die Finder dieser amüsanten Merkwürdigkeiten zu wahren Dankeshymnen – schließlich basieren die Aufnahmen auf alten, privaten Video-Mitschnitten Wildfremder und könnten ohne die weltweite Vernetzung niemals genossen werden.
Youtube ist allerdings ein reines Live-Erlebnis: Die Filmchen und Musikvideos können nicht auf dem Computer abgespeichert werden. Auch wird man auf Youtube keine kompletten Filme oder Serienfolgen finden. Dafür kann sich jeder Besucher einen eigenen Account anlegen und sich dort die Links zu seinen persönlichen Favoriten abspeichern.
Übrigens: Das Anschauen der Videos ist nicht strafbar. Lediglich das Veröffentlichen von geschütztem Material kann juristische Konsequenzen nach sich ziehen. Bezüglich der Inhalte kontrolliert Youtube sich selbst: Pornografische Aufnahmen, rassistisches Propagandamaterial und brutale Gewaltszenen sind unerwünscht.
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