Die jüngst veröffentlichte Studie „Best Practice in Police Social Media Adaptation“ zeigt, dass der Einsatz von sozialen Netzwerken, die Arbeit der Polizei effektiv unterstützen kann. Im Rahmen des EU-Projekts COMPOSITE (Comparative Police Studies in the EU) wurden europaweit die Internetexperten der Polizeiorganisationen zu dem Thema befragt. Die Studie fasst nun die Erfahrungen der Polizisten zusammen, die sich früh mit dem sozialen Netzwerk auseinandersetzten und im Grunde Pionierarbeit auf dem Gebiet leisteten.
Chancen der sozialen Netzwerke
In Großbritannien gehören Internet-Werkzeuge wie Facebook oder Twitter schon lange zum Alltag vieler Polizeistationen. Dabei befinden sich die Beamten aber keineswegs nur auf der Lauer nach Online-Verbrechern, sondern vielmehr nutzen sie die sozialen Netzwerke als modernes Sprachrohr zur Kommunikation mit der Bevölkerung. So werden beispielsweise aktuelle Aktivitäten der Anwohnerschaft vermittelt und Warnungen oder Suchanzeigen einfach online übermittelt. Der betreffende Beamte fungiert dabei quasi als Pressestelle aus erster Hand, an der sich der Bürger aktiv beteiligen kann. Das verstärkt den Dialog zwischen Bürgern und Beamten, die Arbeit der Polizei wird transparenter und das Vertrauen der Bevölkerung wächst. Denn unterm Strich umgeht beispielsweise die Kommentarfunktion im sozialen Netzwerk die bürokratischen Zwänge, was die Kommunikation unmittelbarer und lockerer werden lässt.
Überwiegend positive Resonanz erwartet
Für den Projektkoordinator Dr. Sebastian Denef vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT, ist es keine Frage mehr, ob die Polizei breitflächigen Einzug in die sozialen Netzwerke erhält, sondern lediglich wie dies von statten gehen soll. „Denn wenn die Polizei nicht selbst aktiv wird, füllen andere die Lücke“, so der Experte, der in diesem Zuge auf eine inoffizielle Facebook-Seite aus Berlin verweist. Diese bringe aktuelle Polizeinachrichten aus der Stadt und könne bereits rund 15.000 Fans vorweisen. Ein weiteres Beispiel sei der Twitter-Kanal eines Polizei-Fans, der für die niederländische Region Haaglanden twittert, und dessen Nachrichten bereits über 2.500 interessierte Bürger folgen. Um dabei aber Gerüchte, Spekulationen und Missverständnisse zu verhindern, müsse die Lücke von einer vertrauenswürdigen offiziellen Quelle geschlossen werden.
Die Zeiten ändern sich
Die sozialen Medien werden vor allem von jüngeren Menschen verstärkt genutzt, wobei Zeitung, Radio und Fernsehen zunehmend in den Hintergrund treten. Auch unter diesem Gesichtspunkt muss die Polizei schritt halten, um den Anschluss nicht zu verpassen. Doch auch in der Gefahrenprävention könnten sich die sozialen Netzwerke als durchaus hilfreich erweisen. Wird die Arbeit damit ernsthaft betrieben, so lassen sich frühzeitig Hinweise auf Attentate oder Amokläufe ermitteln. So könnten auffällige Äußerungen beispielsweise von den Nutzern mit einem einfachen Knopfdruck gemeldet werden und die Beamten sich um den Sachverhalt kümmern. Auch in Krisensituationen könnte man die Bevölkerung aus erster Hand zuverlässig und unabhängig über die aktuelle Lage informieren.
Noch viele Fragen offen
Natürlich müssen die genannten Vorteile auch gegen die Nachteile aufgewogen werden und vor allem in Deutschland gibt es einige rechtliche Fragen zu klären, bevor die Polizisten in den sozialen Netzwerken aktiv werden können. Im Europäischen Ausland sind die Hürden dafür teilweise bedeutend niedriger angesiedelt als hierzulande. Auch wie das Zusammenspiel zwischen Dienstleistern wie Facebook oder Twitter mit deutschen Behörden im Einzelnen aussehen könnte, gilt es noch zu klären. Insgesamt ist man jedoch überzeugt, dass die „Polizei im Internet“ ein großes Potenzial birgt, dass man so schnell wie möglich auch nutzen sollte.
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