Die einen sehen in der Internetplattform WikiLeaks ein Mittel, um die Welt ein kleines bisschen besser zu machen, Transparenz zu schaffen und Korruption und unethisches Verhalten in Regierungen und Unternehmen aufzudecken. Das entspricht auch der Selbstdarstellungen von WikiLeaks und ihres Gründers Julian Assange.
Kritiker hingegen sehen darin eine Gefährdung politischer Strategien, beteiligter Personen und Informanten. Sie werfen WikiLeaks die Verletzung privater Rechte und pure Stimmungmache vor. Wie überall liegt die Wahrheit wohl irgendwo dazwischen.
Enthüllungen geheimer Dokumente schon vor WikiLeaks
Die Macht journalistischer Enthüllungen zeigte sich nirgends deutlicher als in den 1970er Jahren, als nach den Veröffentlichungen der Pentagon-Papiere gezielte Falschinformationen der amerikanischen Regierung über den Vietnamkrieg bekannt wurden und die Stimmung in der Bevölkerung sich schlagartig gegen den Krieg wandte.
Die Aufklärungen im Zuge der Watergate-Affäre, die zu einer Verfassungskrise und zum Rücktritt von Präsident Nixon führten, beruhten ebenfalls auf Veröffentlichungen in den Medien.
Auf diesen Spuren wollten Julian Assange und andere, geheim gebliebene Idealisten wandeln, als sie 2006 mit WikiLeaks denen eine Plattform zur Verfügung stellten, die vertrauliche Papiere und Verschlusssachen öffentlich machen und auf Missstände und Missbräuche hinweisen wollen. WikiLeaks finanziert die Kosten für Servergebühren, Verwaltung und Geldstrafen ausschließlich über Spenden.
Dokumente hochladen kann jede und jeder
Die Technologie der Enthüllungsplattform ist vergleichbar mit der von Wikipedia, obwohl WikiLeaks mit dieser Internetbibliothek nichts gemein hat. Jeder kann im Uploadbereich Dokumente über verschlüsselte, anonymisierte Verbindungen auf Server hochladen, die sich in verschiedenen Ländern mit gesetzlichem Schutz journalistischer Arbeit befinden.
Bisher war diese Verschlüsselung durchweg erfolgreich. Im Fall des amerikanischen Soldaten Bradley Manning, der wegen der Weitergabe eines geheimen Videos über einen umstrittenen Einsatz im Irak vor Gericht steht, war es sein eigenes Plaudern in einem Chat, das ihn verraten hat.
In der Kritik: Gefährdung Einzelner durch die Enthüllungen
Hochgeladene Dokumente werden vor der Veröffentlichung von den Helfern von WikiLeaks auf ihre Echtheit hin überprüft. Diese Kontrolle sei aber nicht ausreichend und hundertprozentig sicher, kritisieren Gegner von WikiLeaks, und Fälschungen nicht ausschließen – ein Problem, mit dem aber auch herkömmliche Medien zu kämpfen haben.
Viele weisen auf den mangelnden Schutz der Privatsphäre hin und auf die Gefährdung von Soldaten, zivilen Mitarbeitern und Informanten, die sich auf Einsätzen in feindlichen Gebieten befinden und durch die Enthüllungen kenntlich gemacht werden.
Informationsfreiheit oder Sicherheitsrisiko?
Viele Regierungen, insbesondere die USA, nehmen eine äußerst kritische oder ablehnende Haltung WikiLeaks gegenüber ein. Sie betrachten das Veröffentlichen von geheimen Informationen nicht als Nutzen der Informationsfreiheit, um Fehlverhalten, Verschwörungen und Gefährdungen der Demokratie anzuprangern, sondern schlicht als Gefährdung der nationalen Sicherheit. Was geheim sei, müsse auch geheim bleiben. Deshalb stehen „undichte Stellen“ und Informanten (im Englischen poetisch „Whistleblower“ genannt) immer in der Gefahr, strafrechtlich verfolgt zu werden.
Foto: Wikipedia:Cirt
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