Alle Männer, die gerne und mit Freuden zur Krebsvorsorge beim Urologen vorstellig werden möchten, bitte mal Hand hoch. Was denn – nur einer? Und ausgerechnet George Clooney? Das könnte man so erklären, dass der einstige „Sexiest Man Alive“ sich, nach ureigenstem Bekunden, lieber der „großen Hafenrundfahrt“ beim begummihandschuhten Männerarzt stellen würde, als einen Facebook-Account zu unterhalten. Erstaunlich genug, nicht wahr? Doch worauf gründet diese tiefe Abneigung, die sogar die diagnostischen Handgreiflichkeiten einer Krebsvorsorgeuntersuchung ganz plötzlich in einem attraktiveren Licht erscheinen lässt? Und welche Begleiterscheinungen von Facebook stoßen nicht nur süßen Typen sauer auf?
Party, bis die Polizei kommt
Thessa war nur der Anfang. In jugendlichem Leichtsinn und unter gänzlicher Abwesenheit wünschenswerter Denkakte rief die kleine Netzwerkerin die ganze Welt zur Facebook-Fete. Und alle kamen. Auch die, für die nicht das Wiegenfest als solches, sondern die Möglichkeit zu Krawall und Randale ein guter Grund zum Feiern war. Die Zeche samt Polizeieinsatz & Co. durfte dann der Steuerzahler berappen. Und das dumme Beispiel hat leider Schule gemacht. Seit „Thessa Forever“ den virtuellen Weg freiräumte, sind ausufernde Facebook-Partys der Albtraum jeder Ordnungsbehörde. So auch wieder auf einer anderen öffentlichen Facebook-Feier, die, wie bei 2000 „Gästen“ durchaus zu erwarten war, kräftig eskalierte. Einmal mehr musste die Polizei Security spielen, einmal mehr gab es Festnahmen, einmal mehr blieben Sachschäden in gut fünfstelliger Höhe auf dem Schlachtfeld zurück. Von den 115.000 Euro, die der notwendige Großeinsatz gekostet hat, ganz zu schweigen. Die alte Frage, „Wer soll das bezahlen“, steht nun zur Klärung an. Keiner Klärung bedarf allerdings der Umstand, dass sich Facebook mit solchen hirnlosen Aktionen seiner grenzdebilen Mitglieder in der Öffentlichkeit wenig Freunde macht.
„Komm her, ich mach Dich Krankenhaus“
Natürlich wird bei Facebook auch hitzig debattiert. Dabei kann sich der Disput so zuspitzen, dass glühende Tastaturen zum geistigen Schlagabtausch nicht mehr ausreichen. Dann verabredet man sich in der realen Welt, um sich dort im Diskurs auf echter Augenhöhe zu begegnen. So geschehen im Werler Stadtwald, der einer Gruppe jugendlicher Streithähne als Duellplatz dienen sollte. Doch wie das immer so ist, waren plötzlich deutlich mehr parteiische Sekundanten auf dem Plan, als man veranschlagt hatte, und das Treten, Schlagen, Hauen und Stechen konnte fröhlich losgehen. Wäre nicht die Soester Polizei dazugekommen, hätte Schlimmes passieren können. Allerdings haben die Beamten seit dem ihre recht dezidierte Meinung zu den real existierenden Auswüchsen virtueller sozialer Netzwerke. Oder sollte man inzwischen lieber sagen: asozialer Netzwerke?
Wächst denn kein einziges gutes Haar an Facebook?
Natürlich hat diese Plattform auch ihre positiven Seiten. Denn beileibe nicht jeder, der hier einen Account unterhält, zieht seinen Hut mit der Beißzange an. Es gibt durchaus auch verantwortungsvolle und intelligente „Mediacs„, die sich hier unaufgefordert an die Nettiquette halten, und die nichts Böses im Schilde führen. Denen soll der Spaß am Netzwerken natürlich nicht verdorben werden. Und auch die Aufklärungsfunktion von Facebook darf man nicht unterschätzen. Immerhin gibt sogar George Clooney als überzeugter Skipit zu, dass es für versaute oder verlogene Politiker durch Facebook zunehmend unmöglich wird, mit irgendwelchen Untaten unbemerkt davonzukommen. Eine aufmerksame und kritisch hinschauende Öffentlichkeit zu schaffen, kann eben auch was Positives haben.
Liebes Facebook! Wenn Du einen guten Ruf behalten oder wiederbekommen willst, dann solltest Du in Deinen Netzen nicht jedem alles erlauben. Ein paar intelligente Routinen und Sicherheitssysteme wären sicher auch nicht schlecht, um die Thessas dieser Welt vor sich selbst zu schützen. Es ist sicher nicht zu früh, sich als verantwortungsvoller Seitenbetreiber einmal zu fragen, wo man den Spaß sinnvoll begrenzen sollte, um Schaden gar nicht erst entstehen zu lassen.
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